TUI-Cruises-Chefin Meier Vom Ballermann über Lanzarote an die Spitze

Seit acht Monaten leitet Wybcke Meier die Kreuzfahrtreederei TUI Cruises. Die 46-Jährige ist nicht neu im Geschäft – sie hat sich von der Pike auf ohne Studium nach ganz oben gearbeitet. Ein Besuch bei einer Überfahrt.

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TUI Cruises, Mein Schiff, Wybcke Meier Quelle: Aleksi Poutanen für WirtschaftsWoche

Heute ist Wybcke Meiers großer Tag, der wichtigste, seit die 46-Jährige vor rund acht Monaten zur Vorstandsvorsitzenden von TUI Cruises ernannt wurde. An diesem zweiten Freitag im Mai übernimmt die Kreuzfahrttochter des Touristikkonzerns TUI und der US-Kreuzfahrtreederei Royal Caribbean Cruises (RCCL) im finnischen Turku offiziell ihren jüngsten Flottenzuwachs: „Mein Schiff 4“ mit 1253 Kabinen für 2506 Gäste.

„Mein erstes Schiff“, sagt Meier stolz. Zwei Jahre hat die Meyer Turku Werft, der finnische Ableger der Papenburger Meyer Werft, an dem 500 Millionen Euro teuren Dampfer gebaut. Das Horn ertönt, über Lautsprecher gibt der Kapitän durch, dass die Verantwortung für das Schiff jetzt auf ihn und seine rund 1000 Mann starke Crew übergegangen ist.

Die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt
Foto der Disney Dream Quelle: REUTERS
Foto der Carnival Dream Quelle: dpa
Platz 8: MSC Fantasia / Splendida / Divina / PreziosaGewicht: 137.936 BRZ Kabinen: 1637 Die vier Schiffe der Reederei MSC Kreuzfahrten sind vor allem auf dem Mittelmeer unterwegs. Als die MSC Fantasia 2008 in Dienst gestellt wurde, war sie  das größte Passagierschiff einer europäischen Reederei überhaupt. Mittlerweile haben andere aufgeholt. Quelle: PR
Foto der Voyager of the Seas" Quelle: dpa
Foto der Royal Princess Quelle: Creative Commons
Foto der "Norwegian Breakaway" Quelle: dpa
Foto der "Queen Mary 2" Quelle: AP

„Das war mein teuerster Einkauf“, scherzt Meier. Die Anspielung eines Kollegen auf ihre in der Touristikbranche bekannte Vorliebe für exklusive Highheels („Überleg mal, wie viel Paar Schuhe Du dafür bekommen könntest.“) lächelt sie lässig-freundlich-souverän weg.

Studiert hat sie nicht, dafür kennt sie, wovon viele Topmanager wenig Schimmer haben: die Befindlichkeit der eigenen Kundschaft, „der angenehmen, wie der unangenehmen“, deren Wünsche, Träume und Enttäuschungen. „Reisen sind ein hoch emotionales Produkt“, sagt Wybcke Meier. Das sagen zwar alle Touristiker, aber sie sagt den Satz so, dass man ihn ihr abnimmt.

Jeden Monat auf dem Schiff

Kulturreisen mit Bestseller-Autoren an Bord, Genussreisen mit Spitzenköchen und Sushi-Kursen, Sportreisen mit Golftunieren oder Cycle-Camps und die legendären, immer binnen weniger Tage ausgebuchten Full-Metal-Cruises für Heavy-Metal-Fans sind schon heute im Programm der Reederei. Yoga-Fan Meier will „die unaufdringliche Vielfalt“ rund um die Themen Sport, Kunst und Kultur erweitern.

Anregungen holt sie sich, wenn sie – jeweils für ein paar Tage im Monat – auf einem der Schiffe mitfährt, mit Passagieren und Crew-Mitgliedern spricht oder einfach die Ohren offenhält: „Das Produkt kann nur gut für den Kunden sein, wenn es auch gut ist für die Mitarbeiter.“

Das Touristikgeschäft hat sie von der Pike auf gelernt. Auf Helgoland aufgewachsen, will Meier „etwas von der Welt sehen“ und heuert nach der Schulzeit als Reiseleiterin bei Fischer Reisen in Hamburg an, „im Sommer am Ballermann auf Mallorca, im Winter auf Lanzarote.“ Es folgt die Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau.

Wie TUI wachsen will

Was im Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres genauso wichtig ist: In den folgenden Jobs mit Marketing- und Vertriebsverantwortung entwickelt sie ein enges Verhältnis zu den Reisebüros, ohne die im deutschen Touristikmarkt nach wie vor nichts läuft: Mehr als 90 Prozent aller Pauschalreisen werden trotz Internet noch immer dort gebucht, bei Kreuzfahrten sogar noch mehr.

Den Kontakt zu den meist kleinen, den großen Reisekonzernen oft misstrauisch gegenüberstehenden Vermittlern hat Meier außerdem durch ihr Engagement im Deutschen Reiseverband (DRV) gepflegt und vertieft: Bis zum Amtsantritt bei TUI Cruises war sie dort Vorstandsmitglied der Gruppe mittelständischer Reiseveranstalter. Bei den Vertriebspartnern genießt sie seitdem einen Vertrauensvorschuss, der ihr den Job bei der schnell wachsenden TUI-Beteiligung erleichtern dürfte. Damit die Reisebüros wissen, was sie verkaufen sollen, hat Meier vor der offiziellen Jungfernfahrt der „Mein Schiff 4“ im Juni mehrere Kurzkreuzfahrten nur für Expedienten angesetzt.

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