Weihnachten, erzählt Fritz Joussen, hat er dieses Jahr auf Fuerteventura gefeiert. Und im Sommer will er nach Italien fahren, in die Toskana. Der Chef von Europas größtem Reisekonzern Tui wählt damit dieses Jahr die gleichen Ziele wie Millionen andere Urlauber. Spanien und Italien sind die liebsten Urlaubsländer der Deutschen. Dieses Jahr könnte es an den Stränden und an den Hotelpools auf den kanarischen Inseln oder an der italienischen Küste noch voller werden als bisher. Denn die Anschläge in Tunesien, Ägypten und der Türkei haben die Reisenden verunsichert. Sie sehnen sich nach sicheren, bekannteren Reisezielen.
Um 40 Prozent sind alleine die Buchungen für die Türkei in den vergangenen Wochen eingebrochen, berichtete der Reiseveranstalter im Vorfeld seiner Hauptversammlung. An der Börse kam diese Nachricht gar nicht gut an: Die Aktie fiel am Morgen um mehr als 2,5 Prozent. Auf der Hauptversammlung will Tui-Chef Joussen seine Aktionäre beruhigen: Kein Problem, wir sind in der Lage, darauf zu reagieren. Statt in die Türkei will Europas größter Reisekonzern seine Gäste einfach nach Spanien weiterleiten.
Im ersten Quartal schrieb der Konzern mit Sitz in Hannover 101,7 Millionen Euro operativen Verlust – nicht unüblich im für Tourismuskonzerne immer schwierigen Winter. Im Vorjahresquartal lag der operative Verlust auf ähnlichem Niveau. Gewinn fahren die Unternehmen erst im Sommer ein. Joussen gibt sich zuversichtlich: Auch in diesem Jahr erwartet er zum Ende hin ein dickes Plus, trotz aller Krisen und Katastrophen. Um mindestens zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro soll das bereinigte Ergebnis wachsen.
Diese Nationen verreisen am meisten
Die Kanadier landen auf Platz 6 der Nationen, die am meisten Reisen außerhalb ihres Landes machen. Auch bei den Ausgaben für ihre Urlaube landen die Kanadier auf Platz 6.
Platz 5 geht an die reisefreudigen Franzosen. Allerdings reisen Franzosen günstiger als andere Nationen: Betrachtet man die Ausgaben der Urlauber aus den unterschiedlichen Ländern, landet Japan auf Rang 5.
Rund 1,37 Milliarden Chinesen gibt es auf der Welt, immer mehr von ihnen reisen in andere asiatische Länder, aber auch nach Europa oder Amerika. Damit erreichen die Chinesen Platz 4 der Nationen mit den meisten Reisen. Was die Urlaubsausgaben angibt, erreichen die Chinesen sogar den zweiten Rang.
Die Briten lieben ihren All-Inclusive-Urlaub. Das bringt ihnen Rang 3 der reisefreudigsten Nationen. Bei den Ausgaben allerdings landet Großbritannien nur auf dem vierten Rang.
Kaum eine Nation ist häufiger im Ausland anzutreffen als die Amerikaner: Die USA erreicht mit ihren rund 320 Millionen Einwohnern Rang zwei der Nationen mit den meisten Urlaubsreisen. Bei den Ausgaben rücken die Amerikaner sogar auf den ersten Platz.
Urlaubsweltmeister aber bleiben die Deutschen: 80 Millionen Einwohner machen rund 70 Millionen Urlaubsreisen im Jahr - allerdings vor allem günstige. Beim Umsatz mit Auslandsreisen erreicht Deutschland nur Rang 3.
Dabei setzt er auf das Kreuzfahrtgeschäft, vor allem aber auf eigene Hotels. Tui rühmt sich als integrativer Konzern, der im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern sich nicht nur als Vermittler von Reisen versteht, sondern auch selbst noch Schiffe, Flugzeuge und Hotels besitzt. Das bedeutet: Wenn es gut läuft, kann Tui damit doppelt verdienen. Doch wenn es schlecht läuft, trägt Tui auch das doppelte Risiko.
Das gilt auch für die Türkei, dem bisher drittliebsten Urlaubsland der Deutschen: Dort ist Tui mit seinen Robinson-Clubs stark vertreten, die nun das Zögern der Gäste spüren. Knapp 1,9 Millionen Gäste hat Tui im vergangenen Geschäftsjahr in die Türkei geschickt. „Jetzt planen wir für eine Million Gäste“, sagte Joussen. Rund 500.000 Betten für diese Gäste hat Tui in eigenen Hotels oder bei Vertragspartnern – der Reisekonzern müsste Strafen an seine Partner zahlen, wenn er diese Zimmer nicht füllen kann.
Umso mehr kann sich Joussen über jeden Gast freuen, der in Spanien Urlaub macht. Dort wirbt Tui vor allem mit seinen Riu-Hotels. Der Reiseveranstalter hält rund die Hälfte der Anteile an der Hotelkette, die in vielen Regionen Marktführer ist.
Damit profitiert die Riu-Kette enorm von den nun nach Spanien strömenden Gäste: Schon im Winter, für Tui das erste Quartal des aktuellen Geschäftsjahrs, konnten die Riu-Hotels ihre Auslastung um 2,3 Prozent verbessern. Die Nachfrage treibt den Preis: Immer weniger Reiseveranstalter sind bereit, Last-Minute-Angebote und Rabatte zu vergeben. „Das ist einer der Gründe, warum unsere Riu-Hotels fast 13 Prozent höhere Durchschnittspreise haben“, sagte Joussen.
In den kommenden Jahren will Tui noch mehr Hotels eröffnen, auf den kapverdischen Inseln, aber auch in der Karibik. Schließlich herrscht dort im Gegensatz zur Türkei oder Nordafrika auch das ganze Jahr Urlaubswetter. 750 Millionen Euro will Joussen dafür alleine in diesem Jahr investieren.
Doch in der Türkei, in Ägypten oder Tunesien wird man davon wohl nichts merken. „Letztendlich ist unsere Philosophie, dass wir dann in die Gebiete zurückgehen, wenn es auf der Nachfrageseite möglich ist und geboten ist", sagt Joussen. Und die Gäste, so scheint es, wollen nach Spanien. Auch wenn sie dafür mehr zahlen müssen.