Übernahme von Transaero Wie Putin Aeroflot vom Himmel holt

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Der Ballast in der Bilanz

Bald dürfte der marode Flieger erst Recht zum Problem für den Aeroflot-Chef werden. Die Flotte mit über 100 Maschinen ist weitaus älter als seine, dazu deutlich schlechter ausgelastet. Transaero hat etliche neue Flieger bestellt, die Aeroflot allesamt nicht braucht, deren Kaufverträge aber schwer zu lösen sein werden. Einen schwierigen Sanierungsfall holt sich Saweljew da ins Haus.

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Zumal der Marktführer immer noch schwer an früheren Übernahmen trägt: Gesellschaften wie „Rossija“ oder „Atlant-Sojus“, zu deren Aufkauf er während der Finanzkrise genötigt worden war. Saweljew war damals so weise, die unliebsamen Töchter als separate Marken weiterfliegen zu lassen. So vermiesen sie im besten Falle nur die Bilanz der Gruppe, nicht das Ergebnis oder gar das Image der Kernmarke. So wird er sicher auch mit Transaero verfahren.

Putin vertraut auf seine starken Konzerne, zu denen neben Gazprom eben auch Aeroflot zählt. So gesehen könnte es Saweljew als Auszeichnung verstehen, mal wieder ein Stück russische Luftfahrt retten zu dürfen. Doch so patriotisch ist der Mann nicht. Und diesmal sind die Vorzeichen deutlich ungünstiger, denn Aeroflot steckt selbst in der Krise: Der Absturz des Rubel hat die Kosten im ersten Halbjahr um ein Viertel steigen lassen, da die Flugzeuge in Dollar abbezahlt werden und auch Wartungsverträge in Fremdwährungen laufen. So verbuchte Aeroflot trotz eines Umsatzplus von 26 Prozent in diesem Zeitraum einen Nettoverlust von knapp 50 Millionen Euro. Dabei bricht die Wirtschaftskrise in Russland erst jetzt langsam aus, mit sinkendem Passagieraufkommen ist zu rechnen.

Nicht einmal günstigere Kerosinpreise werden helfen, die Staatslinie auf Gewinnkurs zu halten – und die vielen Preise der vergangenen Jahre auch nicht. So sehr sich Witalij Saweljew auch Mühe gibt, mit dem Staat an Bord kann er seine Aeroflot schwer zur Wettbewerbsfähigkeit trimmen. Der Ballast in der Bilanz drückt einfach aufs Ergebnis. Bedanken kann er sich bei Wladimir Putin.

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