Übernommener Bauriese Bei Hochtief regiert der Frust

Seite 4/4

Die Personalie Verdes

ACS-Vorstandsvorsitzender Florentino Perez bekommt Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Quelle: REUTERS

Bis vor kurzem konnte Pérez, der auf rund zehn Milliarden Euro Schulden sitzt, auf die Unterstützung ausländischer, vor allem französischer Banken hoffen, darunter Société Générale und die Investmentbank Lazard. „Aber jetzt spürt er aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Aussichten in Spanien, wo er bisher Referenzbauunternehmen des Staates war, sowie wegen eines enormen Refinanzierungsdrucks seiner Schulden auch Druck von seinen Getreuen“, sagt Manuel Romera, Chef der finanzwissenschaftlichen Abteilung der IE Business School in Madrid.

Selbst die Analysten der Pérez wohlgesinnten Credit Suisse haben ihre Einschätzungen nach unten korrigiert. Grund: Der Schuldenstand bei ACS ist inzwischen rund sieben Mal so hoch wie der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des Unternehmens. Credit Suisse sieht 2012 Finanzierungsbedarf für die laufenden ACS-Verbindlichkeiten in Höhe von 2,3 Milliarden Euro. Deswegen stuft die Bank die ACS-Aktie auf Verkauf und sieht ihr Kursziel nur noch bei 13 Euro. Mitte März notierte sie noch bei 22 Euro.

Wankt der Baulöwe aus Madrid?

Bei seiner Baustelle Hochtief hat Pérez jetzt zu einer Notmaßnahme gegriffen. Er versetzte seinen Vertrauten Marcelino Fernández Verdes, der seit 2007 Aufsichtsrat war, zum 15. April in den Hochtief-Vorstand. Dort soll er – offiziell – das Amerika-Geschäft verantworten. Inoffiziell soll er Leighton und Hochtief wieder auf Kurs bringen.

Im seit Mai 2011 von Ex-Continental-Chef Manfred Wennemer geführten Hochtief-Aufsichtsrat hatte sich zunächst Widerstand gegen die Personalie geregt, berichten Mitglieder des Gremiums. Einige Kontrolleure verhinderten im Februar weiter reichende Kompetenzen für den Spanier. Abgestimmt wurde deshalb erst im März. Ingenieur Verdes, 56, gibt nun alle Funktionen im ACS-Konzern auf, zieht mit seiner Frau nach Deutschland und ist Stieler unterstellt. Auf dem Papier jedenfalls.

Doch kaum in Essen an Bord, wird Fernández Verdes in spanischen Medien für ein anderes, höheres Amt gehandelt: für das des ACS-Chefs. Die March-Gruppe, die über ihren Investment-Arm Alba ACS im Griff hat, hat Pérez, der das Unternehmen seit 1997 führt und selber 12,5 Prozent an ACS hält, angeblich den Rücktritt nahe gelegt. „Für Pérez wird es brenzlig“, sagt Experte Romera. Sollte er tatsächlich kippen, gehen die Turbulenzen bei Hochtief erst richtig los.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%