Unister-Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat am Montag das Kurzreise-Onlineportal kurz-mal-weg.de rückwirkend zum 1. November an den Reiseveranstalter Fit Reisen verkauft. Damit hat Flöther den ersten Unister-Geschäftsbetrieb veräußert. Flöther konnte den Geschäftsbetrieb jetzt einzeln verkaufen, weil kurz-mal-weg.de innerhalb der Unister-Gruppe bereits für einen möglichen Börsengang ausgegliedert worden war.
Der Notarvertrag wurde am Montag unterzeichnet, wie die WirtschaftsWoche und das Handelsblatt von Insidern erfahren haben. Flöther bestätigte den Verkauf. Alle gebuchten Reisen würden wie vereinbart erbracht, hieß es.
Das Frankfurter Unternehmen Fit Reisen übernimmt den Geschäftsbetrieb inklusive der 16 Arbeitsplätze am Standort Leipzig. Der Plan des Investors sieht vor, den Geschäftsbetrieb von kurz-mal-weg.de in die neugegründete KMW Reisen GmbH zu überführen, die eine hundertprozentige Tochter von Fit Reisen ist. Das Buchungs-Portal von kurz-mal-weg.de soll dabei erhalten bleiben. Fit Reisen will das Portal weiter ausbauen. Möglich wäre etwa ein Einstieg ins Veranstalter-Geschäft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Unister-Insolvenz - Ein Wirtschaftskrimi?
Der Fall ist mysteriös - und klingt nach einem Wirtschaftskrimi: Selfmade-Millionär und Gründer des Leipziger Internetunternehmens Unister, Thomas Wagner, stürzt am 14. Juli 2016 mit einer Privatmaschine in Slowenien ab. An Bord Bargeld. Kurz darauf meldet die Holding Insolvenz an, ebenso ein Tochterunternehmen. Schon seit Jahren wird über wirtschaftliche Schwierigkeiten spekuliert. Viele Fragen sind offen.
Quelle: dpa
Zum Absturz könnte Vereisung an der einmotorigen Maschine beigetragen haben. Entsprechende Probleme hatte der 73-jährige Pilot der slowenischen Flugkontrolle gemeldet. Slowenische Medien spekulierten, dass die gecharterte Privatmaschine deutlich oberhalb der für diesen Typ üblichen Flughöhe von 5000 Metern unterwegs gewesen sein dürfte. Die Untersuchungen des Wracks laufen noch, auch unter Beteiligung deutscher Behörden.
Neben Firmengründer und Unister-Hauptanteilseigner Wagner (38) auch der Mitgesellschafter Oliver Schilling (39), ein 65-jähriger Mann und der Pilot.
Wagner und sein Kompagnon wollten sich in Venedig mit potenziellen Investoren treffen, wie Unister mitgeteilt hat. Dabei sollen sie betrogen worden sein. Die slowenische Polizei berichtete von Dokumenten an Bord der Unglücksmaschine, die darauf hinwiesen, dass Wagner „um eine größere Summe geschädigt wurde“. In Medienberichten wird über die Investoren und untergeschobenes Falschgeld spekuliert, offiziell bestätigt ist nichts. Auch die Herkunft der an der Unglücksstelle gefundenen 10.000 Schweizer Franken in bar ist unbekannt.
Wagner galt zeitweise als ostdeutscher Vorzeige-Unternehmer, später gerieten Geschäftspraktiken von Unister immer wieder in die Kritik. Die letzte veröffentlichte Bilanz der Unister Holding stammt von 2011. Ihr alleiniger Geschäftsführer war Wagner, der alle Fäden in den Händen hielt. 2002 hatte er Unister als 23-Jähriger in Leipzig ursprünglich als Studententauschbörse gegründet und das Start-up auf einen rasanten Wachstumskurs geführt. 2015 war dann von Stellenstreichungen die Rede, 30 Millionen Euro pro Jahr sollten eingespart werden.
Unter dem Dach der Unister Holding GmbH fand sich eine Vielzahl von Firmen, die mehr als 40 Internetportale unter anderem zu den Themen Reisen, Nachrichten, Immobilien oder Partnervermittlung betreiben - darunter beliebte Seiten wie fluege.de, ab-in-den-urlaub.de, news.de oder partnervermittlung.de. Insgesamt arbeiteten mehr als 1000 Beschäftigte für die Unternehmensgruppe.
Bis zu seinem Tod hielt Wagner rund 40 Prozent der Anteile und war damit Hauptgesellschafter Unister Holding. Der Rest verteilt sich nach Firmenangaben auf die vier Mitgründer - darunter Schilling, der ebenfalls beim Absturz ums Leben kam - sowie eine Firma namens Opus30 Vermögensverwaltungsgesellschaft.
2012 geriet Unister ins Visier der Justiz. Wagner und drei weitere Manager wurden unter anderem wegen unerlaubter Versicherungsgeschäfte und Steuerhinterziehung angeklagt. Unister wies die Vorwürfe stets zurück. Zum Prozess kam es bisher nicht, weil das Landgericht Leipzig derzeit eine weitere Klage prüft.
Nach dem Tod der beiden Unister-Gesellschafter Thomas Wagner und Oliver Schilling bei einem Flugzeugabsturz im Juli hatte Unister Insolvenz angemeldet. Der Unister-Konzern betreibt mehr als 40 Internetportale, darunter fluege.de und ab-in-den-urlaub.de, und beschäftigt derzeit noch rund 900 Mitarbeiter.
Insolvenzverwalter Flöther strebt eine Neuaufstellung von Unister an, die eine Konzentration auf die Sparten Flug und Touristik vorsieht. Für das Kerngeschäft sind dem Vernehmen nach derzeit noch sechs Investoren im Rennen - mit diesen verhandelt Flöther seit Mitte September.