Und, wie denn?
Indem ich die Eintrittsbarriere erst einmal niedrig halte, Inhalte durch Werbung refinanziere und erst im zweiten Schritt upgrade. Erst Freemium-Modelle oder eben werbefinanzierte, dann Premium-Angebote, die werbefrei sind, dafür aber etwa auf mehr Geräten laufen oder zusätzliche Features anbieten.
Angesichts von gut 70 legalen digitalen Angeboten allein in Deutschland – ist damit das Angebot an die Kunden komplett oder sehen Sie noch Lücken?
Die Roll-outs der unterschiedlichen Modelle laufen weltweit weitestgehend synchron. Beim Streaming ist Deutschland zwar weit hintendran, weil sich unter anderem die rechtliche Klärung zwischen Spotify und der Gema so lange hingezogen hat. Wir werden sicher noch weitere innovative Geschäftsmodelle erleben. Google play ist ja schon hier, jetzt kommt bald iRadio und damit ein weiteres neues Modell. Das gesamte Angebots-Portfolio ist längst noch nicht erschöpft. Der Kunde wird beim Thema Streaming den Zugang zu den Songs bald als selbstverständlich voraussetzen. Fort ist auch der Kopfschmerz darüber, wie ich denn die Musik von meiner Festplatte auf meine mobilen Geräte bekomme: Heute habe ich meine Musik auf allen Geräten jederzeit verfügbar. Stichwort: Cloud. Der nächste Schritt ist, dieses Angebot so zu kuratieren, dass es noch besser auf den Kunden zugeschnitten ist. In dem Thema steckt großes Potential. Allein im Streaming sind mehr als 20 Millionen Songs verfügbar. Das dürfte manchen Nutzer auch überfordern.
Top 10 Meistverkaufte Alben in Deutschland 2012
Künstler: Linkin Park
Titel: Living Things
Firma: Warner
Independent: Nein
Herkunft: USA
Künstler: Cro
Titel: Raop
Firma: Chimperator
Independent: Ja
Herkunft: Deutschland
Künstler: Die Ärzte
Titel: Auch
Firma: Hot Action/ Universal
Independent: Ja
Herkunft: Deutschland
Künstler: Udo Lindenberg
Titel: MTV Unplugged
Firma: Universal
Independent: Nein
Herkunft: Deutschland
Künstler: Santiano
Titel: Bis ans Ende der Welt
Firma: Universal
Independent: Nein
Herkunft: Deutschland
Künstler: Xavier Naidoo
Titel: Danke fürs Zuhören
Firma: Naidoo
Independent: Ja
Herkunft: Deutschland
Künstler: Lana del Ray
Titel: Born to Die
Firma: Universal
Independent: Nein
Herkunft: USA/ Deutschland
Künstler: Adele
Titel: 21
Firma: XL Beggars
Independent: Ja
Herkunft: UK
Künstler: Unheilig
Titel: Lichter der Stadt
Firma: Universal
Independent: Nein
Herkunft: Deutschland
Künstler: Die Toten Hosen
Titel: Ballast der Republik
Firma: JKP/ Warner
Independent: Ja
Herkunft: Deutschland
Klingt unterm Strich nach wesentlich größerem Pragmatismus in der Branche als noch vor fünf, sechs Jahren?
Diese Branche ist aus dem Himmel gestürzt, von riesigen Umsätzen kommend unsanft auf dem Boden gelandet. Mittlerweile haben wir uns gefangen, es geht wieder aufwärts. In Märkten, in denen sich so viel verändert wie im Mediengeschäft, müssen Unternehmen selbst aktiv werden, vieles ausprobieren. Als Marktführer spüren wir die Verantwortung, aber auch den Luxus, experimentieren zu können. Man braucht schon eine gewisse Größe, um auch Fehler machen zu können, die einem nicht gleich das Genick brechen. Und Fehler sind notwendig. Man muss sie machen dürfen. Sie gehören zum Lernprozess.
Ist nun die Zeit der Großfusionen vorbei?
Die Branchenstruktur hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Es gibt jetzt drei große Unternehmen: An der Spitze Universal, dann mit einigem Abstand Sony und Warner, die beide etwa auf dem gleichen Level rangieren. Und dann gibt es ganz viele kleine Unternehmen. Sehen Sie, der Anteil der Independents an den meistverkauften Platten und Singles ist in den vergangenen Jahren sogar deutlich gestiegen. Unterm Strich sehe ich eine gesunde Struktur, auch weil die Indies ein anderes Geschäftsmodell haben als wir...