Universal-Music-Manager Briegmann "Wir sind aus dem Himmel gestürzt"

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"Universal ist erfolgreicher als noch vor 5 Jahren"

Die erfolgreichsten Musiker der Welt
Elvis Presley - 600 Mio. bis eine Milliarde verkaufte Platten Quelle: dapd
The Rolling Stones - 200 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
AC/DC - 200 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
Cher - 210 Mio. verkaufte Platten Quelle: dpa
Céline Dion - 230 Mio. verkaufte Platten Quelle: dapd
The Wailers - 250 Mio. verkaufte Platten Quelle: dapd
Elton John - 250 Mio. verkaufte Platten Quelle: rtr

Was ist denn für Sie interessanter – die Zusammenarbeit mit einem halben Dutzend Streaming-Partnern oder die mit wenigen großen, was Ihnen das Handling erleichtert?

Wie in anderen Märkten ist es sicher auch in diesem für alle Seiten vorteilhafter, wenn keine Monopolisierung oder übertriebene Zentralisierung stattfindet. Deswegen konzentrieren wir uns nicht nur auf einen Anbieter, sondern arbeiten mit einer ganzen Palette von ihnen. Ob und was sich davon im Markt durchsetzt, ist dann immer noch die zweite Frage.

Eigentlich müssten Sie Apple, Spotify und Co. schwer dankbar sein – profitiert die Musikbranche im Moment nicht schlicht davon, dass sich da draußen findige Köpfe neue Geschäftsmodelle ausgedacht haben, die Ihnen nun zu Gute kommen?

Ganz so einfach ist es nicht. Natürlich profitieren wir heute von dieser Entwicklung und auch von Ideen, die von außen an uns herangetragen wurden. Aber der Kern ist doch immer noch unser Produkt: Musik. Inhalte sind der Treibstoff im Wettbewerb digitaler Technologien und innovativer Services. Deshalb war ich auch bereits vor fünf Jahren Optimist, weil ich gesehen habe, dass es die Nachfrage nach unserer Musik immer gab. Wir hatten und haben ein Produkt, das die Leute mögen und haben wollen. Ich hätte mir viel mehr Sorgen gemacht, wenn kein Mensch mehr Musik gehört hätte. Das Gegenteil ist aber der Fall. Also war es erstens unsere Aufgabe, den Menschen unsere Musik so einfach anzubieten, dass sie bereit sind, dafür zu bezahlen. Zweitens: mussten wir parallel dazu – so unpopulär das auch war – unser Eigentum und unsere Rechte, kurz: das Werk unserer Künstler schützen und etwa gegen illegale Nutzung vorgehen. Dafür haben wir uns sehr viel Häme anhören müssen.

Geschäftszahlen der größten Musikkonzerne

Hat die Musikbranche nicht schlicht Jahre lang über ihre Verhältnisse gelebt?

Da ist schon was dran, deshalb haben wir auch drittens an unserer Kostenstruktur gearbeitet. Das bedeutet auch, dass wir heute weniger Menschen beschäftigen können als noch vor fünf Jahren. Wichtig war uns dabei aber, nicht an den Künstlern und unserer Arbeit mit ihnen zu sparen, sondern eher in der Administration oder im physischen Vertrieb. Mehr investiert haben wir dagegen bei Artist & Repertoire – also praktisch bei Forschung und Entwicklung: Wir haben nach wie vor den Ehrgeiz, den besten Inhalt zu finden. Deshalb kann ich mit Fug und Recht sagen, dass Universal heute eine erfolgreichere Firma ist als es sie vor fünf Jahren war.

Trotzdem kann doch heute praktisch jeder preiswert selbst Musik aufnehmen – die Künstler brauchen Sie als traditionellen Musik-Major doch gar nicht mehr?

Klar kann heute jeder Musik aufnehmen. Das ist relativ einfach, und auch das Veröffentlichen und Vermarkten kann man theoretisch selbst hinbekommen. Wenn Sie dann aber sehen, welche Flut von Inhalten da draußen verfügbar ist, dann stellt sich doch für jeden Künstler die Frage: Wie werde ich überhaupt gefunden? Und vor allem: Will ich mich damit tatsächlich befassen? Oder überlasse ich das nicht lieber Menschen, die das beruflich machen, und nutze meine Zeit eher schöpferisch? Wir haben das schließlich gelernt und besitzen die Erfahrung. Deshalb wissen wir, wie man die Aufmerksamkeit der Konsumenten und Käufer erreicht. Außerdem sorgen wir dafür, dass Abrechnungssysteme funktionieren und die dazugehörige Administration. Wir verhandeln Verträge mit Dritten und erledigen einfach vieles, zu dem Künstler in der Regel wenig Lust haben. Und meistens auch keine Zeit.

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