Unternehmensberatung Eine Klasse für sich

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Eine harte Probe für McKinsey

Rajat Gupta Quelle: REUTERS

Das neue BCG-Image des Alleskönners birgt aber auch Risiken in sich. „Die Verwässerung der Marke ist der Preis, den BCG für den Zugewinn von Marktanteilen, bezahlt“, so Höselbarth. Zum Erfolgsrezept der Ivy-League der Strategieberatung gehörte es bislang, die Quote der Quereinsteiger, die von Wettbewerbern ins Haus geholt werden, so gering wie möglich zu halten. Nach dem Go-or-Grow-Prinzip sollten sich Eigengewächse bis an die Spitze des Hauses entwickeln können.

„BCG-Chef Veith ist von dem Kurs der reinen Lehre abgewichen und war sich nicht zu fein, ganze Berater-Teams vom Wettbewerb einzukaufen“, so Höselbarth. In dem Maße, in dem Berater von Roland Berger, Monitor, A.T. Kearney und anderen Topberatungen bei BCG Einzug halten, in dem Maße wird dadurch auch die Einzigartigkeit der BCG-Kultur in Frage gestellt. Und wenn dadurch leistungsbereite Eigengewächse der Eindruck vermittelt würde, dass ihr Aufstieg in der Pyramide durch Quereinsteiger behindert wird, dann könnte dies die Moral der Truppe insgesamt auf eine harte Probe stellen.

Kluge und Gupta kratzen am Image von McKinsey

Auf eine harte Probe gestellt wurde in diesem Jahr auch die Marke McKinsey. Weniger durch Fauxpas in den eigenen Reihen als durch den Imageabsturz gleich zweier ehemaliger Top-McKinsey-Führungskräfte.

So hat es das Markenimage von McKinsey sicher nicht beflügelt, dass der langjährige McKinsey-Deutschlandchef Jürgen Kluge bei Haniel die Segel strich und ihm fortan das Image anhaften dürfte, vielleicht ein kluger Strategieberater, aber keineswegs ein guter Manager zu sein.

Für Furore sorgte auch die Verhaftung des langjährigen McKinsey-Weltchefs Rajat Gupta Ende Oktober durch das FBI. Die US-Bundespolizei wirft dem Harvard-Absolventen vor, in einen der größten Insiderfälle in der Geschichte der Wall Street verwickelt zu sein. Zwar bestreitet Gupta die Vorwürfe, doch selbst wenn in dem Gerichtsprozess, der im April 2012 beginnt, kein Schuldurteil gegen ihn ergehen sollte, so sind er sowie die Unternehmensberatung McKinsey durch den Fall bereits heute ins Gerede geraten.

All das aber ändert nichts an der Tatsache, dass McKinsey nach wie vor in Managerkreisen als die erste Adresse für die Steigerung des Betriebsergebnisses angesehen wird und wie keine zweite Beratung in Deutschland vor allem in der Liga der DAX-30-Konzerne als Klassenbester angesehen ist. „Der hohe Internationalisierungsgrad der Beratungsarbeit, die intellektuell herausfordernden Probleme, die dem Haus zur Lösung vorgelegt werden und die Offenheit für Menschen, die hochintelligent und engagiert sind, machen McKinsey für Toptalente als Arbeitgeber interessant“, so Höselbarth.

Überraschungssieger PwC und KPMG

Als Überraschungssieger aus der Umfrage 2011 gingen die Unternehmensberatungszweige der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften PricewaterhouseCoppers (PwC) und KPMG hervor. Aus dem Stand heraus gelang es PwC sogar, sich auf Rang vor direkt hinter den Platzhirschen der Managementberatung BCG, McKinsey und Roland Berger zu platzieren. Und das obwohl die Marke in der Umfrage 2009 noch nicht einmal auf der Liste der gestützten Beratungsmarken gestanden hatte.

Der Grund: Nach dem Enron-Bilanzskandal hatte sich PwC genauso wie KPMG von ihrem Beratungsgeschäft erst einmal verabschiedet, weil das Anbieten von Wirtschaftsprüfung und Beratung unter Beschuß geraten war. Erst 2005 – nach dem die politischen Diskussion um die vermeintlichen Interessenskollisionen der Prüfer verhallt waren – traten die Wirtschaftsprüfungsgiganten in puncto Managementberatung wieder stärker und öffentlichkeitswirksamer aufs Gaspedal. Offensichtlich so erfolgreich, dass 2009 etliche Topmanager, die sich an der Höselbarth-Umfrage beteiligten, die Marken PwC und KPMG auf der Liste der gestützten Markenberatungen vermisst hatten. „Aus diesem Grund wurden die Marken 2011 erstmalig wieder gelistet“, so Höselbarth.

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