Doch das hat sich geändert. Bestand das Geschäft vor 20 Jahren noch zu 100 Prozent aus reinrassiger Strategieberatung, sind es heute nur noch 20 Prozent. Der Rest ist umsetzungsorientierte Organisations- und Prozessberatung. Das birgt Probleme, denn dafür bezahlen Unternehmen keine sündhaft teuren Spitzenberater mehr. Dies macht immer mehr Strategieberatungen zu schaffen. Als angezählt gelten vor allem die mittelgroßen Traditionshäuser wie Booz, A.T Kearney und Roland Berger; die Münchner sind noch immer zerstritten, ob sie allein weitermachen oder fusionieren sollen. Die Player aus der zweiten Reihe holen als globale Universalanbieter auf, erwirtschaften aber weit weniger als zwei Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Hier jedoch sehen Experten die magische Grenze, um auf Dauer Partner anständig bezahlen, Expansion voranzutreiben und gleichzeitig in Innovationen investieren zu können.
„Die eine Baustelle ist die Internationalisierung, die andere die zunehmende Digitalisierung sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche“, sagt Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung aus Bonn. Wer nichts von IT, Digitalisierung, Social Media und Big Data versteht, dem nimmt kein Unternehmen mehr ab, dass er generelle Unternehmensstrategien entwickeln kann. „Kein zweites Haus hat sich auf die neuen Marktbedingungen so gut vorbereitet wie McKinsey“, glaubt Fink. So habe McKinsey schon 2007 ein Business Technology Office gegründet, das sich auf IT-Strategien konzentriert. Heute sind 700 McKinsey-Berater weltweit dort tätig.
Globale Multispezialisten
Die vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne PwC, KPMG, EY (bis vor Kurzem noch: Ernst&Young) und Deloitte spielen eine immer wichtigere Rolle, indem sie sich zu globalen Megaberatungsfirmen entwickeln. Mehr als 30 Milliarden Dollar setzen die Big Four der Buchprüfer mittlerweile im Consultinggeschäft um. Sie helfen Unternehmen, ihre Lieferketten kostengünstig und steuersparend zu organisieren, installieren Risikomanagementsysteme oder finden neue Finanzierungsmodelle. Das Geschäft wächst.
Immer mehr Unternehmen verlagern ganze Finanz-, IT-, Kundenservice- und Personalabteilungen oder auch den Einkauf auf interne oder externe Dienstleister. Dazu braucht es steuer- und arbeitsrechtliches Know-how, aber auch Wissen über Prozesse, Organisation, IT sowie Strategie. Um dies liefern zu können, trachten die Big Four immer mehr danach, passende Beratungen zu schlucken. Auf diese Weise wollen sie in das Hochpreissegment der klassischen Strategieberater vorstoßen.
So kündigte PwC an, Booz & Company zu übernehmen, angeblich für bis zu 250 Millionen Dollar – Experten zufolge ein zu hoher Preis. Fiona Czerniawska, Chefin des britischen Marktforschungsinstituts Source for Consulting, sieht darin ein Indiz für den „Aufstieg einer neuen Klasse von Megafirmen“. Es werde „ein neues Segment entstehen, in dem alle bislang bekannten Unterschiede verschwinden“.