Freie Bahn für eine Milliardenfusion im Paketmarkt: Der US-Logistikriese FedEx darf seinen niederländischen Konkurrenten TNT Express übernehmen. Nach einer gründlichen Wettbewerbsuntersuchung hat die EU-Kommission den Deal gebilligt.
Europäische Verbraucher würden durch die Übernahme nicht benachteiligt, bilanzierte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager nach der Entscheidung am Freitag in Brüssel. In Europa sind die Deutsche Post DHL und der US-Paketdienst UPS die wichtigsten Konkurrenten der beiden Fusionspartner.
Die Paketzustellung der Zukunft
Bei der Auslieferung der Paketsendungen legen die Kunden vor allem Wert darauf, dass sie zu ihren Alltagsgewohnheiten passt: 37 Prozent der Befragten haben bereits Erfahrungen, ihre Pakete zum Wunschtermin (auch nach Feierabend) nach Hause liefern zu lassen, weitere 40 Prozent würden diese Option gerne nutzen. Die Lieferung zum Wunschtermin ist damit aktuell die erste Wahl der Verbraucher. Viele Versandhändler haben sich diesem Bedürfnis bereits angepasst.
Quelle: PricewaterhouseCoopers AG (PwC): Die Paketzustellung der Zukunft, November 2014
Laut PwC nutzt jeder vierte Deutsche heute gelegentlich bis häufig Paketstationen oder Paket-Shops verschiedener Logistikdienstleister als Zustellmöglichkeit. Rund die Hälfte der Deutschen steht dieser Lösung jedoch noch kritisch gegenüber und hat sie bisher nicht genutzt.
Als wichtigste Eigenschaften einer Paketstation gab eine klare Mehrheit der der Befragten (87 Prozent) an, dass eine Paketstation möglichst einfach und selbsterklärend zu bedienen sein muss. Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Erreichbarkeit: 72 Prozent legen Wert darauf, dass die Station mit dem Auto gut erreichbar ist, 67 Prozent zu Fuß. Außerdem sollen Pakete in allen Größen und von verschiedenen Paketdienstleistern dort gelagert werden können (83 bzw. 80 Prozent der Befragten).
Die Lieferung an den Arbeitsplatz ist für viele Arbeitnehmer eine attraktive, da zeitsparende und praktische Option, sasgt die Studie: Knapp jeder zweite Berufstätige (49 Prozent) würde diesen Service gerne nutzen. Bislang lässt sich nur eine kleine Minderheit der Berufstätigen (5 Prozent) Pakete direkt ins Büro liefern. Einen Aufpreis für diesen Service würden aber nur 7 Prozent in Kauf nehmen.
Rund ein Drittel der Deutschen wäre unter bestimmten Voraussetzungen bereit, für eine Lieferung am gleichen Tag (Same Day Delivery) einen Aufpreis von bis zu 12 Euro zu zahlen. Die taggleiche Lieferung kommt für die meisten jedoch nur für bestimmte Anlässe und in Ausnahmefällen in Frage, beispielsweise für Weihnachts- und Geburtstaggeschenke in letzter Minute. Rund zwei Drittel geben an, den Service der Lieferung am selben Tag generell nicht nutzen zu wollen; entweder aus grundsätzlichen Überlegungen oder weil sie eine Gebühr von rund 12 Euro als zu hoch empfinden.
Die Amerikaner wollen für TNT nach bisherigen Angaben 4,4 Milliarden Euro bezahlen. Ein früherer Versuch von UPS, TNT für 5,2 Milliarden Euro zu übernehmen, war vor drei Jahren an der Ablehnung der EU-Kommission gescheitert. Vestagers Vorgänger Joaquín Almunia hatte befürchtet, dass es nach der Fusion in vielen EU-Staaten nur noch zwei oder drei Anbieter gegeben hätte. „Die Preise wären mit hoher Wahrscheinlichkeit gestiegen“, hatte er die Entscheidung begründet.
Im Vergleich zu UPS, deren braune Lieferwagen auch in Deutschland zum Straßenbild gehören, ist FedEx in Europa bisher eine kleinere Nummer. Dennoch nahm die EU-Kommission die Pläne genau unter die Lupe. Letztlich stimmte sie dem Zusammenschluss aber ohne Auflagen zu. FedEx-Europachef David Binks zeigte sich „hocherfreut“ darüber.
Weltweit gesehen ist FedEx mit einem Umsatz von mehr als 45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 deutlich größer als TNT. Die Niederländer kamen auf einen Jahreserlös von 6,7 Milliarden Euro (7,3 Mrd Dollar). Während FedEx unter dem Strich zuletzt 2,1 Milliarden Dollar verdiente, steckte TNT mit 195 Millionen Euro in den roten Zahlen. Es war das vierte Verlustjahr nacheinander. Auch 2015 stand bei den Niederländern nach den ersten drei Quartalen ein Minus.