Branchenexperten geben dem 55-jährigen Bauingenieur nur teilweise recht. „Es stimmt, dass Frérot gute Arbeit geleistet hat, die Bilanz wieder in Ordnung zu bringen. Das war die höchste Priorität, als er den Posten übernahm“, sagt ein Analyst. „Was allerdings die Performance angeht, sehen wir noch nicht genügend Anzeichen für einen Turn-around.“ Frérot handle in Buchhaltermanier, kritisieren andere.
Im ersten Quartal 2014 sank der Umsatz erneut, diesmal durch den milden Winter und daher niedrigere Einnahmen vor allem im Heimatmarkt Frankreich. Seither gibt es Spekulationen über einen Zusammenschluss mit Konkurrent Suez Environnement – was beide vehement bestreiten.
Nachdem ein Versuch, Frérot zu stürzen, im Februar im Aufsichtsrat scheiterte, trat der Vertreter des Rüstungskonzerns Dassault (sechs Prozent der Aktien) wutentbrannt aus dem Kontrollgremium aus. Die französische Staatsbank Caisse des Dépôts (CDC), mit fast neun Prozent größter Aktionär, enthielt sich der Stimme.
CDC und Frérot liegen vor allem beim Management der ehemaligen Verkehrssparte Veolias über Kreuz, Transdev, an der beide je zur Hälfte beteiligt sind. Auch der Versicherer Groupama (5,2 Prozent der Aktien) entzog Frérot das Vertrauen und enthielt sich beim Votum über den Chef.
Die Aktionärsversammlung bestätigte ihn dennoch für weitere vier Jahre in Personalunion als Aufsichtsratschef und CEO. Grund dafür war vermutlich auch die Warnung von Veolia-Finanzchef Philippe Capron, es sei „dramatisch für ein Unternehmen, das so einen großen Transformationsprozess durchläuft, den Piloten mitten im Flug auszutauschen“.
„2014 wird Veolia wieder wachsen“, verspricht Frérot. „Mag sein, dass es Aktionäre gibt, die nicht mit der Strategie einverstanden sind. Aber sobald über sie entschieden ist, kann ein Chef sie nicht alle sechs Monate ändern.“ 750 Millionen Euro Kosten will Frérot bis Ende 2015 einsparen.
Zu den Wachstumsfeldern zählt er die Aufbereitung von Abwasser bei der Schiefergasgewinnung in den USA und den Rückbau stillgelegter Atomkraftwerke unter anderem in Deutschland. Letzteres ist ein riesiger Markt: Die Energieriesen E.On, RWE, Vattenfall und EnBW haben insgesamt etwa 35 Milliarden Euro dafür zurückgelegt, die bis 2022 stillgelegten Kernkraftwerke zu demontieren.
In den kommenden Jahren soll zudem die Abhängigkeit von Versorgungsverträgen mit Kommunen drastisch sinken. Wenngleich langfristige Abkommen mit städtischen Versorgern als sichere Bank erscheinen, sollen Verträge mit Industrieunternehmen für Abwasseraufbereitung, Abfallentsorgung und Verbesserung der Energieeffizienz künftig die Hälfte der Umsätze sichern. Diese Strategiewende ist auch eine Lehre aus den Problemen in Deutschland.