Vielfliegervorteile für Top-Kunden Alles außer Sex

Kein Schlange stehen auf dem Weg zum Flugzeug, Extrageschenke, keine ausgebuchten Flüge mehr und notfalls sogar eine umbuchen auf den Privatjet: für ihre Top-Kunden scheuen die Fluglinien keinen Aufwand.

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Ihren Topkunden erfüllen die Airlines im Prinzip jeden Wunsch. Quelle: APN

"Ich war mir nicht sicher, dass es sie wirklich gibt", mit diesem ehrfürchtigen Satz sprach die US-Schauspielerin Vera Farmiga allen Vielfliegern aus der Seele als sie im Film "Up In The Air" ehrfürchtig das kleine Stück Plastik mit der Aufschrift "Concierge Key" in die Hand nahm. Denn die Karte steht für die Mitgliedschaft im allerobersten Zirkel des AAdvantage genannten Bonusprogramms von American Airlines.

So gern alle Fluglinien auch in der Öffentlichkeit über ihre Angebote reden, "aus dem Service für ihre Meilenmillionäre machen sie ein großes Geheimnis", sagt Alexander König, Inhaber der in Dubai ansässigen Vielfliegerberatung First Class & More. Dabei zeigen die viel gescholtenen Linien gerade hier, zu welchen Höchstleistungen sie in der Lage sind. "Sie bieten den Kunden alles was er auf Reisen braucht", sagt Ravindra Bhagwananai, Inhaber der Vielfliegerberatung Global Flight aus dem südfranzösischen Toulouse.

So speist und fliegt es sich erstklassig
Die insolvente US-Fluggesellschaft American Airline verzichtete trotz der Durststrecke nicht auf Komfort für die First Class auf internationalen Strecken. Hohe Personalkosten und gestiegene Spritpreise hatten die Gesellschaft im November 2011 in die Knie gezwungen. Quelle: Presse
In der ersten Klasse reicht die Airline gerne edlen Rotwein zum Chateaubriand. Quelle: Presse
Die größte britische Fluggesellschaft und eine der größten Fluggesellschaften weltweit, setzt in der First Class auf neue komfortable Kabinen. Quelle: Presse
Bisher sind die neuen Kabinen jedoch nur für Flüge zwischen London, New York, Shanghai, Tokyo, Hong Kong und Sao Paulo installiert. Quelle: Presse
Im vergangenen Jahr wurde die Fluggesellschaft von Abu Dhabi mit dem "World Travel Award" - quasi dem Oscar der Tourismusbranche - ausgezeichnet. Quelle: Presse
Der Luxusliner bietet seinen First Class-Passagieren geräumige Bettkabinen. Quelle: Presse
Wer möchte, kann sich an Board von dem flugzeugeigenen Chefkoch persönlich beraten lassen. Quelle: Presse

Die Angebote für den Vielflieger-Adel werden mehr. Als bislang letzte Airline startet Emirates aus Dubai am 1. April einen eignen Elitezirkel für die derzeit weniger als 1.000 besten Kunden. "Das gehört für ein Unternehmen dazu, wenn es wie wir den Anspruch hat, den besten Service zu bieten", sagt Emirates-Verkaufsvorstand Thierry Antonori.

Denn die Meilenelite vereint pro Kopf den größten Umsatz. So hat etwa Lufthansa Miles & More Programm gut 22 Millionen Mitglieder. Doch richtig interessant ist nur Spitze. So sorgen die knapp ein Million Mitglieder des Frequent Traveller genannten Silberrangs für im Schnitt bis zu 10.000 Euro Flugumsatz im Jahr, die rund 100.000 Senator-Goldkunden für 50.000 Euro, aber die rund 3.000 Mitglieder des HON-Circles mit einer schwarzen Karte für mehr als 150.000 Euro.

Die größten Vielfliegerprogramme

Besonders solche Kunden reizt laut einer Umfrage der Vielflieger-Internetseite Webflyer beim Meilensammeln am Ende weniger die Aussicht auf Freiflüge, sondern die Aussicht auf kostenlose Extras wie weniger Wartezeit am Flughafen oder Upgrades in die Business und First Class. Dabei vergleichen die Meilenkönige rigoros und wechseln, wenn sie auf Internetseiten wie Statusmatch herausfinden, dass sie anderswo mehr bekommen.

Weil das bei den Topkunden ins Geld geht, lassen sich die Programme bei den Extras für ihre oberen Zehntausend auch nicht in Karten schauen. Relativ offen sind Lufthansa oder nun Emirates. Wer bei den Deutschen 600.000 Meilen in zwei Jahren oder aber bei der Linie aus Dubai 150.000 Meilen im Jahr fliegt, bekommt die schwarzen LH-Karte beziehungsweise dem Emirates-Platinausweis und darf in alle Lounges auch in die den First-Class-Kunden vorbehaltenen Warteräumen. Die Koffer dürfen bis zu 20 Kilogramm schwerer sein als bei anderen Passagieren, die Kunden bringt eine Eskorte oder ein Auto zum Flieger, es gibt Gratis-Upgrades in Business oder First Class, sowie eine Goldkarte für den Lebenspartner - und wenn der Kunde kurzfristig auf einen ausgebuchten Flug muss, werfen die Airlines auch einen anderen Passagier runter.

Zur Not mit Privatjet

Die Bonusprogramme der Airlines
Miles&More: Das Bonusprogramm der Lufthansa Quelle: dpa
topbonus: Das Vielfliegerprogramm von Air Berlin Quelle: dpa
Flying Blue: Das Bonusprogramm der Air France Quelle: AP
Avios: Das neue Bonusprogramm von British Airways Quelle: REUTERS
AAdvantage ist das älteste Bonusprogramm der Welt. Quelle: REUTERS

Deutlich verschlossener sind Air France, Britisch Airways oder die US-Airlines. Das beginnt bei der Aufnahme. Während Lufthansa beschwört, den HON-Status nicht an wichtige Kunden zu verschenken, lassen andere Airlines auch Kunden mit weniger Meilen in ihren Elitetrang. Air France-KLM kennt sogar drei Wege. Wer zehn Jahre Platinkunde mit mehr als XYZ 000 Meilen pro Jahr war, bleibt es für den Rest seines Lebens. Dazu lädt die Linie prominente Unternehmer, Politiker oder Sportler in Frankreich in den Club de Mille und in den Niederlanden in den Skipper Club. Bei den Briten gibt es einen ähnlichen Circle, der etwa im neuen Terminal 5 am Flughafen Heathrow in den feinen Concorde Club darf.

Die größten Fluggesellschaften der Welt

Noch wager als die Europäer sind die US-Linien. Delta spricht immerhin noch davon, dass es für Kunden mit einer bis vier Millionen Meilen im Leben ein Extrageschenk gibt von Juwelier Tiffany oder einen Tumi-Koffer -dann nochmal was Besseres bei mehr als 5 Millionen Lebensmeilen und bei 7 Millionen schließlich ein einmalige maßgeschneidertes Erlebnis. Doch selbst American, deren Concierge Key durch "Up In the Air" und George Clooneys eine unschätzbare Werbung bekam, wird hier erstaunlich einsilbig. Mehr als ein "das Mysteriöse macht die Sache reizvoll" ist der in Sachen Eigenlob ansonsten nicht scheuen Gesellschaft nicht zu entlocken. Ebenso wortkarg ist United mit Global Services.

Dabei zeigen die für ihren mäßigen Service jahrelang gescholtenen Linien, dass sie durchaus wissen, was Kunden wünschen. "Unseren Topkunden erfüllen im Prinzip jeden Wunsch, außer Sex", scherzt ein Manager eines US-Programms. Die Airlines führen die Kunden mit einem Begleiter am Flughafen durch Sicherheitskontrolle für Personal oder Passkontrolle über Diplomatenspur. Bucht der Elitekunde mehr als nur den Flug über die Airlines, überzeugen sie Hotels, Mietwagen oder Kreuzfahrtunternehmen von einem Upgrade in bessere Zimmer oder besser Limousinen. "Und wenn Pannen, Streiks oder schlechtes Wetter den Flugplan auf den Kopf stellen, laufen sie zur Hochform auf", sagt Bhagwanani. Dann übernehmen sie dem Vernehmen nach Elite ohne Fragen alle Reisekosten, selbst eine wenn mehrere hundert Euro Taxifahrt. Und wenn nichts hilft, bringen sie die Kundschaft angeblich auch im Privatjet ans Ziel.

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