Wasserpfeifen Der illegale Boom der Shisha-Bars

Seite 2/2

Kuriose Kontrollschwierigkeiten der Behörden

Rainer Wanzke, Einsatzleiter beim Hauptzollamt Krefeld, tritt an die Kiste und lässt seinen Blick über die Tabakbehälter steifen: „Wenn die Banderole fehlt, ist der Tabak illegal“, erklärt Wanzke. Wie bei Zigaretten ist der Einzelverkauf ohne Banderole verboten.

Dass es überhaupt Shisha-Bars in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen gibt, wo Tabakrauchen in Lokalen eigentlich verboten ist, gehört zu den Kuriositäten der Szene. Nicht minder kurios sind die Kontrollschwierigkeiten der Behörden: Weil in den Shishas auch sogenannte Dampfsteine ohne Tabak geraucht werden können, ist für die Kontrolleure der Ordnungsämter oft nicht feststellbar, was genau in den Köpfen der Wasserpfeifen eigentlich verbrennt.

Die Erkenntnisse aus den regelmäßigen Razzien in den Shisha-Bars laufen bei Micha Mellor zusammen. Der Zollfahnder aus Essen verfolgt seit zehn Jahren den internationalen Schmuggel mit Wasserpfeifentabak.

Wie lukrativ das illegale Geschäft ist, verdeutlicht er anhand einer einfachen Rechnung: „In Ägypten kostet ein Kilo Shisha-Tabak drei bis vier Euro. In Deutschland kostet das unversteuerte Kilo rund 40 Euro. Und daraus können in den Lokalen rund 50 Shisha-Füllungen zu je sieben Euro verkauft werden, was mehr als 350 Euro einbringt.“ Da der Konsum mittlerweile in Tonnen und nicht mehr in Kilo gezählt wird, bleibt für den Einzelnen durchaus etwas hängen. Zu den Margen kommt die Professionalität der Schmuggler: „Die Täter rechnen oft schon mit der Telefonüberwachung und treffen sich deshalb in Friseurstuben. Wir hören dann am Telefon meist nur den Satz: ‚Lass uns reden.‘“

In der Düsseldorfer Shisha-Bar ist die Razzia des Zolls nach gut 20 Minuten auch wieder vorbei. Während die Zöllner in der Bar zuvor noch 20 Kilo Shisha-Tabak beschlagnahmt haben, tragen in diesem Lokal alle Waren unverletzte Banderolen.

Nach dem Schrecken über die Kontrolle findet der junge Besitzer wieder zu einem jugendlichen Lächeln. Nachdem der Stoßtrupp abgezogen ist, bleibt einer der Zollbeamten mit ihm in der Küche des Lokals zurück und fachsimpelt über Tabaksorten und Erhitzungsmöglichkeiten. Mit der Kontrolle hat das Gespräch nichts mehr zu tun. Der Zöllner holt sich nur noch ein paar Tipps vom Experten. Er raucht in seiner Freizeit selbst Wasserpfeife.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%