Der französische Medienkonzern Vivendi schließt seinen deutschen Online-Videoanbieter Watchever zum Ende des Jahres. Ein entsprechender Bericht der französischen Wirtschaftszeitung „Les Échos“ wurde der Deutschen Presse-Agentur am Freitag aus informierten Kreisen bestätigt. Betroffen seien etwas weniger als 20 Mitarbeiter in Berlin, die Sozialpartner seien bereits informiert. Der Mutterkonzern wollte die Angaben nicht kommentieren.
Vivendi hatte den Dienst 2013 gestartet. Watchever ist ein Streaming-Dienst wie die rivalisierenden Angebote Netflix oder Maxdome, bei dem Videoinhalte für eine monatliche Abo-Gebühr direkt aus dem Netz abgespielt werden. Es hieß nun weiter, dass die Technologie von Watchever für andere Angebote genutzt werden solle.
Watchever konnte in Deutschland laut Branchenexperten nur geringe Marktanteile gewinnen. Zu den starken Rivalen gehört auch der Online-Händler Amazon, bei dem ein Videostreaming-Angebot in den Abo-Dienst Prime integriert ist.
Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar
Nur wenige Erwachsene in Deutschland können sich ein Leben ohne Bücher oder Fernsehen vorstellen. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur aus dem Januar 2016. Andere Unterhaltungsmedien hielten die Befragten dagegen eher für entbehrlich.
Nur eine Minderheit von 13 Prozent der Befragten findet gedruckte Bücher verzichtbar. Elektronische Bücher (zum Beispiel Kindle oder Tolino) halten 41 Prozent für verzichtbar.
14 Prozent der Befragten können sich ein Leben ohne das klassische Fernsehen vorstellen.
Schon wesentlich mehr können sich vorstellen, auf Musik-CDs zu verzichten: Rund ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten fand CDs verzichtbar. Hörbücher auf physischen Tonträgern wie CDs spielen für 46 Prozent keine allzu wichtige Rolle.
Ein Leben ohne Kinobesuche ist für 23 Prozent vorstellbar.
Auf Spielfilme oder Serien von DVD würden 24 Prozent der Befragten verzichten.
Weniger wichtig finden die Erwachsene laut der YouGov-Umfrage Online-Videotheken. 38 Prozent könnten ohne das Streaming von Serien und Filmen (etwa via Netflix, Amazon, Maxdome, Watchever) leben, 40 Prozent ohne Musik-Streaming (zum Beispiel via Spotify oder Apple).
Eindeutig ist die Tendenz, wenn man nach den Altersgruppen schaut: So finden bei den 18- bis 24-Jährigen immerhin 21 Prozent das Fernsehen verzichtbar, bei den Menschen über 55 sind es dagegen nur 10 Prozent.
Film-Streaming finden dagegen die Leute ab 55 kaum relevant: 50 Prozent können darauf verzichten, wie sie angaben. Bei den Jüngeren (zwischen 18 und 24 Jahren) sind es dagegen nur 27 Prozent, die es missen könnten. In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre sind es sogar nur 24 Prozent
Netflix und der Amazon-Service, die beide 2014 nach Deutschland kamen, setzen inzwischen massiv auf exklusive Inhalte aus eigener Produktion, um sich voneinander abzugrenzen. Watchever machte diesen Schritt nicht. Schon vor einiger Zeit war in Medienberichten zu lesen, Vivendi sehe sich angesichts hoher Verluste nach einem möglichen Käufer um. Das Minus von 66 Millionen Euro allein im Jahr 2013 habe Vivendi-Aufsichtsratschef Vincent Bolloré „erschreckt“, schrieb „Les Échos“ jetzt.
Vivendi hatte im April eine Allianz mit dem italienischen Mediaset-Konzern von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi angekündigt, um eine gemeinsame Plattform zum weltweiten Vertrieb von TV-Inhalten zu schaffen. In französischen Medien war von einem „europäischen Netflix“ die Rede. Die rund 100 Software-Entwickler hinter Watchever in Paris und Marseille sollen deshalb bleiben, berichtete „Les Échos“. Der Fokus liege jetzt aber eher auf Südeuropa. Zugleich könne ein neuer Videodienst von Vivendi in der Zukunft auch nach Deutschland kommen - wenn auch nicht unbedingt wieder unter der Watchever-Marke, schrieb die Zeitung.