Wer Grube nachfolgen könnte "Für Pofalla ist es richtig dumm gelaufen"

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Verhältnis zum Aufsichtsrat

Die Grünen fordern gar „eine Sondersitzung des Bundestagsverkehrsausschusses, um die Frage, wo wollen wir mit dem System Schiene hin, zu beraten“, sagt Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen. „Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger ist nur dann zielführend, wenn mit ihr ein strategischer Neuanfang verbunden ist.“ Die gescheiterte Vertragsverlängerung von Bahnchef Grube „legt offen, dass das Vertrauen zwischen Eigentümer, Aufsichtsrat und Bahnmanagement zerstört ist. Dass Rüdiger Grube seine Gehaltsvorstellungen nicht durchsetzen konnte, heißt nichts anderes, als dass der Aufsichtsrat mit der Arbeit der Bahnspitze unzufrieden war.“ Grube sei als Bahnchef gescheitert.

In der Tat ist das Verhältnis zwischen Grube und dem Aufsichtsrat denkbar unwürdig verlaufen. Es gab häufig Kritik an der Entwicklung des Schienenkonzerns. Die Bahn hatte mehrfach eigene Ziele verfehlt. Die Güterbahn-Tochter DB Cargo fährt seit Jahren im Krisenmodus. Grube hat kein Konzept gefunden, um die Sparte aus der Verlustzone zu holen. Der Aufsichtsrat hat Grube zwar wiederholt kritisiert, hielt aber weiterhin an ihm fest. Das Kontrollgremium wirkte damit wenig schlagkräftig.

Der Vorsitzende Felcht sagte auf einer internen Führungskräftetagung sogar einmal, in einem normalen Börsenkonzern sei der Vorstand schon längst entlassen worden. Das wurde zwar insgesamt als Witz gemeint und verstanden, aber im Unterton war die Botschaft gesetzt: Der Vorstand muss besser werden.

Nun muss ein neuer Bahnchef ran. Den Gewerkschaften ist wichtig, dass der Kandidat hinter dem integrierten Konzern steht. So ein Manager war schon einmal vor neun Jahren im Gespräch: der damalige und heutige Chef der Schweizer Bundesbahnen (SBB), Andreas Meyer. Er arbeitete bereits von 1997 bis 2006 in verschiedenen Positionen für die Deutsche Bahn, etwa als damaliger kaufmännischer Leiter von DB Energie und Chef von DB Stadtverkehr. Meyer hat vor allem die richtigen Antworten für den Güterverkehr auf der Schiene gefunden. Er wäre sicherlich jemand, der Unterstützung von der SPD bekäme.

Auch interne Kandidaten dürfte sich der Personalausschuss des Aufsichtsrates ganz genau anschauen. Pofalla bleibt trotz aller Vorbehalte Top-Favorit. Er hat glänzende Kontakte in die Politik – für ein politisches Unternehmen wie die Deutsche Bahn ist so ein Netzwerk Millionen wert.

Auch Berthold Huber gilt als fähiger Vorstand. Allerdings hat er die Bereiche Personenverkehr und Güterbahn erst vor anderthalb Jahren übernommen. Die Maßnahmen gehen zwar in die richtige Richtung, aber die Güterbahn hat er auch noch nicht ins Positive gedreht. Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr ging es weiter bergab. Der Spartenumsatz ging um vier Prozent zurück. Huber dürfte zwar die Rückendeckung der Arbeitnehmer haben, aber nicht unbedingt des Eigentümers.

Als interner Kandidat würde sicher auch noch Volker Kefer durchgehen, der den Konzern Ende 2016 verlassen hat. Viele Aufsichtsräte trauern ihm nach. Er gilt als Ideengeber des Reformprogramms „Zukunft Bahn“ und als ausgewiesener Experte in Sachen Schienennetz und Züge. Allerdings ist sein Führungsstil umstritten. Er soll den Aufsichtsrat zum Beispiel zu spät über die Risiken beim Bahnhofsbau Stuttgart 21 informiert haben.

Wahrscheinlich kommt es ganz anders. Auch Grube selbst tauchte 2009 erst sehr spät auf einer Kandidatenliste auf. Es war eine Nacht- und Nebelaktion. Schon möglich, dass sich dies in diesem Jahr wiederholt.

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