Auch Werbefachmann Florian Haller rät davon ab, wahllos die Mitarbeiter vor die Kamera zu schicken. „Das macht keinen Sinn. Es muss auch eine Idee dahinter stecken.“ Bei McDonald’s werben etwa die eigenen Mitarbeiter, wenn es um Nachhaltigkeit oder Recruiting geht. Die Düsseldorfer Werbeagentur Castenow entwickelt außer für McDonald’s, auch Personalkampagnen für Rewe oder die Targobank und setzt dabei stets auf die eigenen Mitarbeiter als Botschafter der Arbeitgebermarke – ob in TV-Spots, sozialen Medien oder im persönlichen Umfeld. „Vor allem die Mitarbeiter selbst müssen hinaustragen, was für ein guter Arbeitgeber ihr Unternehmen ist", sagt Hubert Hundt, Leiter der strategischen Planung der Agentur.
Allerdings setzen Unternehmen auch auf eigene Mitarbeiter, ohne dass dies direkt ersichtlich ist. Der schwäbische Unterwäschehersteller Comazo verzichtet etwa im Online-Shop und auf Plakaten auf professionelle Models und schickt seine Beschäftigten in BH oder Boxershorts vor die Kamera. Florian Haller zufolge ginge es bei solchen Aktionen nicht immer nur um die Außendarstellung. „So eine Kampagne hat auch immer eine Wirkung nach innen. Dabei geht es darum, die Mitarbeiter miteinzubeziehen und zu motivieren.“
Im Zweifel rät Haller jedoch zu professionellen Schauspielern oder Models. „Am Ende kann das sogar natürlicher wirken, weil viele Menschen vor Kameras nicht entspannt agieren.“ So verzichtete seine Agentur bei der aktuellen Kampagne für die Elektronikmarktkette Saturn „Bei Technikfragen, Tech-Nick fragen“ auf einen echten Mitarbeiter – obwohl die zentrale Figur „Tech-Nick“ einen Kundenberater darstellen soll. „Es geht darum, dass der Tech-Nick die Kunden im Geschäft unterhaltsam und humorvoll berät. Dafür braucht man einen echten Schauspieler, der diesen Humor perfekt transportiert“, sagt Haller. „Anders sieht es aus, wenn wir mit einer Kampagne, weniger einen Unterhaltungswert, sondern Glaubwürdigkeit erzielen wollen.“
Das sieht auch Johannes Dorn so: „Wenn es um Vertrauensaufbau geht und sich die Mitarbeiter als gecastete Schauspieler entpuppen, wäre das fatal“, sagt der Marktforscher. „Wenn der Beziehungsaufbau zu den Kunden auf einer Unwahrheit basiert, wird das nicht funktionieren.“