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Influencer – Traum oder Albtraum?

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Likes vom Automaten

Da mich "Werben & Verkaufen" als „Media-Super-Influencer“ bezeichnet, machte ich die Probe aufs Exempel und gab mich bei Facebook ebenfalls als Coral-Influencer aus. Ich zeigte ein Foto von mir mit Coral-Flasche und schrieb dazu: „Ich kann mir einen Abend ohne meine Coral-Flasche einfach nicht mehr vorstellen. So weich, so kuschelig.“

Das Ergebnis: Noch nie erhielt einer meiner Facebook-Posts so viele Likes und Kommentare. Für Aufmerksamkeit sorgt das Influencing also wohl. Und alleine mit dem Kauf der Flasche hatte ich selbst den Umsatz befeuert.

Liebe Grüße von #happygirl

Marktanteile von Social Media-Plattformen nach Seitenabrufen

Probleme gibt es zuhauf. Viele Influencer kennzeichnen ihre Posts bei Instagram und Facebook und ihre Videos bei YouTube nicht hinreichend als Werbung. Der Gesetzgeber hält hierzu klare Richtlinien bereit, denn die Kennzeichnung als Werbung und die Trennung von redaktionellen Inhalten ist rechtlich vorgeschrieben.

Viele Influencer glauben dagegen, sich in einem rechtsfreien Raum zu bewegen und wundern sich über Abmahnungen, oftmals in Höhe mehrerer zehntausend Euro. Mit dem Hashtag #ad, versteckt inmitten Dutzender anderer Hastags wie #happygirl oder #iloveyou, ist es nicht getan. Ebenso wenig akzeptabel ist allerdings auch, dass renommierte Marken ihre Influencer offensichtlich nicht dazu verpflichten, die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten.

Die wichtigsten Fakten zu Instagram

Influencing hält fit

Doch nicht alles ist schlecht im Land der Influencer. Sie können Massen auch zu guten Zwecken bewegen. Zum World Fitness Day am vergangenen Samstag ließen sich mehr als 150 der neuen Sport-Idole aus dem Netz von tausenden Anhängern in Frankfurt feiern.

Influencer-Superstar Sophia Thiel, die alleine bei Facebook über 1,3 Millionen „Freunde“ besitzt, turnte mit ihren Fans und knackte dabei den Group Workout-Weltrekord. Dahinter steckt für die Hersteller und Vermarkter von Fitness-Klamotten und für Verkäufer von Nahrungsergänzungsmitteln ein großes Geschäft. Wenn aber Influencer die Menschen zu einem gesünderen Leben verführen, bleibt es unterm Strich eine durchaus positive Erscheinung unserer Zeit.

Likes vom Automaten

Die Kehrseite der Medaille sind sogenannte „Fake Influencer“. Mit gefakten Followerzahlen, gefälschten Likes und Kommentaren erwecken sie den Eindruck großer Fangemeinden. In Moskau wurden bereits Automaten gesichtet, an denen man für ein Taschengeld Instagram-Likes erwerben kann.

Ist nun dieses Influencer Marketing nur ein Buzz, der genauso überraschend verschwindet, wie er gekommen ist? Ist es nur „Booze“, an dem sich Werber trunken bereichern? Oder ein Boom, der zu einem unverzichtbaren Bestandteil im Marketing-Mix der Unternehmen werden kann?

Der einflussreiche Web-Entertainer Rob Vegas nennt das Phänomen zwar einen „völlig überladenen“ Begriff, entgegnet aber, dass es dazu keine Alternative gäbe. „Ohne Influencer“, sagt er, „geht es nicht.“

Noch gibt sich die Werbewelt angesichts des Themas zerstritten. Am Ende ist es wie immer im Leben: Richtig und professionell betrieben kann Influencer Marketing zu einer Bereicherung für die Marken-Kommunikation werden. In allen anderen Fällen allerdings zum Albtraum.

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