Sie kennen das. Sie öffnen Ihre Lieblings-Nachrichten-Website, um die neuesten News zu lesen - und schon schiebt sich ein Layer oder Pop-up über Ihren Lesestoff. Bis Sie das Kreuz zum Entfernen gefunden haben vergehen wertvolle Sekunden. Es nervt. Haben Sie sich wenigstens den Absender gemerkt, um ihn auf Ihre persönliche „Bei-denen-kauf-ich-nie-wieder“-Liste zu setzen? Nicht einmal das. Sie sind längst abgestumpft.
Werbung, die keiner braucht
Sie wundern sich darüber, dass Sie regelmäßig Post von der SKL, der Süddeutschen Klassenlotterie bekommen? Obwohl Sie noch nie Lotterie gespielt haben - und es auch nie vorhatten? Sie wundern sich über die Ignoranz und Geldverschwendung. Sie schmeißen den Brief ungeöffnet auf den immer größer werdenden Müllberg. Auch das nervt.
Sie schauen spät nachts Fernsehen. Genau genommen, einen Horrorfilm. Warum werben dort Febreze, WC Ente und sogar Lenor? Vor dem Bildschirm sitzen doch keine Hausfrauen mehr… Auch das nervt.
Die Menge an Werbung hat dramatisch zugenommen. Ging man noch vor wenigen Jahren davon aus, dass wir 3.000 Werbebotschaften am Tag ausgesetzt werden, sind es angeblich längst 5.000. Manche Schätzungen gehen sogar von 10.000 Werbebotschaften pro Tag aus. Alleine durch das Internet hat sich die Werbemenge - an E-Mails, Spam, Banner, Pop-ups & Co. - fast verdoppelt.
Werbung, wie sie sein soll
Im gleichen Atemzug sind unsere Ansprüche an die Werbung deutlich gestiegen. Wir haben nicht grundsätzlich etwas gegen Werbung. Sie darf uns unterhalten und uns unterschwellig ihre Botschaften senden - wie es Hornbach sehr geschickt macht. Und sie soll uns sogar informieren: Der Mercedes-Fan sehnt sich nach allem Neuen, das die Stuttgarter an Innovationen unters Volk bringen. Der Schoko-Fan freut sich auf die neueste Ritter Sport-Sorte. Der preisbewusste Handy-Fan über die günstigsten Tarife.
Aber unsere Zeit ist kostbar. Sie war noch nie so kostbar wie heute. Wir dulden nur Werbung, die uns interessiert, die für uns „relevant“ ist, wie es die Werber selbst formulieren. Wir leben in einer Welt, in der Aufmerksamkeit ein wertvolles Gut geworden ist. Die Werbebranche nennt es folgerichtig das Problem der „Aufmerksamkeits-Ökonomie“.