Eine Bekannte schwärmte mir jüngst von ihrer Kreuzfahrt vor. Da war sie von Ostwestfalen aus mit dem Zug irgendwo an die Nord- oder Ostsee gefahren und ging von dort an Bord. Dann ist sie herumgeschippert bis Nordfrankreich und dort wurde ein Ausflug nach Paris angeboten.
Als ich das hörte, griff ich zur Bahn-App und überprüfte: „Mit dem Zug wärst du von Bielefeld aus in knapp sechs Stunden in Paris gewesen. Warum dann erst an die deutsche Küste, mit dem Schiff rüber und dann mit dem Bus wieder runter?“
Ungläubiges Staunen ihrerseits: „Na, weil es Spaß macht.“
Auch eine Kollegin erzählte mir jüngst: „Auf unserer Nordeuropakreuzfahrt sind wir in Helsinki gar nicht erst von Bord. Kannten wir schon. Und auf dem Schiff ist es immer so schön ruhig, wenn die anderen alle Ausflüge machen.“
Ich habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, habe bei all der Glückseligkeit um mich herum aber begriffen: Dieses Gefühl von Gemütlichkeit auf der kleinen Insel, dem Schiff, dieses Gefangensein in der Geborgenheit auf hoher See mit 24-Stunden-All-Inclusive-Verpflegung in diversen Restaurants, mit Animationsprogramm am Pool, Bühnenshows am Abend, Fitnessstudio und Drinks an der Bar - das alleine war der Urlaub. Ob man nun in Frankreich oder Finnland oder Florida anlegt, ist vielen völlig egal.
Was mich bislang immer abgeschreckt hat, ist das, was bislang ja praktisch alle Schiffe in ihrer Widerlichkeit vereint: Die verbrennen Schweröl und hauen einen Dreck über die Schornsteine raus, dass es die Umweltschützer und sogar Lungenärzte nur so graut.
Bis endlich saubere Kreuzfahrtschiff-Flotten auf den Weltmeeren unterwegs sind, muss es also eine Brückentechnologie geben. Und die gibt es: Luxus-Ressorts mit All-Inclusive-Verpflegung. Und ich behaupte: Neue Highclass-Ferienhotels imitieren mittlerweile das Kreuzfahrt-Brimborium. Zum vergleichbaren Preis.
Ich habe das gerade vergangene Woche mal ausprobiert. Zugegeben: Mit spitzen Fingern. Denn All Inclusive ist ja immer so eine Sache. Es droht Masse statt Klasse. Mein erster und letzter All-Inclusive-Hotelurlaub war deshalb auch schon über 15 Jahre her. Damals auf Kuba. Ich gebe unumwunden zu: Es war ein Fehler. Das Drei-Sterne-Ressort war eine einzige Abfütter-Anstalt: Gigantisch verzierte zehnstöckige „Sahnetorten“ entpuppten sich als billige Bisquit-Zuckercreme-Türme, die berühmten „nationalen alkoholischen Getränke“ waren ein Synonym für Fusel und stellten nur jene Gäste glücklich, denen es schon morgens allein auf den persönlichen Pegel ankam. Alles wirkte wie: Macht schnell und lange satt.
Mittlerweile war das demütigende Gefühl von „Reingefallen!“ verblasst, so dass ich es erneut versuchte. Diesmal aber eine andere Kategorie. Fünf Sterne deluxe. Wir wollten eine schicke Unterkunft für den Tauchurlaub in Mexiko.
Das Riu Palace Las Americas sollte es sein. Direkt am Karibikstrand in der Touristenhochburg Cancún. Denn von dort konnte man herrliche Tauchtrips machen - an Korallenriffe und in eingestürzte Tropfsteinhöhlen, den Cenotes.
Das Riu Palace also. Es gehört zur Riu-Kette, eine Hotelmarke von TUI. Es war das hübscheste Hotel am Platz. Ha! Weiß getüncht, mit Kuppeltürmchen an jeder Ecke, im edlen Pseudo-Kolonialstil-Ambiente. Beim Check-in gab es das alles entscheidende Plastik-Bändchen ums Handgelenk. In Gold! Yeah! Die Freikarte fürs große Buffet, fünf Spezialitäten-Restaurants (italienisch, französisch, japanisch, US-amerikanisch), die Art-Deko-Bar, die 24-Stunden-Snackbar, die Minibar im Zimmer, das Café, sämtliche Poolbars, den Getränkeservice am Strand und das Fitnessstudio mit Sauna und fast kochend heißem Whirlpool.