Werner knallhart

Car2Go Carsharing: vermüllt, verraucht, blutverschmiert

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Asis unter den Kunden?

Car2Go, das ist neben dem neuen Smart Fourtwo der bullige SUV namens GLA, die A-Klassen-Limousine (die mit der Elch-Test-Variante von früher nur noch den Namen gemein hat), die geräumige B-Klasse und das schnittige Coupé CLA.

Aber irgendwie - ich weiß auch nicht - locken diese schönen sportlichen Autos die falschen Kunden an. Es sind unter den Kunden offenbar eine Menge Assis.

Und damit meine ich nicht die Prolls, die ihre eigene Großmutter verkaufen würden, um sich noch ein paar Monate lang ihren tiefergelegten Mercedes-AMG leisten zu können, bei dem sie die Auspuffklappen per Fernbedienung öffnen, damit alles extra schön ohrenbetäubend dröhnt, wenn sie im weißen Trainingsanzug durch Kreuzberg kreuzen. Solche das Marken-Image schädigenden Kunden sind einigen bei Daimler gar nicht recht, wie mir ein Mercedes-Autohändler hinter vorgehaltener Hand verraten hat.

Nein, aber mit Assis meine ich echte Assis. Asoziale, die auf Kosten der anderen ihre eigene Gleichgültigkeit gegenüber fremder Leute (oder Firmen) Eigentum raushängen lassen.

In gefühlt einem von drei Car2Go-Mercedes in Berlin ist Asche im Aschenbecher (gemäß §  9 Abs. 3i der AGB verboten). Die Kisten riechen nach Rauch. Das bestätigen mir auch Freunde und Kollegen, die selber oft Car2Go nutzen. In rund jedem zweiten Auto liegt Müll im Fußraum oder stehen ausgesoffene Kaffeebecher in der Mittelkonsole (gemäß § 9 Abs. 3k der AGB verboten). Und auf den Fußmatten: regelmäßig ein Sammelsurium an Matschbrocken und Blättern.

Jetzt vergangene Woche: Gerade empöre ich mal wieder über den eingeaschten Aschenbecher in dem nach Kneipe stinkenden Mercedes, da unterbricht mich mein Beifahrer, der gerade seinen Rucksack nach hinten auf die Rückbank hieven will, mit einem Ruf des Entsetzens: „Oh Gott, hast du das blutbesudelte Tuch gesehen? Oh, igitt, und das Leder auf dem Sitz ist dick mit getrocknetem Blut eingeschmiert. Das ist ja zum Kotzen! Was sind das bloß für Typen, die hier mieten?“

WiWo-Kolumnist Marcus Werner fotografierte die Rückbank des vollgedreckten Carsharingwagens - inklusive blutverschmiertes Tuch. Quelle: Marcus Werner

Tja! Mercedes-Fahrer. Wie ich gerade. Beschämend. Hatte der Fahrer einen Freund nach einer Schlägerei mitgenommen? Oder gab es direkt bei der Fahrt eine Messerstecherei? Man hat diese Typen ja regelrecht vor Augen: Vorne wird geraucht, hinten hält sich jemand die blutenden Wunde und wirft das Tuch dann ins Auto. Dem Mieter doch egal. Weil: Ist ja nicht sein Wagen. Und wer 30 Cent Miete pro Minute bezahlt, der darf alles!

Die Pressestelle von Car2Go betont zwar: „Standortübergreifend wird die überwiegende Mehrheit dieser Mieten ordnungsgemäß durchgeführt. Trotz intensiven Informations- und Aufklärungsmaßnahmen kommt es bei dieser enormen Anzahl an Mieten vereinzelt zu Verstößen gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.“

Intensive Aufklärungsmaßnahmen? Nie eine mitbekommen. Vereinzelte Verstöße? Dass das ausgerechnet viele Kunden anders empfinden, ist natürlich ungünstig. Selbst mehrere Mitarbeiter an der Telefonhotline haben mir bestätigt, dass die Verschmutzung und Vermüllung der Fahrzeuge ein Problem ist, das mitunter zunimmt. Gemessen an der Anzahl der Beschwerden.

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