Werner knallhart

Bosch gegen Emio: der unfaire Kampf der E-Roller-Sharer

Das charmante Start-Up Emio bietet Carsharing auf zwei Rädern: Motorroller mit E-Antrieb. Doch nun bekommt das junge Team Konkurrenz von der Bosch-Tochter Coup. Die wollen den Markt aufrollen. Und nennen mich total bescheuert "Coupster".

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Bosch-Tochter Coup, E-Motorroller Quelle: dpa

Wer wissen will, wie er sich in ein paar Jahren fortbewegen wird, der kann sich das heute schon einmal in Berlin angucken.

Carsharing ist da schon Standard. Noch recht neu ist E-Roller-Sharing: per Smartphone einen elektrischen Motorroller minutenweise mieten. Die Dinger sind wendig, dürfen wie Fahrräder auf jedem Bürgersteig abgestellt werden, solange man mit dem Kinderwagen durchkommt. Damit entfällt die Parkplatzsuche. Das Problem ist ein für allemal gelöst! Und dank des E-Motors sind die Roller einfach zu fahren und leise unterwegs wie eine Raubkatze.

Das verdanken wir Emio. Das Berliner Start-up hat im Frühjahr 2015 begonnen, 150 ihrer warmorange-farbenen E-Roller im Retro-Look in der Stadt aufzustellen. Wer sich beim Anbieter registriert hat, kann die E-Roller künftig per Smartphone-App reservieren, hingehen, per Tastendruck in der App Helmbox öffnen, Helm und den Schlüssel entnehmen.

Das Problem: Das System ist sympathischer, als Emio es mit seinen 150 Rollern aushält. Das Ergebnis: Schon diesen Sommer waren Emios kaum mehr zu kriegen. Wollte ich schnell mal eben zu einem Termin, waren von den 150 Emios mitunter gerade mal gut 20 frei. In ganz Berlin. Und dann eben kilometerweit entfernt.

Ich ertappte mich jüngst dabei, wie ich an einem abgestellten Emio vorbei lief und mir dachte: "Soll ich es mieten, wenn da schon mal eins steht?" Dabei musste ich nirgends hin.

Mittlerweile habe ich mir abgewöhnt, die Emio-App zu öffnen, wenn die Fahrt dringend ist.

Und genau in dieser Zeit des schlimmsten Emio-Mangels greift jetzt Bosch an. Deren Tochterfirma Coup will Berlin auf kurz oder lang mit 1000 E-Rollern überrollern. 1000! Da höre ich Emio quietschen. Coup ist dabei wahrlich der Gegenentwurf zu Emio. Das einzige, was Emio und Coup gemeinsam haben, sind E-Roller. Der Rest sind zwei Welten.

Mit dem Namen geht es schon los. Emio heißt Emio. Aber wie heißt Coup? Spricht man es Kuh oder Kuhp? Tja. Und noch blöder: Seine Kunden bezeichnet Coup als Coupster. Das ist nicht nur lächerlichster Marketing-Bullshit für Micky-Maus-Heft-Leser, das ist regelrecht frech. Denn die englische Bedeutung von Coup ist Putsch. Und Coupster sind folglich grob übersetzt Putschisten. In heutiger Zeit nicht gerade ein Kompliment. Ich will kein Coupster sein. Wenn ich einen Smart ausleihe, bin ich schließlich auch kein Car2goster.

Und eine Fahrt mit Coup heißt auch nicht Fahrt, sondern bei Coup ist eine Fahrt ein "Ride". "Gute Fahrt" heißt bei dem deutschen Unternehmen "Have a good ride!" Da hat wohl einer bei der Beraterfirma Boston Consulting Group in den 90ern studiert. BCG-Berater setzen das Projekt Coup nämlich für Bosch um.

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