Werner knallhart

Die schlimmsten Bahn-Zumutungen. Heute: WLAN im ICE

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DB nicht verpflichtet, WLAN anzubieten

Neulich fragte ich eine Schaffnerin eines ICE, in dem der Hotspot mal wieder komplett streikte: "Wie ist das eigentlich? Wie viel bekommt man vom Fahrpreis zurückerstattet, wenn man die Vorteile einer Fahrt in der 1. Klasse nicht nutzen kann?"

Antwort: "Gar nichts. Wir sind ja nicht verpflichtet, WLAN anzubieten." Wieder so eine Monopolisten-Attitüde: Warum sollte man auf den beworbenen Service bestehen können, nur weil man den extra bezahlt hat? Wie in einem Kino, in dem es heißt: "Wer ein Ticket für einen Logenplatz kauft, bekommt einen Willkommens-Sekt." Und am Eingang zur Loge bekommt man gesagt: "Nee, heute kein Sekt. Sorry. Da ist der Aufpreis leider futsch."

Ich habe mir in der 2. Klasse mal einen WLAN-24-Stunden-Zugang für knapp 5 Euro gekauft und kurz darauf war das WLAN weg. Die Schaffnerin: "Dann ist Ihr Geld leider futsch."

So vertreiben sich Pendler die Zeit
Gut gerüstet96 Prozent der Befragten verfügen über ein Smartphone. 42 Prozent der befragten Pendler besitzen zusätzlich ein Tablet. Nur vier Prozent der Pendler sind ausschließlich mit einem Tablet ausgestattet. Quelle: dpa
Das Tablet versüßt lange FahrtenWer ein Tablet hat, zieht dies am liebsten auf langen Zugfahrten aus der Tasche (85 Prozent). Auf kürzeren Strecken im öffentlichen Nahverkehr kommen die Geräte nur bei 45 Prozent zum Einsatz. Für den Blick aufs Smartphone hingegen scheint immer Zeit zu sein. Auf kurzen Strecken im öffentlichen Nahverkehr gucken 90 Prozent mindestens einmal auf ihr Smartphone, 87 Prozent tun dies auch auf längeren Zugfahrten. Quelle: Fotolia
Kurz und gutNicht jeder liest Romane auf den smarten Geräten. Viele Pendler gucken während der Fahrt weniger als eine Minute auf den Bildschirm - meist um nachzusehen, ob sie einen Anruf oder eine E-Mail erhalten haben (87 Prozent). Mitunter dient dem Pendler das smarte Telefon auch als Uhrenersatz (79 Prozent), um schnell die Wetterlage (57 Prozent) zu erfahren oder soziale Netzwerke zu überprüfen (58 Prozent). Quelle: dpa
Apps schlagen Mobile-BrowserOb Nachrichten lesen oder in sozialen Netzwerken surfen – meist wird dazu nicht der Browser, sondern die passende App genutzt: 63 Prozent der Befragten nutzen häufig Apps, 33 Prozent gelegentlich. Bei den 18- bis 35-Jährigen sind es sogar 76 Prozent, die Apps häufig nutzen. Quelle: dpa
Pendler lieben soziale NetzwerkeMit 83 Prozent führt Facebook die Rangliste der am häufigsten genutzten Apps an. Es folgen YouTube, WhatsApp, Amazon und Google Maps. Ebenfalls in den Top-Ten vertreten: Anwendungen, die Onlinebanking auf dem Smartphone ermöglichen (von 49 Prozent genutzt), die Apps der örtlichen Verkehrsverbünde (45 Prozent) und Wikipedia (35 Prozent). Quelle: dpa
Morgens Nachrichten lesenAuf dem Weg zur Arbeit wollen sich Pendler schnell auf den neuesten Stand bringen. Morgens werden deshalb am häufigsten Apps genutzt, die Pendler mit aktuellen Nachrichten versorgen. Auch Bücher werden dann gern gelesen: iBooks oder Kindle nutzen 15 Prozent der Befragten auf dem Weg zur Arbeit. Quelle: dpa
Abends mit Freunden verabredenNach getaner Arbeit rücken Freunde und Familie auf den Radar. WhatsApp (67 Prozent) und Facebook nutzen Pendler abends häufiger. Zur Entspannung werden allerdings auch Musik Apps oder YouTube gerne geöffnet. Quelle: dpa

Die Bahn hat sich ein raffiniertes System von unverbindlichen Extras einfallen lassen, auf die man sich als Kunde aber nicht berufen kann. Man zahlt nur für die Beförderung, nicht für den Komfort. Wenn das Bordrestaurant wider Erwarten geschlossen hat und man stundenlang nichts zu essen bekommt, zahlt man trotzdem voll. Wenn der Zug eiskalt runter gekühlt ist, zahlt man voll. Wenn die Reservierungsanzeigen am Anfang mal wieder nicht funktionieren, und man sich auf gut Glück auf einen Platz setzt, der dann doch reserviert ist und man dann stehen muss, weil die nicht reservierten Plätze mittlerweile schon besetzt sind: Man zahlt trotz all der Fehler der Bahn voll.

Beim Zugfahren geht es ja offenbar nicht ums Wohlfühlen, sondern ums Ankommen. Die Werbung suggeriert zwar etwas anders (Fahrzeit als Qualitytime) aber wir wissen ja:

Die wichtigsten Baustellen der Bahn 2015

Diese Werbeversprechen zählen an Bord nicht. Wenn man aber für Komfort sogar extra bezahlt, nämlich in der 1. Klasse, dann muss es doch wirklich, wirklich Geld zurück geben, wenn der Extrakomfort entfällt: breitere Sitze, kostenlose Zeitungen, gastronomischer Service am Platz, kleine kostenlose Süßigkeit, WLAN. Von all dem ist einem nur der breitere Sitz sicher.

Im Flugzeug unvorstellbar: Entfiele in der Businessclass-Fernstrecke das Essen oder gebe es keine Zeitungen oder kein individuelles Unterhaltungsprogramm, was meinen Sie, was da los wäre.

Bei der Bahn kostet die Fahrt Köln-Berlin-Köln in der 1. Klasse (Normalpreis) 156 Euro mehr als in der 2. Klasse. 156 Euro! Und das einzige, auf das man sich offenbar berufen kann, ist ein breiterer Sitz. Und das lassen wir uns gefallen? Bei der Bahn müssen offenbar erst die Klimaanlagen den Zug auf 50 Grad aufheizen und die ersten Fahrgäste dehydrieren, bevor die Bahn einräumt, dass der Komfort unter dem Zumutbaren lag.

Deshalb wirkt die Bahn manchmal einfach so dödelig. Und nicht nur deshalb. Das ist so schade. Denn das Produkt ist ja eigentlich richtig gut.

Fortsetzung folgt.

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