Werner knallhart

Was die Deutsche Bahn von Amtrak lernen kann

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"Die Cheese-Pasta ist heute aus"

Diese Nationen geben das meiste Trinkgeld
Das Online-Portal TripAdvisor hat rund 7000 User in sechs Ländern befragt, wie sie es mit dem Trinkgeld halten: Legen sie es auf den Tisch oder den Nachtschrank oder bekommen Kellner und Zimmermädchen das Geld direkt in die Hand gedrückt? Wie viel Geld ist den Touristen guter Service wert und geben sie überhaupt Trinkgeld? Das Ergebnis der Umfrage: Die Italiener sind am knauserigsten. Nur 23 Prozent der Italiener geben Kellnern & Co. im Urlaub ein kleines Trinkgeld. Der europäische Durchschnitt liegt übrigens bei 42 Prozent. Quelle: dpa
Was Trinkgeldsammeldosen auf dem Tresen angeht, sind sich die Europäer übrigens sehr uneinig. 46 Prozent finden ein Sparschweinchen, in dem das Trinkgeld gesammelt und anschließend auf alle verteilt wird, gut. 27 Prozent würden lieber selber entscheiden, wer wie viel Geld bekommt und 14 Prozent fürchten, dass das Geld nicht fair geteilt wird. Der Rest ist überzeugt, dass Spardosen eine faire Trinkgeldpolitik fördern. Quelle: dpa
Von den spanischen Touristen würden allerdings nur 36 Prozent etwas ins Schweinchen werfen. Laut der Umfrage von TripAdvisor gibt nämlich nur rund ein Drittel der Spanier im Urlaub Trinkgeld. Das mag auch daran liegen, dass sich nur 24 Prozent der Spanier vor Reiseantritt darüber informieren, welche Trinkgeldgepflogenheiten im jeweiligen Urlaubsland herrschen. Quelle: REUTERS
Die Briten machen sich dagegen am seltensten schlau, wie viel Trinkgeld in welchem Land üblich sind. Nur 19 Prozent informieren sich, bevor sie in den Urlaub fliegen. Immerhin geben 39 Prozent der Engländer in den Ferien Trinkgeld für guten Service. Europaweit gilt: Die meisten geben Trinkgeld, wenn das Personal freundlich (29 Prozent), hilfsbereit (27 Prozent) und höflich (20 Prozent) ist. Sind Kellner, Hotelpagen oder Zimmermädchen besonders attraktiv, ist das für drei Prozent der Europäer ein guter Grund für ein kleines Tip. Quelle: REUTERS
Auch bei den Franzosen geben 39 Prozent im Urlaub Trinkgeld, wenn sie mit dem Service zufrieden sind. Übrigens halten sich rund 25 Prozent der Urlauber an die zehn-Prozent-Regel beim Trinkgeld. Um es auf jeden Fall richtig zu machen, machen sich 34 Prozent der Franzosen vor Reiseantritt schlau, wie viel guter Service im Zielland kostet. Quelle: dpa
Übrigens nutzen nur fünf Prozent der Europäer Trinkgeld als Motivation für guten Service. Sie zahlen, wenn sie zufrieden waren, anstatt zu zahlen, um zufrieden zu werden. In vielen arabischen Ländern ist das frühe Trinkgeld dagegen gang und gäbe. Quelle: AP
Vizetrinkgeldmeister sind die Russen: 53 Prozent von ihnen geben im Urlaub Trinkgeld, allerdings informieren sich nur 26 Prozent darüber, wie viel im jeweiligen Land angemessen ist. Quelle: AP

"Können Sie das Essen nicht aus dem Diner hier in den Salonwagen holen?", fragte ich.

"Okay, ausnahmsweise. Dann also das eine Gemüsesandwich von hier und dann eine Mahlzeit von drüben."

"Och nein, auf das Gemüsesandwich hat keiner von uns Lust. Dann nehmen wir lieber zwei Gerichte aus dem Diner."

"Dann müssen Sie aber auch drüben essen."

"Aber gerade sagten Sie doch, wir können das Diner-Essen auch hier bekommen."

"Ja, aber wenn Sie beide Gerichte von dort beziehen, dann kann ich keine Ausnahme machen. Diner und Parlour sind eigentlich zwei verschiedene Abrechnungs-Systeme." Aber das Essen war doch kostenlos. Den Quatsch mit den zwei Systemen kannte ich schon aus dem deutschen ICE: Restaurant und auf die Hand. Es war also aussichtslos. Wir wählten das eine Gemüsesandwich als Eintrittskarte zum Parlour und wollten um 13 Uhr 30 dann die Lasagne aus dem Diner ordern.

12 Uhr 19 Die Männerstimme: "Letzter Aufruf für die Reservierungen um 12 Uhr 30." Jesses, immer noch Herzinfarkt-Stimmung im Diner. Da lobten wir uns den Parlour exklusiv für uns Schlafwagen-Gäste.

12 Uhr 40. Eine neue Männerstimme: "Ladies and Gentlemen, aus gegebenem Anlass weisen wir Sie noch einmal darauf hin: An Bord herrscht Rauchverbot. Sollten Sie sich dennoch entscheiden zu rauchen, tragen Sie bitte Ihr Gepäck bei sich, damit wir keine einzige Minute Zeit verlieren, wenn wir Sie aus dem Zug werfen. Thank you." Applaus im Parlour.

12 Uhr 45. Die Männerstimme aus dem Diner: "Bitte jetzt sofort alle 13-Uhr-Gäste in den Diner. Und bitte auch schon mal die Gäste mit der Reservierung um 13 Uhr 30. Wir sind heute sehr -", ein lautes Knacken in der Leitung, da krähte eine Frauenstimme dazwischen: "Ladies and Gentlemen, hier ist Debra aus dem Café. Ich werde gleich Mittagspause machen. Wer jetzt noch einen Kaffee will oder ein Snickers oder Chips: bitte jetzt noch schnell vorbei kommen."

13 Uhr 30. Unser großer Auftritt. Die Parlour-Frau kam an unseren Tisch. Ich sagte: "Wir nehmen dann also das Gemüsesandwich und dazu die Lasagne aus dem Diner."

"Im Diner gibt es heute keine Lasagne. Es ist sowieso auch dort nicht mehr alles da. Am besten gehen Sie rüber und fragen mal."

Wir sollten selber fragen gehen? Für 1200 Dollar?

"Es gab aber eben eine Stornierung. Sie können jetzt auch zwei Gemüsesandwichs haben."

Wir atmeten durch und orderten die zwei Sandwiches plus zwei Pepsi light. "Pepsi light ist aus. Sie können höchstens im Diner nachfragen."

Gerade hatten wir unser Root-Beer ausgetrunken und auch den Nachtisch aufgegessen, da kam eine Durchsage von irgendeinem Mann: "Ladies and Gentlemen, wir kommen nun in Ihre Abteile und nehmen die Reservierungen für das Abendessen auf. Für alle, die heute Abend unsere legendäre, leckere Cheese-Pasta ordern wollen, noch folgender Hinweis: Die Cheese-Pasta ist heute aus."

Die Parlour-Frau legte uns eine Rechnung auf den Tisch.

"Moment. Das Essen ist doch im Fahrkartenpreis mit drin, oder nicht?"

"Das schon, aber so können Sie besser das Trinkgeld ausrechnen."

Am nächsten Tag kamen wir in Seattle an. Knapp eine halbe Stunde früher als der Fahrplan versprach. Noch so etwas, bei dem die Deutsche Bahn nicht gegen anstinken kann.

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