Werner knallhart

Eurowings-10er-Ticket: Nach 6 Monaten verfliegt alles

Fliegen im 10er-Abo ganz ohne Buchungs-Wirrwarr. Das gibt es jetzt ab 499 Euro bei Eurowings. Aber was, wenn man die Tickets nicht schnell genug verfliegen kann, weil die Eurowings-Maschinen schon voll sind?

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Europas größte Billigflieger
Platz 10: Jet 2Jet 2 ging aus der 1978 gegründeten Channel Express hervor und nahm im Jahr 2013 ihren Flugbetrieb auf. Sie fliegt vor allem Urlaubsdestinationen am Mittelmeer sowie europäische Hauptstädte an. Der britische Billigflieger mit Sitz in Leeds startete im Juli 1846 Mal, verfügte über 345.414 Sitze und flog 516 Strecken.Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt; Ranking auf Grundlage der Starts im Juli 2017
Transavia Quelle: REUTERS
 Aer Lingus Quelle: AP
Wizz Air Quelle: AP
Norwegian Air Shuttle Quelle: REUTERS
Flybe Quelle: REUTERS
Eurowings/Germanwings Quelle: dpa

Das war ja eigentlich immer das einzigartig Schöne bei Reisen mit der Deutschen Bahn: Wenn man flexibel ICE fahren will, dann weiß man: Einen unfassbaren Wucherpreis muss man zu keinem Zeitpunkt befürchten. Mit der BahnCard 50 kostet die Strecke Berlin-Köln in der 2. Klasse eben maximal 60 Euro inklusive Koffer, der sogar ruhig so schwer sein darf, dass Sie sich daran einen Bruch heben.

Ich habe gerade mal bei der Flug-Suchmaschine Opodo geguckt: Berlin-Köln mit Germanwings am heutigen Abend mit Check-in-Gepäck in der Economy 185,89 Euro.

Kommende Woche mit RyanAir über Opodo für 7,89 Euro plus Service-Pauschale von 16 Euro, abzüglich Opodo-Rabatt von 16 Euro plus 19,47 Euro für ein Gepäckstück bis zu 15 Kilo, macht in Summe 27,36 Euro. Aber dann steht da neben dem Wort „Summe“ noch dieser widerliche *, und wenn man dann nach unten schielt, dann steht da: „* Preise bei Zahlung mit Visa Entropay.“ Hä? Was soll das denn sein? Und wenn man ganz ohne Enten-Pay-Sonstwas zahlen will? Ja, dann muss man das irgendwie im „Zahlungsfilter“ einstellen, steht da. Und wo ist der? Auf dieser gerade geöffneten Buchungsseite kann ich den zumindest nirgends finden.

Europas größte Billigflieger

Und wer genau auf dieses fiese Verwirrspiel mit den undurchsichtigen Preisen keinen Bock hat, der dürfte jetzt erstmal instinktiv aufatmen – zumindest, wenn er öfters mit dem Flugzeug in Deutschland unterwegs ist: Bei Eurowings gibt es jetzt vorab zu bezahlende 10er-Karten zum Festpreis.

Die Idee klingt so beruhigend kalkulierbar, dass ich mich frage: Warum kommen die da erst jetzt drauf?

Das Ganze nennt sich Flight-Pass und wird von Eurowings seit Montag getestet. Claim: „Flexibel fliegen. Nie zu viel zahlen.“ Es gibt drei Tarif-Gruppen.

Die erste nennt sich „Student-Pass“, ist für Studierende bis 26 Jahre und kostet 499 Euro, der einzelne One-Way-Flug also 49,90 Euro. Die Flüge können aber nur auf ausgewählten Verbindungen in Deutschland und Europa verflogen werden.

Wo Europas Billigflieger abheben
Ohne Platzierung: München (MUC), Berlin-Tegel (TXL), Stuttgart (STR) Quelle: dpa
Platz 26: Hamburg (HAM) Quelle: AP
Platz 24: Berlin-Schönefeld (SXF) Quelle: dpa
Platz 19: Düsseldorf (DUS) Quelle: dpa
Platz 18: Köln/Bonn (CGN) Quelle: dpa/dpaweb
Platz 5: Manchester (MAN) Quelle: REUTERS
Platz 4: London-Stansted (STN) Quelle: AP

Dann gibt es den City-Pass, der sich an Pendler richtet, die sich eine einzige Strecke aussuchen müssen, auf denen sie die zehn Flüge verballern können. Das Ganze für 699 Euro.

Und dann natürlich was für die Geschäftsreisenden: Alle Verbindungen ab 1499 Euro im 10er-Pack. Mit dem Business-Pass.

Wer sich einen solchen Flight-Pass leistet, der ist das eben beschriebene lächerliche Heckmeck mit hin und her gerechneten Rabatten und Gebühren beim Buchen endlich los. Und das Buchen soll auch besonders schnell gehen, was logisch klingt: Denn der Kunde ist als Pass-Inhaber für die Fluggesellschaft ja leicht identifizierbar.

Eigentlich sensationell einfach und fair! Aber jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder, ja? Denn natürlich hat das Angebot ein paar Haken:

Anders als bei preiswerten Jugendangeboten der Deutschen Bahn wie der MyBahnCard ist der Flightpass-Student-Tarif mit einer Einschränkung an Service verbunden: Die Studenten dürfen in ihrem Tarif nicht Freitag- und Sonntagnachmittag ab 15 Uhr fliegen. Und auch nicht montags vor 10 Uhr. Weil da fliegen ja schon die Berufstätigen, die im Mo-Fr-8-17-Uhr-Hamsterrad gefangen sind.

Fliegen mit der Monatskarte

Wobei Studierende und Pendler nach Ansicht von Eurowings offenbar durchaus trotzdem was gemeinsam haben: Ihr Leben scheint so fürchterlich vorhersehbar. Deshalb müssen sich die Leute in den Tarifgruppen Student und City auch 21 Tage im Voraus auf ihre Flüge festlegen. So viel zur beworbenen Flexibilität.

Anders als die Studenten dürfen die Pendler aber nur innerdeutsch fliegen. Das haben die Pendler wiederum mit den Nutzern des Business-Pass gemeinsam. Aber immerhin dürfen die Business-Pass-Inhaber für ihr gutes Geld bis fünf Tage vor Abflug buchen.

Oder man legt für den Business-Pass noch einen Tausender drauf – dann heißt es Business-Pass Premium. Für 2499 Euro kann man dann auch kurzfristig buchen und stornieren. Bis sechs Stunden vor Abflug. Und dann gibt es noch einen Snack, ein Getränk und ein Gepäckstück inklusive. All das für umgerechnet 100 Euro extra pro One-Way-Flug.

Das sind die Renditekönige der Lüfte
Air Berlin Quelle: dpa
Air France-KLM Quelle: AP
Lufthansa Quelle: dpa
Emirates Quelle: REUTERS
IAG Quelle: AP
Turkish Airlines Quelle: REUTERS
United Continental Quelle: AP

Aber, und bei dem Gedanken wurde mir mulmig: Der Flight-Pass ist nur sechs Monate gültig. Nicht genutzte Flüge verfallen und werden nicht erstattet. Und jetzt Achtung: Was, wenn etwa der Pendler bei solch einem Abo-Modell die dringend benötigte Flugverbindung am Sonntagabend nicht mehr buchen kann, weil die Maschine schon voll ist? Was, wenn der Geschäftsreisende vom Auftraggeber morgens spontan zu einem Krisen-Meeting am Nachmittag gerufen wird, und dann ist Eurowings ausgebucht? In solchen Fällen wählt man normalerweise einfach einen Flug einer anderen Gesellschaft. Oder man fährt eben doch mit dem Zug. Aber mit dem Flight-Pass ist ja das Eurowings-Ticket schon bezahlt, obwohl die Wunschverbindung ja nicht mehr buchbar ist.

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Was, wenn das öfters vorkommt und plötzlich ist nicht mehr Februar, sondern Juli und man hat noch, sagen wir, vier Flüge übrig?

Organisiert sich die Studentin in Düsseldorf in Panik dann noch schnell einen Lover in Berlin im Internet, um einen Grund zu haben für eine Reise?

Lässt sich der Buchhalter in Hamburg eben schnell krankschreiben, um für einen Tag außerplanmäßig zu seinem Schatz nach Köln zu fliegen?

Vermasselt die Kunstagentin dann absichtlich einen Messe-Auftritt, um extra noch einmal für einen Wiedergutmachungs-Termin anreisen zu müssen?

Was tun, wenn man seine Flüge nicht weg kriegt, weil die Flieger voll sind?

Die Pressestelle von Eurowings ist da guter Dinge und hat mir gesagt, die wollen das alles doch erstmal testen. Außerdem seien die meisten Verbindungen oft nicht restlos ausgebucht. Wenn aber doch etliche Kunden auf ihren Tickets sitzen bleiben sollten, könne die Idee mit dem Flight-Pass ja vielleicht noch irgendwie angepasst werden. „Bis Frühjahr“ soll klar sein, ob das Abo-Modell nicht nur in Bus und Straßenbahn, sondern auch mit Flugzeug funktioniert.

Nicht, dass die das dann wieder abschaffen. Es wäre wirklich besser, wir würden einfach dank diverser Affären kreuz und quer im Land auf unsere Kosten kommen.

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