Ich habe mal beobachtet, wie die Leute reagieren, die offenbar zum ersten Mal nach Neueröffnung den Club am Kottbusser Tor betreten. Einige blickten verstört drein, als hätte man ihnen Tabasco in die Augen gespritzt. Einen hörte ich lachend zu seinem Kumpel sagen: „Alter, das ist jetzt nicht deren Ernst!“
Bisherige McFit-Stammgäste, die alt genug sind, um zu wissen, dass man Weltoffenheit und urbanes Lebensgefühl nicht mit Heim-Deko-Imitaten beim Filmset-Ausstatter zusammenordern kann, fühlen sich nun irgendwie beklommen. Der unangenehme Eindruck: „Das ist nicht meins.“ Man kann dort ja ganz gut Sport treiben. Aber dieser daher-gebrainstormte Puppenstuben-Chique, diese hingezimmerte Messestand-Prosecco-Gemütlichkeit soll doch bitte nicht Ausdruck der eigenen reifen Persönlichkeit sein.
Steht die Marke McFit einfach für aufrichtig und zweckmäßig für Sport zu einem Preis von knapp 20 Euro pro Monat, bleibt John Reed für das gleiche Geld nicht mehr übrig, als Eleganz und urbanes Lebensgefühl billig vorzutäuschen. Kunden Ü30 müssen da wohl oder übel in Ironie flüchten und ganz ganz fest an ihr Waschbrett denken.
Ich habe zwei Jungs in der Umkleide gefragt, die alle drei noch keine Muckis und noch ihre südländischen Milchbärtchen hatten (und demnach höchstens 16 Jahre alt waren): „Wie findet ihr denn diese neue Dekoration hier?“
Da sagt der eine: „Eigentlich cool so. Aber mit dem ganzen Geschirr einfach zu viel des Guten.“
Und der andere: „Aber das Geile ist so, dass die Musik so laut ist, dass man seine Kopfhörer nicht mehr extra mitschleppen muss.“
Hmm. Wieder Stichwort Geschmackssache.
ABER MIT DEM ALTER HAT DAS NICHTS ZU TUN! Vielleicht bin ich einfach eher der Typ für die schwitzigen Mucki-Buden. Wird mir erst jetzt klar.
Schade, dass Sie jetzt nicht die Ader auf meinem Bizeps sehen können.