Werner knallhart

John Reed Fitness Clubs: Die Schickimicki-Muckibude

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Flucht in die Ironie

Ich habe mal beobachtet, wie die Leute reagieren, die offenbar zum ersten Mal nach Neueröffnung den Club am Kottbusser Tor betreten. Einige blickten verstört drein, als hätte man ihnen Tabasco in die Augen gespritzt. Einen hörte ich lachend zu seinem Kumpel sagen: „Alter, das ist jetzt nicht deren Ernst!“

Bisherige McFit-Stammgäste, die alt genug sind, um zu wissen, dass man Weltoffenheit und urbanes Lebensgefühl nicht mit Heim-Deko-Imitaten beim Filmset-Ausstatter zusammenordern kann, fühlen sich nun irgendwie beklommen. Der unangenehme Eindruck: „Das ist nicht meins.“ Man kann dort ja ganz gut Sport treiben. Aber dieser daher-gebrainstormte Puppenstuben-Chique, diese hingezimmerte Messestand-Prosecco-Gemütlichkeit soll doch bitte nicht Ausdruck der eigenen reifen Persönlichkeit sein.

Steht die Marke McFit einfach für aufrichtig und zweckmäßig für Sport zu einem Preis von knapp 20 Euro pro Monat, bleibt John Reed für das gleiche Geld nicht mehr übrig, als Eleganz und urbanes Lebensgefühl billig vorzutäuschen. Kunden Ü30 müssen da wohl oder übel in Ironie flüchten und ganz ganz fest an ihr Waschbrett denken.

Ich habe zwei Jungs in der Umkleide gefragt, die alle drei noch keine Muckis und noch ihre südländischen Milchbärtchen hatten (und demnach höchstens 16 Jahre alt waren): „Wie findet ihr denn diese neue Dekoration hier?“

Da sagt der eine: „Eigentlich cool so. Aber mit dem ganzen Geschirr einfach zu viel des Guten.“

Die größten Sportmythen
Sport fördert die KonzentrationDas stimmt. Studien zeigen, dass Sport die Konzentration fördert und hilft, besser zu lernen. Das gilt aber nicht nur für das Lernen direkt nach dem Sport: Wer körperlich fit ist, arbeitet grundsätzlich auch effektiver, als ein Couch-Potatoe, wie Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) herausgefunden haben. Das Team um die IfADo-Psychologen Klaus-Helmut Schmidt und Wladislaw Rivkin hat Daten von mehr als 800 Probanden analysiert, die sich freiwillig zu einem medizinischen Check-up angemeldet hatten. Alle Teilnehmer arbeiten im Finanzsektor. Das Ergebnis: Wer regelmäßig Sport macht, kann besser mit Stress auf der Arbeit umgehen. "Wer fit ist, kann psychischen Belastungen und Erkrankungen durch zu viel Stress während der Arbeit vorbeugen", bestätigt Rivkin. "Gerade in Berufen, die täglich ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, könnten Sportangebote präventiv eingesetzt werden, um Überbelastung zu vermeiden", rät er. Quelle: dpa
Vom Joggen bekommt man einen HängebusenZwar hüpft die weibliche Brust pro Kilometer rund 84-mal auf und ab, aber ein Sport-BH kann die Wucht dieser Bewegungen um 74 Prozent reduzieren. Sportmediziner halten es für unwahrscheinlich, dass durch Sport das Bindegewebe in der Brust leidet. Eher im Gegenteil: durch Kraftsport wird der Brustmuskel stärker, das stabilisiert den Busen. Jedoch verbrennt Ausdauersport auch viel Fett. Das kann in der Brust dazu führen, dass die Haut schlaffer wird. Profiläuferinnen haben oft fast keinen Busen mehr.Quelle: Focus.de Quelle: Fotolia
Nach dem Sport verbrennt man weiter FettJa - der Nachbrenneffekt nach dem Sport ist messbar. Je nach Belastung kann er auch einen Tag lang anhalten, zum Beispiel nach einem Marathon. Der Körper zieht die Energie dann vor allem aus dem Fettspeicher. Wie lange die Fettverbrennung läuft, hängt davon ab, wie intensiv und lange man trainiert hat. Wenn man etwa eine Stunde im Fitnessstudio trainiert hat, ist der Stoffwechsel nur kurz erhöht. Quelle: dpa
Seitenstechen kommt durch falsches AtmenDas Gerücht hält sich: Seitenstechen kommt vom Reden beim Sport. Denn dann soll die Atmung nicht richtig funktionieren. Das stimmt aber nicht: Für das Seitenstechen kann es viele Ursachen geben. Zum Beispiel wenn man zu schnell atmet. Ein bislang noch nicht belegter Erklärungsansatz für das Seitenstechen ist: Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff verkrampft sich das Zwerchfell und sticht. Gefährlich sind die Seitenstiche nicht. Langsamer laufen und gleichmäßigeres Atmen können helfen. Außerdem kann man die Faust ballen und auf die schmerzende Stelle drücken. Quelle: dpa
Erst nach 30 Minuten Sport verbrennt man FettNein, man verbrennt vom ersten Schritt an Fett. In den ersten Minuten verbrennt man allerdings weniger, weil der Körper sich warm macht. Die optimale Verbrennung beginnt dann wirklich erst nach 20 bis 30 Minuten.
Vor dem Sport muss man sich dehnen80 Prozent aller Freizeitjogger dehnen sich regelmäßig. Das verhindert aber keine Verletzungen. Laufen verkürzt die Muskulatur, daher empfehlen Sportmediziner sich nach dem Sport zu dehnen. Bei Sportarten, bei denen man schnell viel Kraft braucht, gilt das nicht, denn das Dehnen senkt den Muskeltonus. Quelle: dpa
Morgensport ist ungesundNicht jeder kann sich morgens aufraffen und ohne Frühstück schon Sport machen. Manche Menschen bekommen dabei Probleme mit ihrem Blutzuckerspiegel. Der Körper verbrennt aber mehr Fett, weil ihm nicht so viele Kohlenhydrate zur Verfügung stehen. Quelle: dpa

Und der andere: „Aber das Geile ist so, dass die Musik so laut ist, dass man seine Kopfhörer nicht mehr extra mitschleppen muss.“

Hmm. Wieder Stichwort Geschmackssache.

ABER MIT DEM ALTER HAT DAS NICHTS ZU TUN! Vielleicht bin ich einfach eher der Typ für die schwitzigen Mucki-Buden. Wird mir erst jetzt klar.

Schade, dass Sie jetzt nicht die Ader auf meinem Bizeps sehen können.

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