Gerade in teuren Hotels werden wir Gäste beim Internet-Service weltweit respektlos abkassiert. Mit 10 Euro, 15 Euro, 18 Euro für 24 Stunden. Und je exklusiver das Hotel, umso wertvoller offenbar auch die Dienstleistung WLAN-Zugang. Wie lässt sich das erklären außer mit Geldmacherei? Ein guter Service darf gerne mehr kosten als ein schlechter. Aber nach meiner eigenen Erfahrung kann mir keiner mehr erzählen, dass teure Hotels stets zuverlässigeres Internet bieten als günstige Unterkünfte.
Auf den Buchungsportalen steht dann mitunter bloß "kostenloses Highspeed-WLAN", auf den Sites der Hotels hingegen irgendwo klein versteckt: "kostenloses WLAN in den öffentlich zugänglichen Bereichen." Aha!
Wie klammheimlich mit diesem kundenunfreundlichen Geschäftsmodell umgegangen wird, zeigt das Beispiel Hilton Munich Airport. Auf der hoteleigenen Seite zu Hoteldetails steht:
"Flughafentransfer U-Bahn/Zug 10,40 EUR
Parkplatz Selbstparker 30,00 EUR
WLAN Internetanschluss im Zimmer ✅
Öffentlicher WLAN Internetanschluss ✅
Zu einigen Posten werden Preise genannt, zu anderen nicht. Wie darf man das deuten? Nach einem Anruf weiß ich: Das WLAN im Lobbybereich ist kostenlos. Das WLAN auf dem Zimmer "leider" (wie die Dame mit bayrischem Akzent betonte) nicht. Sondern es kostet für eine Stunde 6 Euro, für zwei Stunden 11 Euro, für drei Stunden 15 Euro und für 24 Stunden 18 Euro. Und das in einem Hotel mit Zimmerraten ab 127 Euro pro Nacht.
Wer keine Zeit hat, solche Hotels vor der Buchung nach diesen Fallstricken abzutelefonieren oder sämtliche Unterseiten der Websites mit der Lupe zu durchforsten, entdeckt die Zusatzkosten womöglich erst nach dem Einchecken. Kein Netz auf dem Zimmer oder Felder für die Kreditkarte ploppen auf. Wie unsympathisch.
Einige Hotelketten haben die Beschwerden ihrer Gäste allerdings offenbar satt und beginnen zaghaft mit zeitgemäßen Angeboten. So bekommen zumindest Gäste mit Stammgaststatus kostenloses WLAN. Aber so richtig verlässlich ist der Service eben nicht. Und das in Zeiten, in denen die Deutsche Bahn - ich wiederhole: die Deutsche Bahn - kostenloses WLAN an vielen Bahnhöfen und demnächst auch in der zweiten Klasse der ICEs anbietet.
Und mal wieder setzen die jungen Wilden die Maßstäbe und lassen die alten Ketten noch älter aussehen. Die Tiefpreis-Basis-Kette B&B bietet kostenloses Internet im ganzen Haus. Die Kette Motel One ermöglicht den Gästen ebenfalls Gratis-Surfen und verleiht sogar iPads kostenlos. Zimmerpreis bei Motel One am Hauptbahnhof Berlin ab rund 73 Euro. B&B Köln-Airport pro Nacht rund 48 Euro.
Zu einem zeitgemäßen Hotelzimmer gehört heutzutage kostenloses WLAN, wie Heizung, Klopapier und Beleuchtung ohne Aufpreis. Laut BGH gehört ein Internetzugang heutzutage zur Lebensgrundlage. Gerade teure Hotels bieten uns also mitunter das zum Leben Grundlegende nur gegen Aufpreis!
Liebe Hoteliers, setzt Euch Eure Duschhauben doch selber auf, lauft mit den Frottier-Papppantoffeln doch selber zum Eiswürfelautomaten, mampft Euer Betthupferl selber, schmiert Euch Euren Conditioner doch in die eigenen Haare. Und gebt uns das, was Menschen heute zum Arbeiten und zum Entspannen auf dem Hotelzimmer brauchen. Gebt endlich das WLAN frei. Ihr verärgert sonst reihenweise die Gäste.
Und dann droht die Revanche über die Bewertungsportale. Vom WLAN des nächsten Cafés aus.