Werner knallhart WLAN im Hotel: Schluss mit der altmodischen Abzocke!

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Internetzugang gehört zur Lebensgrundlage

Gerade in teuren Hotels werden wir Gäste beim Internet-Service weltweit respektlos abkassiert. Mit 10 Euro, 15 Euro, 18 Euro für 24 Stunden. Und je exklusiver das Hotel, umso wertvoller offenbar auch die Dienstleistung WLAN-Zugang. Wie lässt sich das erklären außer mit Geldmacherei? Ein guter Service darf gerne mehr kosten als ein schlechter. Aber nach meiner eigenen Erfahrung kann mir keiner mehr erzählen, dass teure Hotels stets zuverlässigeres Internet bieten als günstige Unterkünfte.

Auf den Buchungsportalen steht dann mitunter bloß "kostenloses Highspeed-WLAN", auf den Sites der Hotels hingegen irgendwo klein versteckt: "kostenloses WLAN in den öffentlich zugänglichen Bereichen." Aha!

An diesen Bahnhöfen surfen Sie umsonst
Gute Nachrichten für Pendler: An deutschen Bahnhöfen können sie täglich 30 Minuten kostenlos das WLAN nutzen. Wer länger als 30 Minuten das Internet nutzt, surft anschließend zum Telekom-Tarifen weiter. Zu den 100 Bahnhöfen, an denen dies möglich ist, gehören unter anderem die Berliner Bahnhöfe Hauptbahnhof, Ostbahnhof, Zoologischer Garten, Gesundbrunnen, Lichtenberg, Spandau und Wannsee. Quelle: dpa
Auch in Bremen können Pendler 30 Minuten lang kostenlos surfen. Wenn die Verspätung nicht allzu extrem ist, sollte das ausreichen. Quelle: dapd
Auch in immer mehr Innenstädten deutschlands können Smartphone- und Tablet-Nutzer kostenfrei Surfen. Jetzt geht das unter anderem auch am Hauptbahnhof Dresden sowie Dresden-Neustadt. Quelle: dpa
Wer am Hamburger Hafen unterwegs ist, kann ab sofort kostenfrei mit dem Smartphone, Tablet oder Laptop im Internet surfen. Um am Projekt "HotSpot-City" der Telekom teilnehmen zu können, müssen Nutzer sich nur ein Profil auf der Online-Seite der Telekom anlegen und schon sollen sie lossurfen können. Für mobile Endgeräte gibt es eine App. Gleiches funktioniert nun auch an den Bahnhöfen Hamburg-Hauptbahnhof, Hamburg-Altona und Hamburg-Harburg. Quelle: dpa
Auch Reisende am Hauptbahnhof Hannover beziehungsweise Hannover-Messe können sich künftig ganz einfach für eine halbe Stunde gratis einwählen: WLAN-Netz "Telekom" wählen und verbinden. Dann die Handynummer auf der Startseite (Hotspot-Portal) eingeben. Der Zugangscode kommt dann per SMS aufs Handy. Quelle: dpa
„Wir wollen den Aufenthalt im Bahnhof für unsere Kunden noch attraktiver machen. Die kostenlose WLAN-Nutzung ermöglicht es, während der Zeit am Bahnhof zum Beispiel Smartphone oder Tablet mit der Cloud zu synchronisieren“, sagt Dr. André Zeug, Vorstandsvorsitzender der DB Station&Service AG. Das geht jetzt auch an am Frankfurter Hauptbahnhof, dem Bahnhof am Regional- und Fernbahnhof des Frankfurter Flughafen sowie dem Bahnhof Hauptwache. Quelle: dpa
„Der umfangreiche Ausbau von HotSpots ermöglicht es künftig noch mehr Reisenden, an Bahnhöfen drahtlos im Internet zu surfen und E-Mails zu verschicken. Damit kommen wir unserer Vorstellung vom vernetzten Leben und Arbeiten wieder ein Stück näher“, sagt Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden Telekom Deutschland. Davon profitieren auch Pendler am Düsseldorfer Hauptbahnhof sowie dem Bahnhof am Flughafen Düsseldorf. Quelle: AP

Wie klammheimlich mit diesem kundenunfreundlichen Geschäftsmodell umgegangen wird, zeigt das Beispiel Hilton Munich Airport. Auf der hoteleigenen Seite zu Hoteldetails steht:

"Flughafentransfer U-Bahn/Zug             10,40 EUR

Parkplatz Selbstparker                           30,00 EUR

WLAN Internetanschluss im Zimmer     ✅

Öffentlicher WLAN Internetanschluss    ✅

Zu einigen Posten werden Preise genannt, zu anderen nicht. Wie darf man das deuten? Nach einem Anruf weiß ich: Das WLAN im Lobbybereich ist kostenlos. Das WLAN auf dem Zimmer "leider" (wie die Dame mit bayrischem Akzent betonte) nicht. Sondern es kostet für eine Stunde 6 Euro, für zwei Stunden 11 Euro, für drei Stunden 15 Euro und für 24 Stunden 18 Euro. Und das in einem Hotel mit Zimmerraten ab 127 Euro pro Nacht.

Wer keine Zeit hat, solche Hotels vor der Buchung nach diesen Fallstricken abzutelefonieren oder sämtliche Unterseiten der Websites mit der Lupe zu durchforsten, entdeckt die Zusatzkosten womöglich erst nach dem Einchecken. Kein Netz auf dem Zimmer oder Felder für die Kreditkarte ploppen auf. Wie unsympathisch.

So schön sieht WLAN aus
Zu Hause, im Büro und an öffentlichen Plätzen: WLAN ist überall. Aber wie sehen die Wifi-Strahlen eigentlich aus, haben sich der Tech-Blogger Nickolay Lamm und die Astrobiologin M. Browning Vogel Ph.D von der Nasa gefragt. Also griffen sie sich Bilder der Gegend um die Washingtoner National Mall und legten darüber Muster, wie das drahtlose Internet aussehen könnte. Wifi-Wellen haben eine gewisse Höhe und einen bestimmten Abstand zueinander. Er ist kürzer als bei Radiowellen und länger als bei Mikrowellen, sodass eine einzigartige Übertragung entsteht, die nicht durch andere Signale unterbrochen werden kann. Verschiedene Sub-Kanäle werden hier in verschiedenen Farben dargestellt. Quelle: gigaom.com
Die entstandenen Bilder zeigen eindrucksvoll, wie sich die unterschiedlichen Frequenzen der WLAN-Strahlen in der Öffentlichkeit verhalten. Hier werden die Impulse als bunte Kugeln visualisiert. Die Quelle ist rechts im Bild zu sehen. Jede Farbe steht für einen eigenen Ausschnitt aus dem elektromagnetischen Feld. Wifi-Felder sind meist sphärisch (wie hier) oder ellipsenförmig und erstrecken sich an öffentlichen Orten bis zu 300 Meter. Quelle: gigaom.com
Dieses Bild soll zeigen, dass die Impulse etwa sechs Zoll voneinander entfernt sind. Es wird auch deutlich, warum ein öffentlicher Platz nicht immer gleich gut mit Netz abgedeckt ist. Quelle: gigaom.com
Wifi-Antennen können an Bäumen, Laternenmasten oder auf Gebäuden befestigt werden. Mehrere Antennen können das komplette Gebiet um die National Mall abdecken. Das Internet legt sich hier wie eine Decke auf den Platz. Quelle: gigaom.com
Internetwellen sind überall - das machen uns die Bilder eindrucksvoll klar. Aber allen Berichten über schädliche Wirkungen zum Trotz: Sie sind einfach wunderschön. Quelle: gigaom.com

Einige Hotelketten haben die Beschwerden ihrer Gäste allerdings offenbar satt und beginnen zaghaft mit zeitgemäßen Angeboten. So bekommen zumindest Gäste mit Stammgaststatus kostenloses WLAN. Aber so richtig verlässlich ist der Service eben nicht. Und das in Zeiten, in denen die Deutsche Bahn - ich wiederhole: die Deutsche Bahn - kostenloses WLAN an vielen Bahnhöfen und demnächst auch in der zweiten Klasse der ICEs anbietet.

Und mal wieder setzen die jungen Wilden die Maßstäbe und lassen die alten Ketten noch älter aussehen. Die Tiefpreis-Basis-Kette B&B bietet kostenloses Internet im ganzen Haus. Die Kette Motel One ermöglicht den Gästen ebenfalls Gratis-Surfen und verleiht sogar iPads kostenlos. Zimmerpreis bei Motel One am Hauptbahnhof Berlin ab rund 73 Euro. B&B Köln-Airport pro Nacht rund 48 Euro.

Zu einem zeitgemäßen Hotelzimmer gehört heutzutage kostenloses WLAN, wie Heizung, Klopapier und Beleuchtung ohne Aufpreis. Laut BGH gehört ein Internetzugang heutzutage zur Lebensgrundlage. Gerade teure Hotels bieten uns also mitunter das zum Leben Grundlegende nur gegen Aufpreis!

Liebe Hoteliers, setzt Euch Eure Duschhauben doch selber auf, lauft mit den Frottier-Papppantoffeln doch selber zum Eiswürfelautomaten, mampft Euer Betthupferl selber, schmiert Euch Euren Conditioner doch in die eigenen Haare. Und gebt uns das, was Menschen heute zum Arbeiten und zum Entspannen auf dem Hotelzimmer brauchen. Gebt endlich das WLAN frei. Ihr verärgert sonst reihenweise die Gäste.

Und dann droht die Revanche über die Bewertungsportale. Vom WLAN des nächsten Cafés aus. 

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