Werner knallhart

Bosch gegen Emio: der unfaire Kampf der E-Roller-Sharer

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Mit Coup und Emio ist es wie bei Star Wars

Aber so leicht kommt man bei Coup nicht an einen Ride. Ob Sie es glauben oder nicht: Als ich vor einigen Monaten das stylisch herausgeputzte Coup-Promo-Team auf der Straße sah, wie es gerade mehrere Coup-Roller abstellte und seine Flyer sortierte, sprach ich es an und bekam zur Antwort: "Wir starten gerade, sind das erste Team, sind zum ersten Mal im Einsatz und Sie sind der erste, mit dem wir sprechen." Ich meldete mich sofort an und dachte mir, ich dürfte demnach auch der erste Kunde sein, von einigen internen Bosch-Anmeldungen mal abgesehen. Doch dann passierte erstmal gar nichts. Ich durfte nicht fahren. Warteliste. Tage später erfuhr ich, dass Kollegen, die sich Tage nach mir angemeldet hatten, längst freigeschaltet waren. Angeblich lag das am Postleitzahlen-Bereich. Da gehe Coup nach einem bestimmten System vor. Oh, aha! Verknappung als Anreiz?

Carsharing in Unternehmen

Mit Coup und Emio ist es wie bei Star Wars. Die Truppen des Imperiums haben geilere Kampfmonturen als die Rebellen. Und Coup hat die geileren Roller. Während Emios regelrechte Klapperkisten sind, mit wackeligen Außenspiegeln und fummeligen Blinkerschaltern, kommen die Coup-Roller des taiwanesischen Herstellers Gogoro daher wie von einem anderen Stern:

Knubbelig modern statt retro, mit sattem Blinkgeräusch wie im Raumschiff, mit automatisch aufschnappendem Helmfach, statt Drücken und Pressen an der Emio-Box, einer Rückwärts-Roll-Hilfe per Drehschalter, Helme, die sich dank dicker Ohrpolster viel besser an unterschiedliche Schädelformen anschmiegen als die von Emio, die im Fahrtwind schonmal Richtung Nacken auf Wanderschaft gehen.

Aber vor allem: Coup-Roller beschleunigen deutlich schneller, fließen dadurch im Straßenverkehr besser mit und sind dadurch einfach sicherer, weil man nicht als lahmer Störenfried ständig von genervten Autofahrern überholt und in die Zange genommen wird, wie bei Emio, vor allem wenn man zu zweit schwer auf dem E-Bock sitzt.

Das ist allerdings auch der größter Coup-Nachteil: Es ist nur ein Helm in der Box, bei Emio zwei. Ein Sozius ist bei Coup offenbar nicht gewünscht. Allerdings macht Coup diesen Nachteil beim Preis wieder wett. Kostet Emio ab der ersten Minute 19 Cent, berechnet Coup für die ersten 30 Minuten pauschal drei Euro. Und danach alle zehn Minuten einen Euro. Emio ist also etwas für die Kurzstrecke. Ab Minute 16 aber ist Coup günstiger. Eine Stunde Coup kostet sechs Euro, eine Stunde Emio 11 Euro 40. Da kommt man bei Coup zu zweit mit zwei Rollern praktisch zum gleichen Preis weg, wenn zwei Coupster denn zwei Coups nebeneinander coupen, äh finden.

Der größte Nachteil von Emio: Es gibt kaum Emios. Erst kommendes Frühjahr will das Start-up seine Flotte "mehr als verdoppeln", sagt Emio-Gründer Valerian Seither. Aus Kunden-Sicht ganz klar eine Saison zu spät.

Ich bin gern bereit, die charmant klapprigen Emios zu nutzen, statt dieser futuristischen Coup-Rennschlitten, gerade auch für günstige Kurzstrecken. Und Emio dürfte mir auch Kosenamen geben: Emchen oder Rollerboy. Wenn es doch nur mehr Roller gäbe. Aber keiner, der mein Geld will, sollte mich zärtlich Coupster nennen. Es reicht eben nicht, einen Marketing-Katalog abzuarbeiten. Manchmal muss es eben einfach ein bisschen Authentizität sein. Dann klappt es auch mit dem Ride.

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