Die Deutsche Post hat festgestellt, dass sich mittlerweile viele Landsleute gerne Informationen übers Internet zuschicken. Da löst mittlerweile nicht mehr die E-Mail den Brief ab oder die WhatsApp-Nachricht die SMS, sondern die WhatsApp-Nachricht die E-Mail. Gut, die Paket-Sparte mit DHL boomt. Aber Briefe sind offenbar für viele Absender mehr und mehr eine Notlösung:
Im Geschäftsjahr 2006 wurden im Schnitt noch 70 Millionen Briefe pro Werktag zugestellt, 2016 waren es nur noch 59 Millionen. Selbst im 1-Jahres-Vergleich 2016 zu 2015 ist die Briefkommunikation um 3,5 Prozent geschrumpft.
Früher, da kam ja auch alles Relevante in den Umschlag: Bewerbungen, Preisausschreiben, Beschwerdebriefe, Einladungen zu Elternabenden, Reiseunterlagen, Theatertickets, Erinnerungen vom Zahnarzt, Kontoauszüge, Rechnungen. Ausnahmslos all dies kommt heute auch per Mail oder WhatsApp oder lässt sich im Kundenkonto online aufrufen.
Was bleibt also? Heute erwartet doch kein Mensch mehr einen per Hand geschriebenen Brief eines Freundes. Höchstens die Weihnachts-, Geburtstags- und Urlaubsansichtskarten erleben nach einer Phase der albernen Web-Card-Euphorie zur Jahrtausendwende („Marcus hat Dir einen Gruß gesendet. Klicke hier.“) mittlerweile ein liebevolles Revival des Handgeschriebenen.
Heute fallen einem aus dem privaten Briefkasten aber im Wesentlichen nur noch Werbebriefe von Banken entgegen, die eine gute Idee haben, wie man für einen Spottpreis sein Eigenheim finanzieren könnte. Oder die neue BahnCard oder eine Wahlbenachrichtigung.
Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will
Auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß soll verringert werden: Bis 2020 will die Post ihre Energie-Effizenz um 30 Prozent verbessern. Vor kurzem kaufte der Dax-Konzern zum Beispiel den deutschen Elektroauto-Entwickler Streetscooter auf.
Die Aktie Gelb soll weiter steigen: Post-Chef Frank Appel möchte zur ersten Wahl für Anleger werden. Zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns sollen die Aktionäre jährlich als Dividende ausgeschüttet bekommen.
Auch die Kundenzufriedenheit soll steigen - auf über 80 Prozent. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche beschwerten sich allerdings vor allem deutsche Großkunden zuletzt über die Briefzustellung.
Der Gewinn ist die wichtigste Ziellinie in der Strategie 2020: Bis zum Ablauf der Frist will Appel fünf Milliarden Euro Plus machen. Dazu müsste er pro Jahr den Gewinn um acht Prozent steigern. Die Brief- und Paketsparte, die ihren Umsatz vor allem in Deutschland macht, soll drei Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr dazu beisteuern - das Expressgeschäft, die Logistik- und Speditionssparten müssen zehn Prozent mehr im Jahr verdienen.
Kein anderer Dax-Konzern hat so konkrete und zugleich so ehrgeizige Ziele.
In Deutschland hat der durch den Onlinehandel ausgelöste Paketboom die Deutsche Post weit nach vorne getrieben. Jetzt will der Bonner Konzern diesen Effekt auch in den Schwellenländern mitnehmen: Bis 2020 soll sich der Marktanteil in diesen Regionen von 22 auf 30 Prozent erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf Brasilien, Indien, China, Russland und Mexiko.
Auch bei den Mitarbeitern möchte die Post die erste Wahl sein. Ziel des Vorstand ist es, in den Mitarbeiterbefragung eine Zustimmungsquote von über 80 Prozent zu erlangen. Zuletzt lag die Quote bei ungefähr 70 Prozent.
Und selber verschicken tut man alles, was immer noch eine persönliche Unterschrift braucht, weil wir ja in Deutschland sind und die elektronische Unterschrift hierzulande Teufelszeug ist: Kündigungen von Mietverträgen, die Steuererklärung und sonstiger lästiger Behördenkram. Muss raus per Post. Aber nicht unbedingt am nächsten Tag ankommen.
In meinem ganzen Leben erinnere ich mich an gerade mal zwei Momente, an denen ich mit Puls 180 auf einen dringenden Brief gewartet habe:
1. Auf meinen Musterungsbescheid,
2. auf das Ergebnis meines Staatsexamens.
Hier hätte ich ungern den kommenden Samstag abgewartet. Auch bei meinen Amazon-Prime-Bestellungen per DHL kann es mir nicht schnell genug gehen. Bei Briefen ist mir Geschwindigkeit aber meist sehr egal. Geht es Ihnen anders?
Sei es also das Empfangen, sei es das Versenden. Es ist bei all dem doch einfach meist wurscht, ob die Post heute oder morgen ankommt.