Werner knallhart

GDL macht Lokführer zu Deppen der Nation

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Weselsky hat kein Herz

Weselskys Rechnung: Je unbarmherziger ich mich zeige, desto toller finden mich die Lokführer. Und jetzt schlägt der Kleine mit eisenharter Faust auf uns Kunden ein. Nicht, weil er der Gott der Lokführer ist. Sondern schlicht, weil die von uns legitimierte Rechtsordnung das hergibt.

Aber nicht nur Lokführer sind Menschen. Bahnkunden sind es auch. Menschen, die jetzt zu Beginn der Herbstferien als Familien in den Urlaub wollten. Die viel Geld für Flugtickets und Hotelzimmer ausgegeben haben – Reisen, die sie heute womöglich nicht antreten können, weil der Zug sie nicht zum Flughafen fährt. In sieben Bundesländern beginnen jetzt die Ferien. Aber auch die Leute in der Rückreisewelle trifft es. Und Menschen, die sich schon seit Montag auf das Bundesliga-Spiel ihres Vereins gefreut hatten, mit Karten für das Auswärtsspiel in der Tasche. Dem Fußball droht das Chaos, denn selbst die Sonderzüge für die Fans fallen aus.

Theaterkarten verfallen, Hochzeitsgäste sagen ab, Großeltern treffen ihre Enkel nicht. Schwimm-, Tanz-, Volleyballvereine kommen nicht zu lange geplanten Turnieren.

12-Stunden-Streiks in der Woche treffen uns auf der Fahrt zu geschäftlichen Terminen. Das ist ärgerlich genug. Aber solche Termine lassen sich verschieben, zur Not organisiert der Arbeitgeber einen Leihwagen oder bucht einen Flug.

50-Stunden-Streiks zu Beginn der Ferien am Wochenende aber treffen die Menschen ins Herz.

Weselsky aber hat kein Mitleid mit seinen Opfern. Dass Reisende zu leiden hätten, sei "systemimmanent". Wenn er das begriffen hat, könnte er ja versuchen, das Leid zu minimieren. Aber: "Wir können an der Stelle keine Rücksicht darauf nehmen, dass Urlaub ist." Quatsch! Damit ist jetzt klar: Er will die Deutschen so richtig quietschen lassen. Auf dass der Frust der Kunden auf die Bahn zurückfalle. Mir tut die Bahn allerdings leid. Die Bahn! Dieses Gefühl ist nun wirklich wie aus einer anderen Sphäre.

Lokführer lassen sich in die Deppenrolle drängen

Die Bahn hat kurz vor knapp ein neues Angebot vorgelegt, um den Streik abzuwenden. Fünf Prozent mehr Gehalt bis Sommer 2016 und Arbeitsentlastung durch 200 Lokführerstellen mehr. Vergeblich. Weselsky nennt es ein "Scheinangebot". Weil er weiß, dass die Bahn weiß, dass es ihm gar nicht vorrangig um seine Schützlinge geht.

Weselsky will mehr – er will für das gesamte Zugpersonal verhandeln. Will mehr Macht. Nicht einfach mehr Leistung für die Lokführer. Und die Bahn hatte nun leichtes Spiel, soviel unverhohlenes Machtstreben mit einem lokführerfreundlichen Angebot zu entlarven.

Die Lokführer lassen sich von Weselsky in die Deppenrolle drängen. Noch lassen sie sich instrumentalisieren. Das haben sie nicht verdient. Aber sie könnten es ja verhindern. Die andere Gewerkschaft etwa wartet mit offenen Armen.

Profitieren tun unterdessen die Fernbusse. Eine Reise mit denen ist zwar langsam, aber preiswert und flexibel.

Und die Fluggesellschaften. Die sind zwar teuer und unflexibel, aber schnell. Ich habe gestern im ICE vom bevorstehenden Streik erfahren. Und habe direkt aus dem Zug meine heutige Rückfahrt von Köln nach Berlin zu einem Rückflug umgebucht. Mit AirBerlin.

Wer weiß schließlich, was den Rackern von der Cockpit im Namen der Lufthansa-Piloten übers Wochenende so einfällt. Die kennen ja auch kein Maß. Ich verlasse mich da auf nichts mehr. Solange sich die Kleinen auf Kosten aller noch so daneben benehmen dürfen.

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