Wirtschaftsprüfer Die Macht der Vier

Seite 3/3

Neue Prüfmandate ausgeschrieben

So fühlt man dem Finanzberater auf den Zahn
Nachbarn unterhalten sich Quelle: dpa
Fangfrage 2: "Wenn etwas schief läuft, dann ersetzen Sie mir doch den Schaden?" Solch eine Versicherung gegen Verluste wünscht sich jeder Anleger, doch keine Bank mag das versprechen. Wenn ein Berater sich darauf einlässt, überschreitet er seine Kompetenzen – und will unbedingt etwas verkaufen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, auch eine Fehlinformation an den Kunden. Quelle: dpa
Fangfrage 3: "Welche Produkte brauche ich denn nun?"Gute Berater entwickeln eine Strategie , und sie schauen sich die Vermögens- und Finanzsituation eines Kunden an. Dann reden sie mit ihm über seine Ziele und seine Risikobereitschaft. Einzelne Produkte kommen – wenn überhaupt – immer ganz zuletzt. Berater, die sich sofort darauf einlassen, denken vor allem an ihre Provision. Diese ist häufig davon abhängig, wie viel Produkte in einem bestimmten Zeitraum von ihm verkauft werden. Quelle: dpa
Uhr Zifferblatt Quelle: dpa
Fangfrage 5: "Ich bin risikoscheu und möchte mindestens fünf Prozent Rendite. Das ist doch für Sie kein Problem?" Es sollte ein Problem für Berater sein. Wer diese Frage sofort bejaht, hat sich als unsolide geoutet. Denn fünf Prozent Rendite sind aktuell meist nur mit einem recht hohen Risiko oder anderen Nachteilen zu erzielen. Wer als Anleger gar kein Risiko möchte, muss sich aktuell eher mit einem bis zwei Prozent begnügen – den Konflikt zwischen Risiko und Rendite sollte ein Berater darstellen und nicht schamhaft überspielen. Quelle: dpa
zerrissener Euro-Schein Quelle: dpa
Fangfrage 7: "Ich vertraue Ihnen, das Kleingedruckt ist sicher in Ordnung. Wo soll ich unterschreiben?" Geldanlagen sollten gut überlegt sein. Berater, die ihren Kunden wenig Zeit lassen, wollen ein Gespräch schnell abhaken. Häufig verbergen sie diese Absicht. Durch diese Fangfrage können Anleger dem Berater auf die Schliche kommen. Jeder Berater sollte das Kleingedruckte erklären, und hinterher sollte es der Anleger noch mal lesen. Einfach zu unterschreiben, ist keinesfalls in Ordnung. Quelle: dpa

Die Diskussion um das EU-Grünbuch und die extreme Marktkonzentration gerade in der Abschlussprüfung von Konzernen, ist also nicht folgenlos geblieben.
Allerdings gilt nach wie vor: Jenseits der Big Four sind nur wenige Prüfgesellschaften überhaupt in der Lage, Prüfmandate von DAX-Unternehmen oder auch großen international tätigen Mittelständlern zu übernehmen. Viele mittelgroße Prüfer halten entweder nicht in ausreichender Zahl Personal vor oder sind nicht in allen Ländern vertreten, in denen der Mandant tätig. Mittelgroße Prüfgesellschaften wie RBS Roever Broenner Susat (Rang 10 im Lünendonk-Ranking), PKF Fasselt Schlage (Rang 12) oder Mazars (Rang 13) hoffen deshalb, dass die Europäische Union das sogenannte Joint Audit doch noch verpflichtend vorschreibt. Die Big Four der Branche wären dann nämlich gezwungen, Prüfmandate im Verbund mit kleineren Prüfgesellschaften durchzuführen.

Regelmäßige Prüferwechsel werden wahrscheinlich Vorschrift

Was Brüssel der Branche an neuen Regulierungen aufbrummen wird, ist nach wie vor unklar. Fest steht offenbar, dass keine Verordnung kommen wird, die den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die strikte Trennung von Prüfung und Beratung vorschreibt –egal wie groß sie auch sein mag. Als wahrscheinlich gilt die Einführung der externen Rotation. Dabei sind sich die Big Four und ihre mittelgroßen Wettbewerber darin einig, dass der von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier vorgeschlagene Zeitraum von sechs Jahren für einen regelmäßigen Wechsel der Prüfgesellschaft viel zu kurz ist. „Allein der organisatorische Aufwand, der mit Prüfmandaten gerade bei Großkonzernen verbunden ist, wäre für jeden Wirtschaftsprüfer wie für ihre Mandanten eine zu große Belastung“, urteilt Jens Poll, Geschäftsführender Partner von RBS RoeverBroennerSusat. „Ein Wechsel alle zehn Jahre wäre angemessener, am besten bei einer Mindestbeschäftigungsdauer von fünf Jahren“. In diesem Herbst wird das Gesetzgebungsverfahren soweit vorangeschritten sein, dass sich allmählich abzeichnen dürfte, welche konkreten Regulierungen kommen werden. „Vor Frühjahr 2013 rechnen wir allerdings nicht mit einer klaren Entscheidung“, sagt Peter Bömelburg, Geschäftsführender Partner von Rödl & Partner in Nürnberg ( Rang 6 im Lünendonk-Ranking).

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%