Nichts ist schöner als Bahnfahren. In Zukunft könnte dies sogar gelten, wenn Deutschland bei Europa- und Weltmeisterschaften gegen starke Gegner trifft. Denn Fahrgäste sollen die Spiele schon bald im Zug über das bahninterne WLAN streamen können. Noch in diesem Jahr.
Doch ganz so schön, wie sich Fahrgäste ihre Reise in der zweiten Klasse mit der Deutschen Bahn vorstellen, dürfte es wohl nicht werden. Denn hinter den vollmundigen Ankündigen des Bahn-Vorstands verstecken sich teure Überraschungen. Auf einem gemeinsamen Treffen zur „Digitalisierung des Schienenverkehrs“ mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sagte Bahnchef Rüdiger Grube gestern: „Von einem bestimmten Datenvolumen an werden wir dem Kunden sagen müssen: Entweder du gehst auf eine langsamere Geschwindigkeit, oder ab dem Punkt X muss man das dann auch berechnen.“
WLAN mit begrenztem Datenvolumen? Gibt es sonst nirgends. Bei der Bahn bald schon.
Die Frage ist nun, wie hoch die kostenlose Flatrate ausfallen wird und ab wann die Bahn den Gebührenzähler anstellt. Dazu sagte Grube zunächst nichts. Klar dürfte aber sein: Ein 90-minütiges Fußballspiel im Live-Stream dürfte kaum möglich sein. Aber wird das Datenvolumen im Kostenlos-Paket dann wenigstens für die 40-minütige „Heute Show“ reichen? Oder aber wenigstens für 15 Minuten Tagesschau? Oder ein paar kurze Youtube-Videos?
Die Deutsche Bahn dürfte sich auf Ärger ihrer Fahrgäste gefasst machen. Denn seit einigen Jahren verspricht die Bahn, kostenloses WLAN noch in diesem Jahr auch in der zweiten Klasse einführen zu wollen. Nun rudert der Vorstand zurück. Bahnfahren und Internet gehören inzwischen aber für viele Kunden eng zusammen.
Die Deutsche Bahn hatte die WLAN-Technik im Zug ohnehin komplett verschlafen. Als ein Teil der ICE-Flotte 2010 für ein aufwendiges Renovierungsprogramm aus dem Verkehr gezogen wurde, verzichtete das Unternehmen auf den Einbau von WLAN-Router. Dann kamen 2013 die Fernbusse und machten der Bahn vor, was Kundenservice heißt.
Auch bei den eingebauten Signalverstärkern, die den Mobilfunkempfang der Fahrgäste im Zug erhöhen, machte die Bahn keine gute Figur. Sie setzte auf Technik der Deutschen Telekom, die die Wellen des eigenen D-Netzes verstärkten, andere Konkurrenten aber zum Teil schwächten. Die Deutsche Bahn lässt inzwischen neue Repeater entwickeln.
Ob die Bahn zudem bis Ende dieses Jahres wirklich jeden einzelnen ICE mit WLAN ausgerüstet hat, ist fraglich. Anfang des Jahres hatte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber bereits angedeutet, dass einzelne Züge 2017 folgen könnten. Bahnchef Grube pfiff seinen Vorstandskollegen zurück. Jetzt gilt das WLAN-Versprechen wieder für alle Züge bis zum 31.12.2016.
Verspätungen würden aber wohl niemanden überraschen.