Wolfgang Grupp Der Trigema-Chef experimentiert mit seinen Kindern

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Wie Wolfgang Grupp seine Kinder belohnt

Grupp kann nur hoffen, dass diese Tugenden einmal ausreichen, um ihn zu ersetzen, und dass seine Kinder ihm nicht doch noch entweichen. Denn die Provinz kann zum Gift für junge Leute werden, die wie Bonita und Wolfgang ohne festen Partner fünf Tage die Woche ihr Dasein in der sozialen Fremde fristen, umgeben nur von den treu sorgenden Eltern.

Um die Situation erträglich zu gestalten, lässt Grupp es seinen beiden Sprösslingen an nichts mangeln. Tochter Bonita darf im Nachbargebäude der Villa logieren, Sohn Wolfgang erhielt im Haupttrakt ein Wohnstudio – Unterkunft, Kost und Bedienung frei. Wer ein Auto braucht, kann sich am Wagenpark des Vaters bedienen und zwischen einem Mercedes CL, einem Geländewagen Suzuki Jimny oder der neuen Mercedes S-Klasse wählen. Für ausgefallene Spritztouren hat Grupp zwei jener 111.000 Euro teuren 1-Liter-Autos gekauft, von denen Volkswagen nur 200 Exemplare herstellen will. Ein weißes bekam Wolfgang, ein rotes Bonita.

Schwere Aufgaben

Ein Urlaub in Brasilien, am Wochenende mal nach London – Geld spielt im Leben der zwei keine Rolle. Was sie bei Trigema verdienen, sagt einer von ihnen, hätten sie nicht eingefordert, sondern den Vater bestimmen lassen. Der habe das Salär so hoch bemessen, dass sie nicht in die gesetzliche Krankenkasse müssten, sondern sich privat versichern könnten, macht mindestens 4600 Euro brutto pro Monat.

Neun Uhr abends, Vater, Mutter, Sohn und Tochter sitzen im Salon zum Glas Rotwein. Das Gespräch kommt auf den Flagship-Store, den Grupp am Leipziger Platz in Berlin eröffnet hat. Trigema müsse sich als wertvolle Marke made in Germany präsentieren, sagt er, die wachsende Zahl ausländischer Touristen böte dazu gute Möglichkeiten. Die Diskussion wird hitzig, weil unsicher ist, ob der Plan aufgeht. Grupp verfällt in die Tonalität, die er pflegt, wenn er in Wallung gerät. „Sprich doch normal“, entfährt es einem der Runde.

Vollbracht, nein, vollbracht ist für Deutschlands berühmtesten Mittelständler noch lange nichts. Eine Marke ohne Marketingspezialisten und berühmten Designer, die expandieren soll, ein Unternehmen, das nur einer repräsentiert, nämlich er, dazu beflissene, den Eltern ergebene Kinder, die bestenfalls am Anfang als Unternehmer stehen: Niemand muss Grupp sagen, dass die Zeit für ihn endlich ist.

Wenn der alternde Unternehmer etwas vollbracht hat, dann sein Vermächtnis. Das Haus, dass er hinterlassen wird, ist übersät mit seinen Initialen, ob am Besteck, auf Bettbezügen oder auf dem Lätzchen des Eimers unterm Waschbecken. Einzig bei seinem Schlafanzug machte Grupp eine Ausnahme, hier ließ er zum „W“ noch das „E“ seiner Gattin Elisabeth sticken.

Und vollbracht hat Grupp auch den Bau seiner letzten Ruhestätte mit den Grabtafeln. Für sie hat er ein Stück Friedhof erworben, hat einen Weg zu seiner Gruft pflastern, Rasen einsähen, ein Brünnlein bauen, ein Kreuz aufstellen – und alles mit einer Mauer einfrieden lassen.

Es ist die gleiche weiße, grob verputzte Mauer, die seine Fabrik und seine Villa umgibt. Mit ihr, so hat Grupp entschieden, sollen auch Bonita oder Wolfgang, wenn einer von ihnen Trigema übernimmt, ganz Burladingen und noch viel mehr überstrahlen.

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