Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat am Dienstag für die Fluggesellschaft Air Berlin die Insolvenz in Eigenverwaltung angeordnet. Air Berlin hatte zuvor den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Der Flugbetrieb werde fortgeführt, teilte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft mit. Nachdem Hauptaktionär Etihad erklärt habe, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sei man „zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“, schrieb Air Berlin in der Mitteilung.
Der Insolvenzverwalter der Reiseportale fluege.de und ab-in-den-urlaub.de soll Air Berlin durch die Insolvenz begleiten. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg habe Lucas Flöther zum Sachwalter von Air Berlin bestellt, bestätigte ein Sprecher des Rechtsanwalts aus Halle an der Saale am Dienstag. Das hatte die "WirtschaftsWoche" zuvor bereits berichtet. Flöther war mit der Abwicklung der Leipziger Holding Unister bekannt geworden.
Für die Kunden soll der Insolvenzantrag vorerst keine Auswirkungen haben. Nach Angaben des Unternehmens bleiben alle gebuchten Tickets gültig. Auch die Flugpläne würden nicht geändert, hieß es am Dienstagnachmittag auf der Internet-Seite von Air Berlin. Alle Flüge von Air Berlin und ihrer Tochter Niki fänden wie geplant statt. Zudem seien auch alle vorgesehenen Flüge weiterhin buchbar, teilte die Fluggesellschaft mit.
Um den Flugbetrieb in der Urlaubszeit nicht zu gefährden, hat die Bundesregierung der Airline einen Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte am Dienstag in Berlin, der Flugbetrieb könne vorerst aufrecht erhalten werden. „Air Berlin hat Eigenmittel, nach wie vor, und in Kombination der verfügbaren Mittel und dem Kredit des Bundes gehen wir davon aus, dass der Flugverkehr bis Ende November gesichert ist“, sagte er. Der Überbrückungskredit für Air Berlin sei in Brüssel bei der EU angemeldet worden, erklärte Dobrindt weiter. Die offizielle Genehmigung brauche aber einige Tage.
„Aufgrund der insolvenzrechtlichen Regelungen wäre Air Berlin verpflichtet gewesen, den Flugbetrieb unmittelbar nach Einreichung des Insolvenzantrags einzustellen. [...] Dieser Übergangskredit wird durch die KfW zur Verfügung gestellt und durch eine Bundesbürgschaft abgesichert“, hatten das Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium zuvor in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt. „Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich mehrere Zehntausend Reisende sowie Urlauberinnen und Urlauber an verschiedenen internationalen Urlaubsorten und Destinationen aufhalten. Der Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland mit Air Berlin wäre andernfalls nicht möglich gewesen. Kurzfristige Alternativen für einen Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland waren nicht zu gewährleisten.“
Drei Millionen Euro Verlust pro Tag
Auslöser für den Insolvenzantrag war, dass Etihad die Geduld mit Air Berlin verloren hatte. „Diese Entwicklung ist äußerst enttäuschend für alle Beteiligten, vor allem da Etihad in den vergangenen sechs Jahren weitreichende finanzielle Unterstützung für Air Berlin während früherer Liquiditätskrisen und für deren Sanierungsbemühungen gewährt hat“, teilten die Araber inzwischen mit. Erst im April habe Etihad weitere 250 Millionen Euro zugeschossen. „Doch das Geschäft von Air Berlin hat sich in einer beispiellosen Geschwindigkeit verschlechtert.“ Als Minderheitsaktionär könne Etihad kein weiteres Geld zuschießen und das eigene Risiko erhöhen. Die Fluggesellschaft war 2011 bei Air Berlin eingestiegen und hält knapp 30 Prozent an der Airline.
Einem Bericht zufolge soll sich der Insolvenzantrag bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet haben. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen erfuhr, überwies der arabische Partner Etihad am Mittwoch eine vereinbarte Kredittranche in Höhe von 50 Millionen Euro nicht. Am Freitagabend habe Etihad dann mitgeteilt, Air Berlin künftig nicht mehr zu unterstützen, hieß es. Die 50 Millionen Euro wären Teil eines Darlehens über 350 Millionen Euro gewesen, den der Großaktionär Etihad Air Berlin Ende April zugesagt hatte.
Die neue Lage hat die börsennotierte Air Berlin nach Darstellung aus unternehmensnahen Kreisen nicht sofort per Ad-hoc-Mitteilung melden müssen, weil sie sich damit selbst geschadet hätte. Ohne weitere Gespräche etwa über einen Brückenkredit der Bundesregierung hätte das die sofortige Einstellung des Flugbetriebs bedeutet.
Die Chronik von Air Berlin
Vor 38 Jahren hob der erste Air-Berlin-Flieger ab. Alles begann mit alliierten Sonderrechten zur Landung im geteilten Berlin. Nach der Wende wuchs Air Berlin zur Nummer Zwei am Himmel über Deutschland heran, doch dann folgte eine jahrelange Krise.
1978: Gründung als Chartergesellschaft durch den Ex-Pan-Am-Pilot Kim Lundgren. Erstflug am 28. April 1979 von Berlin-Tegel nach Mallorca. Die Flotte umfasst zwei Maschinen.
1991: Im April kauft der LTU-Manager Joachim Hunold die Mehrheit der Anteile. Es gibt kurz darauf 15 Flüge pro Tag. Air Berlin expandiert und stationiert zunehmend auch Flugzeuge auf Regionalflughäfen.
1998: Mit dem Mallorca Shuttle Einstieg ins Linienfluggeschäft.
Einstieg zu 25 Prozent bei der österreichischen Fluggesellschaft Niki des früheren Rennfahrers Niki Lauda.
Börsengang und Kauf der Fluggesellschaft dba.
Kauf des Ferienfliegers LTU, damit auch Interkontinentalflüge.
Air Berlin rutscht in die roten Zahlen, legt das erste Sparprogramm auf: Strecken fallen weg, Flugzeuge werden ausgemustert. Die Übernahme des Ferienfliegers Condor scheitert.
Air Berlin kündigt für 2012 den Eintritt in das Luftfahrtbündnis Oneworld an.
Hunold wirft das Handtuch, Hartmut Mehdorn übernimmt. Ein weiteres Sparprogramm soll das operative Ergebnis um 200 Millionen Euro verbessern. 18 der 170 Maschinen werden verkauft.
Die arabische Staatsairline Etihad erhöht ihren Anteil von knapp 3 auf 29,2 Prozent und stützt die Airline mit einem 255-Millionen-Dollar-Kredit. Ein neues Sparprogramm beginnt. Der Verkauf des Vielfliegerprogramms an Großaktionär Etihad bringt nur vorübergehend wieder schwarze Zahlen.
Wolfgang Prock-Schauer wird Vorstandschef und verschärft das von Mehdorn im Vorjahr aufgelegte neue Sparprogramm. Jeder zehnte Arbeitsplatz fällt weg, die Flotte schrumpft auf 142 Maschinen.
Im Februar löst Stefan Pichler den glücklosen Prock-Schauer ab. Air Berlin macht 447 Millionen Euro Verlust - so viel wie nie.
Nach einem juristischen Tauziehen kann Air Berlin den größten Teil der wichtigen Gemeinschaftsflüge mit Etihad weiter anbieten. Die Zahlen bessern sich nicht. Gespräche mit Lufthansa über einen Verkauf von Geschäftsteilen beginnen. Mit einem tiefgreifenden Umbau und der Streichung von bis zu 1200 Arbeitsplätzen will Air Berlin seine Krise überwinden.
Air Berlin bekommt einen neuen Chef. Der Lufthansa-Manager und früheren Germanwings-Chef Thomas Winkelmann wird Vorstandschef. Air Berlin führt ihren Flugbetrieb in zwei getrennten Geschäftsfeldern weiter: Langstreckenflüge und Städteverbindungen in Europa werden zusammengefasst, Urlaubsflüge unter der Marke Niki geführt. Lufthansa erklärt sich bereit, Air Berlin zu übernehmen, wenn der Großaktionär Etihad zuvor die Schulden übernähme.
Air Berlin meldet Insolvenz an. Zuvor hatte Etihad seine finanzielle Unterstützung eingestellt. Ein 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes soll den Flugbetrieb zunächst sichern.
Fast 40 Jahre nach dem Start der ersten Air-Berlin-Maschine in Berlin-Tegel landet am 27. Oktober 2017 um 23.45 Uhr der letzte Air-Berlin-Flieger dort. Die Zukunft der Angestellten und vieler Unternehmensteile ist zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss.
Air Berlin fliegt seit Jahren Defizite ein, 2016 lag der Verlust bei 780 Millionen Euro. Die Schulden und das negative Eigenkapital summieren sich auf gut drei Milliarden Euro. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres hat die Linie jeden Tag rund drei Millionen Euro verloren. Und im zweiten Quartal dürfte es kaum besser gelaufen sein. Wegen der vielen organisatorischen Pannen durch verlorenes Gepäck und abgesagte Flüge hat die Linie so viele Passagiere verärgert, dass die Zahlen kaum besser sein dürften. Die Halbjahresbilanz wollte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann noch im August vorstellen.
Air-Berlin-Insolvenz nicht überraschend
Die unabhängige DVAM Vermögensverwaltung GmbH aus Detmold analysiert Air Berlin seit dem Jahr 2009 regelmäßig. Geschäftsführer Markus Schön kommentiert die Insolvenz: „Für einen Billigflieger war Air Berlin zu teuer und konnte entsprechenden Wettbewerbern nichts entgegensetzen. Auf Premium war das Unternehmen nie ausgerichtet. Entsprechend ist die Insolvenz logisch. Es ist nur verwunderlich, dass es so lange gedauert hat.“ Schön lobte die Bürgschaft des Bundes, warnte aber zugleich vor einer staatlichen Rettung. „Vielmehr muss jetzt das Ziel einer Sanierung sein, ein wirklich unternehmerisches Konzept zu entwickeln oder die zukunftsfähigen Teile beispielsweise in die Deutsche Lufthansa zu integrieren“.
Nach dem Insolvenzantrag Air Berlins muss sich der weltgrößte Reisekonzern Tui wieder Gedanken um seine Tochter Tuifly machen. „Wir sind involviert in die aktuellen Planungen und begleiten sie konstruktiv“, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag. Tuifly hat 14 Boeing-Jets samt Personal an die Air-Berlin-Tochter Niki vermietet. Umgekehrt schickt der Tui-Konzern einen Teil seiner Kunden in Flugzeugen des Air-Berlin-Konzerns auf Reisen. Dieser Anteil ist aber dem Vernehmen nach in den vergangenen Jahren geschrumpft. „Drei Viertel der Kunden von Tui Deutschland fliegen mit unserer eigenen Airline in den Urlaub“, sagte der Sprecher.
Die Beförderung der Tui-Kunden bei Air Berlin sieht der Veranstalter derzeit nicht in Gefahr. Zum einen ist für Niki, die für Air Berlin die typischen Urlaubsziele anfliegt, derzeit kein Insolvenzantrag geplant. Zum anderen soll der Überbrückungskredit des Bundes dafür sorgen, dass der Flugbetrieb von Air Berlin vorerst weitergeht. Zu weiteren Überlegungen äußerte sich der Tui-Sprecher mit Verweis auf die laufenden Gespräche nicht.
Bund sichert Air-Berlin-Flugbetrieb mit Kredit
Tui hatte sich wegen der Schieflage von Air Berlin schon im vergangenen Herbst um eine Lösung bemüht. Dazu sollte die komplette Fluglinie Tuifly in einem neuen Ferienflieger-Bündnis mit Niki aufgehen. Der Deal, bei dem Air Berlin Großaktionärin Etihad eine zentrale Rolle spielen sollte, platzte jedoch Anfang Juni.
Mitte Juli hatte die Fluglinie noch mit der Ernennung eines neuen Verwaltungsratschef überrascht. Ex-Bahnvorstand Gerd Becht übernahm den Posten von Joachim Hunold. „Eigentlich dachten alle, der Achim macht das noch, bis die Lufthansa im Herbst die Reste unseres Ladens kauft“, so ein Mitarbeiter damals.
Becht fehlt zwar Erfahrung als Unternehmenslenker, doch der Volljurist gilt als Übernahmespezialist. „Er ist ausgewiesener Experte für Restrukturierungen und Mergers and Aquisitions. Er wird der Air Berlin mit seiner Erfahrung frische Impulse geben“, so die Botschaft von Air-Berlin-Vorstandschef Winkelmann. Soll heißen: Er sollte Air Berlin für einen Verkauf hübsch machen. Und dabei von seinem juristischen Sachverstand profitieren: keine Probleme mit dem Insolvenzrecht zu bekommen.
Mit ihren schlechten Zahlen balanciert Air Berlin schon seit Jahren am Rande des Konkurses. „Und da kann bereits ein kleiner Fehler zu großen juristischen Probleme führen“, so ein Insider. Das soll auch einer der Gründe gewesen sein, warum der langjährige Air-Berlin-Chefaufseher Hans-Joachim Körber im Mai überraschend den Job hinwarf.
Das ist Air Berlin
Die 1978 gegründete Fluggesellschaft Air Berlin ist mit dem Boom der Billigflieger groß geworden. Erfolg hatte Deutschlands zweigrößte Airline zunächst mit Flügen von Berlin nach Mallorca. 2002 nahm sie Linienflüge in europäische Städte ins Programm.
Nach einem radikalen Expansionskurs geriet das Unternehmen in eine Krise. Seit 2008 schreibt Air Berlin - mit einer Ausnahme durch den Verkauf des Vielfliegerprogramms - rote Zahlen. Im Jahr 2016 betrug der Verlust rund 782 Millionen Euro, der Schuldenberg wuchs auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Jahrelang hielt der arabische Großaktionär Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt, die Airline mit Finanzspritzen in der Luft.
Im August 2017 zieht Etihad die Reißleine: Der Hauptaktionär erklärt, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Air Berlin stellt daraufhin beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.
Besonders wichtig ist in dem Feld die Frage, wann welche Informationen veröffentlicht werden müssen und dass ein Unternehmen bei aller Ehrlichkeit nicht so viel rausgibt, dass es die Investoren beunruhigt oder die Kunden an der eigenen Kreditwürdigkeit zweifeln lässt.
Ob der Insolvenzantrag Kunden und Geldgeber beunruhigt, wird die Zukunft zeigen. Branchenkenner hatten aber viel Vertrauen in Becht und sein Fingerspitzengefühl bekundet, etwa nach seiner Zeit im Umkreis des notorisch klammen amerikanischen US-Autoherstellers General Motors.
Gewerkschaften hoffen auf Erhalt vieler Jobs
Die Bundesregierung rechnet in den nächsten Wochen mit einer Entscheidung über die Zukunft der Fluggesellschaft. „Die Verhandlungen von Air Berlin mit Lufthansa und einer weiteren Airline zur Veräußerung von Unternehmensteilen sind sehr weit fortgeschritten, so dass in den nächsten Wochen eine Entscheidung durch Lufthansa sowie eine weitere Airline finalisiert werden kann“, heißt es in der Erklärung der Ministerien. Mit den Verhandlungen begründete die Regierung auch den Schritt, den Kredit mit einer Bundesbürgschaft abzusichern. Kartellrechtliche Bedenken sehe er derzeit nicht, sagte Verkehrsminister Dobrindt, weil es nur um den Verkauf von Unternehmensteilen der Fluglinie gehe und nicht um eine Komplettübernahme.
Laut Insider-Informationen, auf die sich die Nachrichtenagentur Reuters beruft, soll es sich bei der "weiteren Airline" um Easyjet handeln. Die britische Airline soll demnach am Kauf von Teilen der insolventen Air Berlin interessiert sein. Dabei gehe es vor allem um die Übernahme der Start- und Landerechte (Slots).
"Ziel war es, Ryanair draußen zu halten", sagte der mit der Sache Vertraute mit Blick auf die bisherigen Verhandlungen. Zudem sollten die großen Flughafenstandorte von Air Berlin in Düsseldorf und Berlin gesichert werden. Easyjet wollte sich zu den Angaben nicht äußern.
Der Airport Düsseldorf will die insolvente Fluggesellschaft bei ihren Restrukturierungsbemühungen unterstützen. „Gemeinsam mit der Air Berlin konzentrieren wir uns weiterhin darauf, das Fluggeschäft an unserem Standort auch in Zukunft erfolgreich zu gestalten“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung des Düsseldorfer Airports, Thomas Schnalke, am Dienstag. Der Flughafen stehe in engem Kontakt mit der Airline.
Air Berlin ist seit Jahren die wichtigste Fluglinie am Düsseldorfer Airport. Auf sie entfallen nach Angaben des Flughafens rund 30 Prozent des Geschäfts in Düsseldorf. Allein 2016 flogen demnach mehr als 7,5 Millionen Passagiere mit Air Berlin von Düsseldorf aus in die Welt.
Die Gewerkschaften hoffen auf den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Die Nachricht der Insolvenz sei ein Schock für die Mitarbeiter, erklärte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag. Doch der Luftverkehr in Deutschland wachse. „Damit sind alle Voraussetzungen gegeben, diese deutschen Arbeitsplätze zu erhalten“, gab sich VC-Präsident Ilja Schulz zuversichtlich.
Skeptischer äußerte sich Verdi-Bundesvorstand Christine Behle: „Wir haben große Sorge um die Arbeitsplätze der Beschäftigten.“ Deren Sicherung müsse oberste Priorität haben. Air Berlin müsse „mit Hochdruck daran arbeiten, tragfähige und gute Konzepte zu entwickeln, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.“
Berliner Senat prüft Hilfsmöglichkeiten
Das Land Berlin sucht bereits nach Hilfsmöglichkeiten für die Mitarbeiter. „Ich gehe davon aus, dass zumindest ein Teil der Arbeitsplätze in Gefahr ist“, sagte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Dienstag. „Wir müssen als Senat rasch zu einer Verständigung darüber kommen, wie wir die betroffenen Kolleginnen und Kollegen unterstützen können.“ Der Senat werde dazu auch das Gespräch mit der Unternehmensführung sowie den Gewerkschaften suchen. Noch sei es aber zu früh für konkrete Festlegungen.
Bereits am Freitag war bekannt geworden, dass die Krise bei Air Berlin zunehmend Kunden verschreckt. Die Zahl der Fluggäste sank im Urlaubsmonat Juli im Vergleich zum Vorjahreswert um 24 Prozent auf 2,44 Millionen. Von Januar bis Juli waren es insgesamt 13,79 Millionen Passagiere, wie die Fluggesellschaft am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem Rückgang um 16 Prozent.
Die zurückgehenden Zahlen sind zum Teil dadurch zu erklären, dass Air Berlin seine Flotte und das Streckennetz deutlich verkleinert hat. So verringerten sich die angebotenen Sitzplatzkilometer in den ersten sieben Monaten um 10 Prozent auf 27,9 Millionen. Für diese Kennzahl wird die Zahl der verfügbaren Plätze mit den geflogenen Kilometern multipliziert.
Zugleich sank jedoch auch die Auslastung der Flüge. Im Vergleich der ersten sieben Monate der Jahre 2016 und 2017 ging sie von 83,6 Prozent auf 82,4 Prozent zurück. In fünf der sieben Monate waren die Maschinen schlechter ausgelastet als ein Jahr zuvor, in zwei Monaten - April und Juni - besser. Ein Sprecher des Unternehmens wies darauf hin, dass die Passagierzahl seit Februar Monat für Monat gestiegen sei. Das entspricht aber dem üblichen Saisonverlauf.