Einzelhandel Weniger Bio-Läden als vermutet

Die Frage nach der Zahl der Bioläden in Deutschland ist geklärt: Es sind genau 2346 Betriebe. Derweil gibt ein prominenter Bio-Verkäufer auf: die Kölner Rewe-Gruppe wird ihre fünf Biosupermärkte im kommenden Jahr dicht machen.

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Bioladen: Es gibt weit weniger Naturkostfachgeschäfte als vermutet Quelle: dpa

Bio so weit das Auge reicht, soviel die Regale tragen. Diesen Service bieten aktuell bundesweit rund 2350 Naturkostfachgeschäfte an. Zu diesem Ergebnis kommt das vom Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) initiierte Projekt „Marktdaten des Naturkosthandels" in Zusammenarbeit mit Fachverlagen, Unternehmensberatungen sowie der Universität Kassel. Von den rund 2346 Bio-Händlern entfallen 1644 auf den traditionellen Naturkostladen, 400 lassen sich als Bio-Supermarkt bezeichnen und 302 sind Hofläden. Gut die Hälfte der bundesweit vorhandenen Fachhandelsfläche entfällt derzeit auf Läden, die dem Typ Bio-Supermarkt zuzuordnen sind.

Als Naturkostfachgeschäft werden dem Projekt zufolge Läden eingestuft, die ein Vollsortiment an Bio-Lebensmitteln führen, also Bio-Produkte vom Apfel bis zum Ziegenkäse bieten. Zudem muss der Bio-Anteil mindestens 95 Prozent bei Lebensmitteln betragen. Hofläden wurden ebenfalls als Naturkostfachgeschäft eingestuft, wenn sie neben den vorgenannten Kriterien im Umfang von mindestens 50.000 Euro pro Jahr Bio-Lebensmittel zukaufen, um ihr eigenes, begrenztes Angebot zu erweitern. Dadurch erhalten die Läden eher den Charakter eines Fachgeschäftes denn den eines klassischen Hofladens.

Experten hatten mit weit mehr Bioläden gerechnet

„Die ermittelte Anzahl an Naturkostfachgeschäften liegt am unteren Ende dessen, womit wir gerechnet haben", kommentiert Sabine Kauffmann vom Bioverlag aus Aschaffenburg. Die Experten hatten eher mit 2500 bis 3000 Geschäften gerechnet. Kauffmann: „In den Ergebnissen macht sich bemerkbar, dass eine Verschiebung zu mehr großflächigen Naturkostfachgeschäften besteht. Kleinere Läden werden eher weniger, während die großen Flächen zunehmen. Allerdings gibt es regional sehr große Unterschiede, die nicht zuletzt von den Geschäftskonzepten der Läden abhängig sind."

Die inhabergeführten Naturkostfachgeschäfte machen weiterhin den Löwenanteil aus. Etwas anders stellt sich die Situation dar, wenn man die Verteilung der insgesamt ermittelten Verkaufsfläche nach Ladentypen betrachtet: Gut die Hälfte der bundesweit vorhandenen Fachhandelsfläche entfällt derzeit auf Läden, die dem Typ Bio-Supermarkt zuzuordnen sind. Bestätigt wird durch die Ergebnisse, dass die Fachhandelsdichte regional sehr unterschiedlich ist. Die höchste Flächendichte je 1.000 Einwohner weist der Süden mit dem Spitzenreiter Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg auf. Im Osten zeigt sich Berlin als das Bundesland mit der höchsten Fachhandelsdichte. Mit Ausnahme von Brandenburg, das in Bezug auf die Dichte mit Hessen und Schleswig-Holstein vergleichbar ist, bilden die östlichen Bundesländer das Schlusslicht.

Finanziell unterstützt wird das Projekt „Marktdaten des Naturkosthandels" vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau. Mit Hilfe der Daten soll das Marktvolumen und die Wachstumspotenziale des Naturkostfachhandels künftig besser eingeschätzt werden.

Zu den größten Bio-Supermarktketten zählen hierzulande Alnatura (über 50 Filialen), Basic (30), Bio-Company (20) oder Dennree (40). Auch der Kölner Handelskonzern Rewe hatte einst ambitionierte Pläne mit seinen Bio-Supermärkten namens Vierlinden. Vor fünf Jahren wurde der erste Standort in Benrath bei Düsseldorf eröffnet. Es kamen drei weitere Läden in Köln und zwei Filialen in München hinzu. Doch das war es nun. Laut Informationen des Branchendienstes bio-markt werde das Engagement im kommenden Jahr eingestellt und die Läden umbenannt oder verkauft.

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