Die Botschaft ist angekommen, zumindest in der Rhetorik der Konzernoberen. BP-Chef Bob Dudley sagt: „Wir sind uns bewusst, dass wir ein Geschäftsmodell brauchen, dass auch in einer Welt mit niedrigerem Kohlendioxid-Ausstoß bestehen kann.“ BP sei bereit, seinen Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.
Dudley verlangt von der Politik allerdings klare Vorgaben und forderte kürzlich gemeinsam mit fünf anderen großen Öl- und Gaskonzernen mit Blick auf die Verhandlungen über einen neuen Weltklimavertrag ein globales Preissystem für CO2-Emissionen. In dem auch von Total, Shell, Statoil, BG Group und Eni unterzeichneten Brief hieß es, wenn der Ausstoß von CO2 Geld koste, sei dies ein Anreiz für die Nutzung von Erdgas statt Kohle, mehr Energieeffizienz und Investitionen zur Vermeidung des Klimawandels.
Im Juni sprach Dudley bei der Vorstellung des neuen BP-Weltenergieberichtes von „tektonischen Verschiebungen“ und einem überraschend stark gebremsten Nachfrageanstieg nach fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas. Er betrug 2014 nur noch 0,9 Prozent und hatte sich damit weltweit gegenüber dem langjährigen Mittel mehr als halbiert. Auch die Bedeutung von Öl als globaler Energieträger schrumpft nun schon bereits im 15. Jahr in Folge. Allerdings ist Öl mit einem Marktanteil von 32,6 Prozent immer noch der wichtigste Energielieferant.
Die erneuerbaren Energien weisen zwar das größte Wachstum auf, aber noch ist ihr globaler Marktanteil mit sechs Prozent sehr gering. In den nächsten 20 Jahren wird – so erwartet es BP – die Energienachfrage getrieben von der wirtschaftlichen Expansion in China und Indien, um 37 Prozent oder durchschnittlich 1,4 Prozent im Jahr wachsen. Zwei Drittel davon, so BP, dürften auf fossile Brennstoffe entfallen, allerdings werde Gas am stärksten (+1,9 Prozent), Öl und Kohle sich mit einem durchschnittlichen Wachstum von rund 0,8 Prozent am schwächsten entwickeln.
Dennoch aber stößt die Einsicht an Grenzen. So bald werde der Niedergang der Ölförderer nicht kommen, da ist sich Dudley sicher. „Es wird ein langer Prozess“, sagt er und weist auf den großen Energiebedarf hin, der sich allein aus dem Wachstum der Bevölkerung in China und Indien ergebe.
Den Politikern müsse man bewusst machen, dass manche Entschlüsse unbeabsichtigte Folgen haben, die nicht zu einer Verminderung, sondern sogar in einer Erhöhung des Ausstoßes an Kohlendioxid resultierten. „In Deutschland hat man sich den Zielen des Klimagipfels in Kyoto verpflichtet. Doch der Rückzug aus der Atomenergie bewirkte, dass viel Kohle aus den USA importiert wurde und die Gaskraftwerke stillliegen. Deutschland ist ein interessantes Modell, wie man nicht verfahren sollte“, sagt Dudley.
Man kann das als Uneinsichtigkeit auslegen. Oder als Bestätigung einer Regel, die schon bei vielen wirtschaftlichen Umbrüchen galt: Wirklichen Wandel wird nicht die Politik herbei organisieren. Wirklichen Wandel fordert der Markt ein. Im Energiesektor ist er auf bestem Wege.