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Vattenfalls Weg aus dem Image-Tunnel

Holger Geißler
Holger Geißler Psychologe, Werbepsychologe

Große Energieversorger sind bei Verbrauchern nicht sonderlich beliebt. Der schwedische Konzern Vattenfall zeigt exemplarisch, wie schwierig der Weg vom AKW-Betreiber zum Öko-Image ist.

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Die größten Windkraft-Konzerne der Welt
Platz 15: Dongfang (China) Unter den 15 führenden Windkraft-Konzernen der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Das Reich der Mitte will mit sauberem Windstrom den Smog aus den Städten pusten. Im jüngsten Fünfjahresplan der Staatsregierung wird Klima- und Umweltschutz weiter forciert – mit hohen Förderungen für erneuerbare Energien. Einer der größten Profiteure dieser Entwicklung ist laut Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Consulting der Energiekonzern Dongfang.Marktanteil: 2,35 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 14: XEMC (China) Der Boom der Erneuerbaren Energien in Fernost nützt auch dem chinesischen Unternehmen XEMC. Der Elektrokonzern kaufte 2009 die niederländische Energiefirma Darwind und sicherte sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen, der wichtigsten Komponente von Windkraftanlagen.Marktanteil 2,43 Prozent.   Quelle: REUTERS
Platz 13: Nordex (Deutschland) Rekordumsatz, sprudelnde Gewinne, volle Auftragsbücher: 2015 war für Nordex das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Kern des Erfolgs der Hamburger sind sogenannte Schwachwindturbinen, die selbst in jenen Regionen noch sichere Erträge versprechen, in denen eigentlich kaum Wind weht. Mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, 3300 Mitarbeitern und weltweit rund 7000 installierten Windkraftanlagen ist Nordex der viertgrößte deutsche Turbinenhersteller. Im globalen Ranking heißt das Platz 13. Aber die Hamburger könnten dank der Fusion mit dem spanischen Konkurrenten Acciona schon bald wieder in die Top-10 aufsteigen.Marktanteil: 2,73 Prozent. Quelle: dpa
Platz 12: Sewind (China) Die Windsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den fünf größten Herstellern. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt.Marktanteil: 3,10 Prozent.   Quelle: dpa
Platz 11: Senvion (Deutschland) In Europa, in den USA und in Kanada ist Senvion, Deutschlands drittgrößter Windkraftkonzern, bereits stark vertreten. Weil sich das globale Wachstum aber immer stärker in Richtung Schwellenländer verlagert, mussten die Hamburger ihre Strategie ändern. Um Geld für die Eroberung neuer Märkte einzusammeln, wagte sich Senvion 2016 in Frankfurt an die Börse. Der Sprung aufs Parkett klappte aber erst im zweiten Anlauf – das Geschäft mit grüner Energie ist eben längst kein Selbstläufer mehr.Marktanteil: 3,36 Prozent. Quelle: dpa
Platz 10: CSIC Haizhuang (China) Weltweit wurden noch nie so viele Windräder errichtet wie 2015. Fast die Hälfte der neu installierten Leistung von rund 63 Gigawatt entfällt dabei auf den chinesischen Markt. Weil in Fernost vornehmlich heimische Firmen wie CSIC Haizhuang zum Zug kommen, prägen die Chinesen zunehmend den Weltmarkt. Marktanteil: 3,41 Prozent. Quelle: dpa
Platz 9: Mingyang (China) Mehr als 99 Prozent ihrer errichteten Windräder haben chinesische Firmen 2015 in ihrer Heimat ans Stromnetz angeschlossen. Mingyang ist da keine Ausnahme – ebenso wie…Marktanteil: 3,50 Prozent. Quelle: PR

Strom ist längst nicht mehr gleich Strom. Verbrauchern ist es heutzutage auch wichtig, woher die Elektronen kommen, die ihre Geräte antreiben. Das zeigt der YouGov-Markenmonitor BrandIndex eindeutig: An der Spitze unserer Gesamtwertung deutscher Energieversorger liegen drei Öko-Strom-Marken.

Zumindest nach Meinung derjenigen, die die jeweilige Marke kennen, sind EWS Schönau, Naturenergie und NaturWatt die Versorger mit dem besten Image. Dieses Marktumfeld erschwert es Großkonzernen und (ehemaligen) staatlichen Energieversorgern zunehmend, bei Verbrauchern zu punkten. Das zeigt sich besonders am Beispiel Vattenfall, einem der größten Energieversorger Europas.

Eigentlich steckt das Öko-Image schon im Namen, denn Vattenfall bedeutet nichts anderes als Wasserfall. In seinem Heimatland Schweden betreibt der Staatskonzern dementsprechend auch gigantische Wasserkraftwerke. In Großbritannien hat er gerade einen neuen Windpark eröffnet und betreibt insgesamt mehr als 1.000 Windkraftanlagen.

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Doch in den Augen der Verbraucher scheint das nicht zu genügen, um die fossile Energieerzeugung oder die Stromerzeugung aus Kernenergie vergessen zu machen. In den Ländern, in denen wir täglich Verbraucher zu ihrer Meinung zu Vattenfall und anderen örtlichen Energieversorgern befragen, liegt das Unternehmen jeweils am unteren Ende der BrandIndex Rangliste – in Deutschland noch hinter RWE, EnBW und Eon.

Image je nach Bundesland verschieden

Soweit zum Gesamt-Image. Besonders interessant ist aber ein differenzierterer Blick.

So finanzieren andere Länder ihre Atom-Altlasten
Mitarbeiter des Atom-Zwischenlagers Nord Quelle: dpa
Frankreich: Atomkraftwerk des Unternehmens EDF Quelle: REUTERS
Atommüll Quelle: dpa
Schwedisches Atomkraftwerk Quelle: dpa/dpaweb
Greenpeace-Aktivisten demonstrieren in der Schweiz gegen Atommüll Quelle: AP

Dabei zeigt sich, dass Vattenfall etwa in Schleswig-Holstein eher schlecht abschneidet. Dort plagt sich das Unternehmen mit dem Abbau des Atomkraftwerks Brunsbüttel und muss beispielsweise einen Ort zur Lagerung von Brennelementen finden. Viel positiver wird das Unternehmen hingegen von Verbrauchern aus Brandenburg bewertet. Dort baut Vattenfall Braunkohle ab. Das ist wohl ein Grund, weshalb Vattenfall als Arbeitgeber aus Brandenburg bessere Noten erhält als vom Durchschnitt der deutschen Verbraucher. Diese Arbeitgeber-Wertung fließt zusammen mit einem ebenfalls besseren Gesamteindruck sowie anderen Werten wie Qualität, Preis-Leistungs-Verhältnis und Kundenzufriedenheit in den Gesamt- bzw. Indexwert ein.

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