Bruchlandung eines Shooting-Stars Eike Batistas Kronjuwel OGX wird zum Albtraum

Noch vor einem Jahr galt Eike Batista als der siebtreichste Mann der Welt. Doch sein Vermögen schmolz in Rekordtempo und das Herzstück seines Imperiums, der Öl-Konzern OGX, ist in schwersten Turbulenzen.

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Der Brasilianer Eike Batista plagt sich mit Sorgen um seinen Öl- Konzern OGX. Quelle: dpa

Vor nicht allzu langer Zeit war Eike Batista Brasiliens unangefochtener Shooting-Star. Er stampfte ein Imperium mit zahlreichen Firmen aus dem Boden und setzte zu jedem Namen einer neuen Firma sein Markenzeichen "X" - als Symbol für das erklärte Ziel, Vermögen und Gewinne um ein X-faches zu steigern. Doch zuletzt musste Batista zusehen, wie sein Vermögen in nur wenigen Monaten rapide schmolz und sich nach Medienberichten nicht mehr auf Milliarden, sondern auf Millionen beläuft. Einer der Hauptgründe ist die gefährliche Schieflage des Kronjuwels, des Ölkonzerns OGX.

„Ich bin ohne Zweifel in dieser Geschichte der größte Verlierer“, sagte Batista, dessen Mutter in Hamburg geboren wurde, kürzlich in einem der rar gewordenen Interviews dem „Wall Street Journal“. Der 55-Jährige wollte Reichtum fürs ganze Land schaffen und gründete dazu ein Unternehmen nach dem anderen, die in der Holding EBX integriert wurden: OSX (Öl-Schiffe), LLX (Logistik), MPX (Energie/heute: Eneva), CCX (Kohle-Bergbau), REX (Immobilien), AUX (Goldmine), SIX (Technologie) und andere.

Die börsennotierte OGX Petroleo e Gas Participacoes widmet sich der Ölförderung vor Brasiliens Küste, wo in großer Meerestiefe die Ölschätze schlummern, die von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva einmal als „Geschenk Gottes“ bezeichnet wurden. Batista nahm für OGX Milliarden-Anleihen auf. Das Fördervolumen in den Ölfeldern und damit die Einnahmen blieben allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. Doch die Zinsen für die Anleihen werden gnadenlos fällig. Vor wenigen Tagen sagte OGX die vierteljährlich fällige Zinszahlung in Höhe von 45 Millionen Dollar für eine bis 2022 laufende Anleihe über rund 1 Milliarde Dollar ab.

Ausgerechnet die von ihm früher als „Dream-Team“ gelobten Ex-Topmanager bei OGX machte Batista im „WJS“-Interview mitverantwortlich für den Niedergang. „Sie haben mir brillante Berichte präsentiert und mich überzeugt, große Investitionen zu machen“, sagte der noch 2012 auf der „Forbes“-Liste als siebtreichster Mann der Welt rangierende Unternehmer. Mittlerweile sind die OGX-Aktien weit von ihren einstigen Höchstständen entfernt, in den vergangenen Monaten verloren sie bis zu 90 Prozent.

OGX ist auch deshalb zentral, weil OSX Schiffe für den Ölkonzern bereitstellt und LLX an der Logistikschiene beteiligt ist, und so eine Art geschlossener Wertschöpfungskreislauf besteht. „Es kann passieren, dass sich die Wahrnehmung verstärkt, dass es für die (EBX-)Gruppe keine Rettung mehr gibt“, sagte ein Manager einer Gläubiger-Bank, der anonym blieb, der Wirtschaftszeitung „Valor“. Ein möglicher OGX-Kollaps könnte nach seiner Einschätzung auch andere Unternehmen der Gruppe unter Druck setzen.


Die staatliche Entwicklungsbank BNDES, die Batista für viele Projekte, darunter auch für die Sanierung des Traditionshotels Glória in Rio, Kredite zu Verfügung stellte, signalisierte bereits, dass sie OGX nicht aus der Patsche helfen werde. „Das muss OGX allein lösen“, sagte BNDES-Chef Luciano Coutinho. Die Entwicklung wird von der Regierung mit Sorge gesehen, denn es geht auch um den Ruf Brasiliens und dessen Ölvorkommen. „Ich glaube, dass die Situation bei OGX schon ein Problem verursacht hat für das Bild von Brasilien und die Bovespa-Börse“, sagte Finanzminister Guido Mantega jüngst.

Doch noch geben Batista und sein OGX-Konzern, der 2013 vor weiteren Zinszahlungen in Millionen-Höhe steht, nicht auf. Der Konzern hat eine Frist von 30 Tagen, um eine Lösung für die säumige Zinslast zu finden, ohne dass zusätzliche Strafzinsen wegen Fristüberziehung fällig werden. Kommende Woche soll nach Informationen von „Valor“ bei einer Runde in New York mit Gläubigern, potenziellen Investoren und dem EBX-Management nach Auswegen gesucht werden.

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