City-Gärten Bio über Berlin

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Auch in den USA sind City-Gärten ein wichtiges Mittel, Umwelt und Gesellschaft zu verbessern. Seit 1978 betreibt die Stadt New York, Abteilung für Parks und Freizeit, das Programm Green Thumb, das die von Ehrenamtlichen auf ungenutzten Flächen gegründeten Gärten vernetzt und mit Geld und Workshops unterstützt. Heute sind es 600, auf kommunalem wie privatem Grund, die wie die Prinzessinnengärten viele Funktionen erfüllen. In den USA sind die Gärten wichtige Lernorte im Kampf gegen falsche Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht.

„Berlin ist Deutschlands Hauptstadt der Gemeinschaftsgärten“, konstatiert Frauke Hehl, die in den vergangenen zehn Jahren eine Handvoll mitgegründet hat. Und 2005 das Allmende-Kontor, ein von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin und der Stiftung Interkultur in München gefördertes Projekt zur Vernetzung der Berliner Garteninitiativen. „Das Interesse, im öffentlichen Raum zu gärtnern, ist heute groß“, stellt sie fest. „Quer durch alle Bevölkerungsgeschichten.“

Die Gründe dafür: eigene Gestaltungsmöglichkeiten, geringere Kosten als für einen Schrebergarten, Raum zum Entdecken für Kinder, Erleben der verlassenen Heimat vor allem bei Migranten.

Erster Gemeinschaftsgarten Wiens

Hinzu komme „häufig die politische Motivation, brach liegende Flächen sinnvoll zu nutzen und unabhängiger von einer globalisierten und industrialisierten Lebensmittelproduktion zu werden“, berichtet Bildungswissenschaftlerin und Buchautorin Nadja Madlener.

Als Madlener 2007 nach Wien zog, gründete sie dort den Verein Gartenpolylog und den ersten Gemeinschaftsgarten der Stadt. Die Stadt Wien unterstützt inzwischen Ansätze, Gemeinschaftsgärten in den sozialen Städtebau zu integrieren. In Leipzig-Grünau erprobt eine private Wohnungsbaugesellschaft erfolgreich das gleiche Konzept. Die Wohnzufriedenheit ist seither deutlich gestiegen.

Kaffee und Beratung

Shaw und Clausen haben die gGmbH Nomadisch Grün gegründet, deren Geschäftsführer sie sind. Dies ermöglicht es ihnen, unabhängig zu werden von Spenden und Projektgeldern. Inzwischen finanzieren die beiden ihr Projekt nicht nur über Gemüseverkauf, Cafébetrieb und Catering. Sie beraten auch Kommunen zu den Themen Grün in der Stadt und wie die Bürger beteiligt werden können. Ob sie damit ein Finanzierungsmodell für andere Initiativen gefunden haben, wird sich zeigen. Die von Frauke Hehl mitgegründeten Gemeinschaftsgärten sind alle eingetragene Vereine.

Anlaufstelle für Gärtner

Aktuell steht ein neues Projekt an: Hehls Allmende-Kontor darf als sogenannter Pioniernutzer auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof eine 5000 Quadratmeter große Fläche beackern. Zunächst für drei Jahre, doch mit Option auf Verlängerung. „Wir wollen dort die ganze Bandbreite zeigen: vom Heilgarten über interkulturelle Gärten bis zum Schulgarten.“

Außerdem will der Verein eine Anlaufstelle für die bisher nur lose vernetzten Berliner Gärten schaffen und Seminare anbieten. Nur über das Ehrenamt wird sich das allerdings nicht stemmen lassen: 5000 Euro pro Jahr fallen alleine an Instandhaltungskosten für die Fläche an.

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