Conergy, SMA und Solarworld Was von der deutschen Solarindustrie übrig ist

Solarworld, SMA und Conergy präsentieren ab Donnerstag ihre Jahreszahlen. Alle drei Unternehmen sind Protagonisten in der ums Überleben kämpfenden deutschen Solarbranche – jeder auf seine Weise.

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Ein Solarmodul der Conergy AG Quelle: dapd

Die Solarindustrie galt als Zukunftsbranche, Deutschlands Unternehmen standen für Innovation und Fortschritt bei der Energiewende. Doch vom Staat stets mit üppigen Subventionen unterstützt haben die deutschen Branchengrößen den selbst gepriesenen Fortschritt verschlafen. Inzwischen boomt die Solarenergie weltweit – doch das große Geschäft machen die Chinesen. Statt üppiger Gewinne gab es in der deutschen Solarbranche eine Pleite nach der anderen. Ein Überblick.

Conergy: Die Resteverwerter

Conergy, ja, die gibt es noch. Doch mit dem strahlenden Solarunternehmen von einst, immerhin Europas Branchenprimus, hat das Unternehmen kaum noch etwas zu tun. In den späten 1990er- und bis Mitte der 2000er-Jahre gehörte Conergy zu den Vorzeigeunternehmen der deutschen Solarwirtschaft.

Es produzierte so ziemlich alles was irgendwie mit der Nutzung von Sonnenstrom zu tun hatte, vom Wafer über die Zelle bis zum Modul. Sogar Wechselrichter und Gestelle für Module wurden in Tochterfirmen zusammengeschraubt. Und natürlich große Solarparks geplant und gebaut.

Kennzahlen zu Solarstrom

Hohe Subventionen in Deutschland durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die einst bei 43 Cent pro Kilowattstunde lagen, sicherten Conergy und anderen Konzernen Aufträge, ohne dass sie sich dafür viel Mühe machen mussten. In Deutschland herrschte Goldgräberstimmung. Die Gewinne flossen, und die Solarfirmen nutzten dies, um in neue Bereiche wie Biomasse oder Windkraft einzusteigen. Auch Conergy hat sich damals in weiteren Sparten der erneuerbaren Energien getummelt.

Dabei haben nicht nur die Hamburger ihr Kerngeschäft aus den Augen verloren. Branchenweit kamen immer mehr Produktionsstätten hinzu, so dass am deutschen Solarmarkt Überkapazitäten entstanden. Als dann auch noch die asiatischen Anbieter mit niedrigeren Preisen für Module und Zellen auf den Markt kamen, um ebenfalls die hohen Subventionen und üppigen Vergütungen abzugreifen, war schon alles zu spät. 2013 rauschte Conergy in die Insolvenz und wurde anschließend gnadenlos zerlegt.

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Schon vorher war die Wechselrichter-Produktion Voltwerk an Bosch verkauft worden. Aus der Insolvenzmasse heraus ging dann die Zentrale in Hamburg sowie der Vertrieb mit dem Projektgeschäft und dem Betrieb von Solarkraftwerken an den US-Finanzinvestor Kawa Capital. Das Modulwerk in Ostdeutschland wurde abgespalten und an die asiatische Astronergy verkauft. Neben der Modulfabrik wechselte im Dezember 2013 auch der Conergy-Gestellproduzent Mounting Systems aus dem brandenburgischen Rangsdorf den Besitzer. Neuer Eigentümer wurde die Beteiligungsgesellschaft Nordwest Industrie in Frankfurt.

Damit ist Conergy inzwischen als reiner Dienstleister und Projektentwickler unterwegs. Seit wenigen Wochen ist auch ein neuer Junior-Partner an Bord: ein ebenfalls schwer angeschlagenes Unternehmen namens RWE. Deutschlands zweitgrößter Energieversorger steigt mit einer Minderheitsbeteiligung bei Conergy ein. Wie Kawa seinerzeit mitteilte, beteiligt sich der Essener Energiekonzern über seine Tochtergesellschaft RWE Supply & Trading GmbH an einer Kapitalerhöhung, durch die Conergy insgesamt 45 Millionen Dollar zufließen sollen.

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