Einen großen Sprung nach vorn wird Teyssen mit der strategischen Neuausrichtung nicht sofort machen – das wird eher Jahre als Monate dauern.
Erstens steht eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an. Die Reform der Bundesregierung sieht vor, dass es statt einer staatlich garantierten Vergütung für die Erzeugung von Ökostrom, zukünftig Ausschreibungen für neue Windenergie geben soll. Der Anbieter, der das günstigste Angebot macht, erhält den Zuschlag, den Wind- oder Solarpark zu bauen. Noch ist die Reform nicht beschlossen, die Wind-Lobbyisten wehren sich gegen mehr Wettbewerb und auch Umweltverbände sind gegen die Reformpläne von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).
Eckpunkte aus E.Ons Bilanz 2015
781 Milliarden Kilowattstunden setzte E.On 2015 ab. Zum Vergleich: 2014 waren es 736 Milliarden Kilowattstunden
2015 waren es 1722 Milliarden Kilowattstunden, im Jahr zuvor 1161.
E.On machte 2015 116,2 Milliarden Euro Umsatz. (2014: 111,6)
7,6 Milliarden Euro in 2015, 8,3 Milliarden Euro in 2014.
2015 waren das -6,377 Milliarden Euro, im Jahr davor lag das Defizit bei 3,13 Milliarden Euro.
Nettoschulden zum 31.12.2014: 33,4 Milliarden Euro – ein Jahr später waren es noch 27,7 Milliarden Euro.
E.On hatte zum zum 31.12.2015 56.490 Beschäftigte. Im Vorjahr waren es noch 58.500 gewesen.
Gabriel will mit der Reform die Kosten für die Energiewende senken. So würde die Reform des EEG für E.On bedeuten: In das regulierte Geschäft mit Wind- und Sonnenstrom kommt mehr Wettbewerb und das wird auf die Renditen im Geschäft mit Ökostrom drücken.
Atomkosten belasten Neuausrichtung von E.On
Die zusätzlichen Atomkosten belasten außerdem die Neuausrichtung von E.On. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KfK) hatte Ende April vorgeschlagen, dass die Verantwortung für den Abriss der Meiler bei den Energieversorgern verbleibt. Für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls sollen die Atomkraftwerksbetreiber E.On, RWE, Vattenfall und EnBW insgesamt rund 23 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen.
Die bisherigen Rückstellungen der Konzerne dafür in Höhe von 17,2 Milliarden Euro sollen sofort in Bar nach der Einrichtung des Fonds gezahlt werden, was spätestens 2017 der Fall sein könnte. Für den geplanten Aufschlag in Höhe von sechs Milliarden Euro, falls die Kosten für den Atom-Folgekosten steigen, haben die Energiekonzerne bis 2022 Zeit. Um diesen Aufschlag wird weiter gestritten.
Während E.On signalisierte, den Kompromiss zu tragen und den Aufschlag zu zahlen, ist Konkurrent RWE aus Essen nicht bereit, diesen Risikoaufschlag zu zahlen. Teurer wird es auf jeden Fall für E.On & Co.