Verstanden haben wird die Konzernleitung bisher vor allem, dass in diesem Markt niemand auf die Großkonzerne gewartet hat. "Die großen Tanker RWE und E.On sind viel zu schwerfällig. In diesem Bereich sind neue, kleine, wendige Marktakteure aus dem Mittelstand längst aktiv und deutlich erfolgreicher." Ja, E.On könnte seinen Größenvorteil nutzen, um viele Kleinanlagen in einem gemeinsamen Energiemanagement zu bündeln und deren Erzeugung auch über den Großhandel zu vermarkten. Doch an den Privatkunden sind ortsansässige Projektierer deutlich näher dran und genießen mehr Vertrauen als die einstigen Atom-Dinosaurier.
RWE nach 2,5 Jahren Energiewende
RWE konnte den Umsatz zwischen 2010 und 2012 bei 52 bzw. 53,2 Milliarden Euro stabil halten. Nach den ersten neuen Monaten 2013 liegt der Umsatz mit 39,9 Milliarden Euro bei vier Prozent über dem Vorjahreswert.
Der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen (Ebitda) fiel von 10,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2012. Im Jahr der Fukushima-Katastrophe (2011) lag er bei 8,5 Milliarden Euro. Nach den ersten drei Quartalen 2013 liegt das Ebitda mit 6,7 Milliarden Euro auf dem Vorjahreswert. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet RWE mit einem Ebitda von etwa 9 Milliarden Euro.
Der Konzernüberschuss fiel beträchtlich von 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2011. 2012 gelang es RWE sein betriebliches Ergebnis (= Konzernüberschuss) wieder auf 6,4 Milliarden Euro zu verbessern. Nach den ersten drei Quartalen 2013 ist der Konzernüberschuss mit 4,6 Milliarden Euro annährend stabil geblieben. Zum Halbjahr lag es noch 12 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2012. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet RWE mit einem Überschuss von etwa 5,9 Milliarden Euro und einem nachhaltige Nettoergebnis von etwa 2,4 Milliarden.
Für das Geschäftsjahr 2014 geht RWE von einem Ebitda von 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro aus. Das betriebliche Ergebnis (Konzernüberschuss) soll zwischen 4,5 und 4,9 Milliarden Euro betragen. Das nachhaltige Nettoergebnis soll zwischen 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen .
In diesem Punkt teilt sich Teyssen sein Leid mit Manager-Kollege Peter Terium. Der Chef des zweigrößten deutschen Energieversorgers hat am Donnerstag seine Zahlen präsentiert. Das Ergebnis vor Steuern brach bis September um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, das Nettoergebnis sogar um fast 68 Prozent. Terium setzt also nochmals den Rotstift an: 6750 Stellen werden bis 2016 gestrichen, 4750 davon in Deutschland.
Das Unternehmen geht durch ein Tal der Tränen“, sagte Terium. Das neue Sparprogramm soll ein Volumen von einer Milliarde Euro haben. Federn lässt in erster Linie die Kraftwerkssparte, aber selbst die Tochter für erneuerbare Energien RWE Innogy muss abspecken.
Am Ausbau der grünen Energie soll das aber nichts ändern. Der Niederländer an der RWE-Spitze ordnete kürzlich nämlich einen radikalen Strategieschwenk an. Aus einem internen Papier geht hervor, dass RWE nur noch in erneuerbare Energien investieren soll - und nicht mehr in neue fossile Kraftwerke. Derzeit baut RWE Innogy Offshore-Windkraftwerke mit einer installierten Leistung von 1.000 Megawatt. Bis 2014 will das Unternehmen Genehmigungen für weitere Offshore-Windprojekte im Umfang von 5.000 Megawatt vorliegen haben. Beim Ausbau von Wind- und Wasserkraftwerken konzentriert sich RWE auf den europäischen Markt. Die Essener sind hauptsächlich in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien und Frankreich aktiv. Nach Informationen des Handelsblatts soll die konventionelle Stromerzeugung laut dem Strategiepapier nur noch maximal ein Fünftel des Betriebsergebnisses ausmachen, 2012 war es mehr als die Hälfte.
Auf wachsende Renditen aus aufstrebenden Märkten in Übersee kann RWE im Gegensatz zu E.On nicht hoffen. "Die Energiewende hat zum ersten Mal deutlich gemacht, es geht auch ohne uns", sagte Terium erst kürzlich. Wie sehr er damit Recht hat, werden die kommenden Jahre zeigen.