Jobs vernichten hiesige Solarhersteller derzeit zu Hunderten. Sie selbst sitzen im Aufsichtsrat von Q-Cells, das Insolvenz angemeldet hat. Welche Fehler wurden gemacht?
Ein fataler Irrtum war die Annahme, die kristallinen Solarzellen seien lediglich für eine Übergangszeit der Hauptmarkt, und danach würden sich die Dünnschichttechnologien durchsetzen. Das Management hat deshalb die hohen Gewinne aus diesen wirtschaftlich erfolgreichen Jahren in die Entwicklung solcher Technologien reinvestiert. Doch wegen des rapiden Preisverfalls der kristallinen Zellen kam die Dünnschicht, deren Hauptvorteil ihre niedrigeren Produktionskosten waren, nie in Fahrt. Besser wäre es gewesen, das Geld damals in konkurrenzfähige Produktionslinien für herkömmliche Solarmodule zu stecken.
Haben die asiatischen Wettbewerber Q-Cells auch technologisch überholt?
Ganz und gar nicht. Q-Cells ist nach wie vor ein Juwel der Hochtechnologie. Das Unternehmen ist bereit, im Sommer die sogenannte Qantum-Technologie an den Markt zu bringen, die an meinem Institut mitentwickelt worden ist.
Worin besteht der Quantensprung?
Auf der Rückseite der Zelle werden die Ladungsträger viel gezielter als bisher eingesammelt, wodurch die Stromausbeute um fast ein Prozent steigt. Zugleich lässt sich der Zelltyp billiger herstellen. Die Markteinführung dieser Technologie bedeutet eine kleine Revolution.
Liegt Deutschland technisch noch vorn?
In der Forschung auf jeden Fall. Wir halten allein am ISE zehn neue Solarzellen-Technologien in petto, die deutliche Verbesserungen der heutigen Standardprozesse bringen.
Warum greifen die hiesigen Unternehmen sie nicht begierig auf?
Fast allen fehlen die finanziellen Mittel, sie serientauglich zu machen. Das ist ja das Drama.