Energiebericht von Statoil Wie gelingt der Ausstieg aus der Kohleenergie?

Das Ende der Kohleenergie ist beschlossen. Laut Studie des norwegischen Öl- und Gaskonzerns Statoil müsste der Ausstieg aber schnell kommen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wie das ökonomisch sinnvoll gelingen kann.

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Die Ergebnisse und was sie wert sind
KlimaDie Weltwirtschaft soll mittelfristig auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas verzichten. Ambitioniert - Kritiker sprechen eher von einem politischen Signal. Umweltschutzorganisationen reagierten unterschiedlich. Greenpeace, Germanwatch und WWF zeigten sich grundsätzlich zufrieden. "Elmau hat geliefert", urteilte Greenpeace, die Vision von 100 Prozent erneuerbarer Energieversorgung bekomme Konturen. Der BUND dagegen kritisierte die Vereinbarungen als zu unverbindlich. Grünen-Chefin Simone Peter sprach von "Absichtserklärungen statt konkreter Taten". Quelle: dpa
Russland und die UkraineG7 droht mit schärferen Sanktionen gegen Russland, falls die Lage in der Ostukraine weiter eskaliert. Auslöser könnte eine weitere Eskalation der Krise in der Ostukraine sein. Die bisherigen Maßnahmen hätten Wirkung auf die russische Wirtschaft gezeigt, etwa beim Kurs des Rubel, sagte US-Präsident Barack Obama. Putin müsse sich überlegen, ob er sein Land in die Isolation führen wolle, nur wegen eines „irrgeleiteten Verlangens nach einer Wiedererlangung eines Sowjetreiches“. Berlin setzt auf Einigkeit des Westens. Moskau wird bei anderen Krisen gebraucht. Trotzdem betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die G7 seien eine Gemeinschaft der Werte und der Verantwortung. Eine Wiederaufnahme Russlands in den illustren Kreis, aus dem es vor gut einem Jahr ausgeschlossen worden war, ist nicht in Sicht. Quelle: dpa
TerrorismusDie G7-Staaten wollen die Terroristen vom Islamischen Staat „besiegen und die Verbreitung ihrer hasserfüllten Ideologie ... bekämpfen“. US-Präsident Barack Obama gestand dabei Schwächen bei der internationalen Militäroffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat ein. „Wir haben noch keine umfassende Strategie“, sagte er und gab die Schuld dafür vor allem der irakischen Seite. Für Teile der internationalen Pläne fehle dort das nötige Engagement. Noch hat der Westen hier kein wirksames Rezept. Quelle: dpa
EntwicklungDie G7-Staaten wollen 500 Millionen Menschen bis 2030 von Hunger und Mangelernährung befreien. Die G7-Länder haben im Kampf gegen die Armut einiges erreicht - ihnen ist das Signal wichtig. Die Reaktionen von Hilfsorganisationen waren zwiegespalten: „Wenn die G7 ihr Versprechen halten und 500 Millionen Menschen dazu befähigen, sich aus Hunger und Mangelernährung zu befreien, werden sie einen großen Beitrag geleistet haben, um Hunger bis 2030 zu beenden“, heißt es in einer Stellungnahme der Entwicklungsorganisation One. Die Entwicklungsorganisation Oxfam sieht das kritischer: „Sie bieten eine Fundus weitgehend unfundierter Initiativen, um die globalen Herausforderungen wie Hunger, Ungleichheit und Seuchen zu bekämpfen. Dies ist ein Schlag ins Gesicht für Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben“, sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Ebenso das Kinderhilfswerk World Vision: „Die Gipfelchefs haben die Chance verpasst, die eigentlichen Grundursachen für die schlechte Situation der ärmsten Kinder in dieser Welt zu ändern“, sagte World-Vision-Themenmanger Marwin Meier. Quelle: dpa
GleichberechtigungDie berufliche Selbstständigkeit und die Bildung von Frauen sollen gestärkt werden. „Wir werden auf die besonderen Bedürfnisse von Unternehmerinnen eingehen, etwa indem wir ihren Zugang zu Finanzierung, Märkten, Fertigkeiten, Führungsverantwortung und Netzwerken stärken“, schreiben die Staats- und Regierungschefs. Wie das konkret aussehen soll, müssen sie allerdings in ihren eigenen Staaten entscheiden. Quelle: dpa
Gesundheit„Wir sind fest entschlossen, die Ebola-Fallzahlen auf null zu reduzieren“, heißt es im Gipfelpapier. Ob das klappt, ist offen - immerhin wurde Liberia schon für Ebola-frei erklärt. Quelle: dpa

Wie können Deutschland, Europa und die internationale Staatengemeinschaft die Klimaschutzziele erreichen, die im vergangenen Dezember in Paris beschlossen wurden? Für das norwegische Gas- und Ölunternehmen Statoil, das am Donnerstag seinen jährlichen Energiebericht vorlegte, ist die Antwort klar: Wir sollten schnellstmöglich aus der Kohletechnologie aussteigen.

Gegenwärtig werden rund 30 Prozent des weltweiten Energiebedarfs mit Hilfe von Kohle gedeckt, im Bereich Elektrizität sind es sogar 40 Prozent. Aus Sicht von Statoil muss sich das ändern. „Wir benötigen schnelle Veränderungen im Stromsektor und beim privaten Straßenverkehr.

Zusätzlich sind erhebliche Steigerungen der Energieeffizienz in allen Sektoren notwendig“, sagt Eirik Waerness, Chefvolkswirt des norwegischen Unternehmens.


Die Entwicklung des Kohlebedarfs ist aus Waerness‘ Sicht entscheidend für die Frage, wie sich der weltweite CO2-Ausstoß in den nächsten Jahren verändert. Je nach Szenario – einer stärkeren oder eben schwächeren Klimaschutzpolitik – dürfte der Ausstoß bis zum Jahr 2040 um bis zu 3,1 Prozent abnehmen oder gar um 0,8 Prozent steigen. In einem Vierteljahrhundert könnten dann jährlich zwischen 17 bis 37 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft gepustet werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es 32 Milliarden Tonnen.

Die EU-Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, bis 2020 ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 20 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 zu reduzieren. Gleichzeitig soll die Energieeffizienz um 20 Prozent erhöht werden, um mit den erneuerbaren Energien einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtenergieverbrauch zu erreichen.

Im Jahr 2030 sollen die EU-Staaten ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 senken, die erneuerbaren Energien sollen einen Anteil von mindestens 27 Prozent am Energieverbrauch in der EU erreichen.

All das wird nur möglich sein, wenn die Europäer mittel- bis langfristig aus der Kohleenergie aussteigen. Deren Ende hatten die G7-Staatschefs bereits im vergangenen Jahr im bayrischen Elmau verabredet. Doch wie kann das gelingen? Und welche Strategie sollte Deutschland verfolgen?

Pro Tonne CO2 30 Euro

Die Bundesrepublik könnte – vergleichbar mit dem Atomausstieg – ein Ende der Kohleenergie beschließen. Das wäre aufwändig und wohl teuer für Berlin. Die Bundesrepublik müsste mit jedem einzelnen Betreiber die Bedingungen einer Stilllegung verhandeln. Das Hauptproblem einer rein deutschen Lösung: Die Emissionen, die hier nicht mehr stattfinden, würden sich wohl massiv ins Ausland verschieben. Deutschland, bislang Stromexporteur, müsste plötzlich Strom aus anderen EU-Staaten importieren. Die CO2-Emissionen fänden also weiterhin statt – nur nicht in Deutschland.

Andreas Löschel, Professor für Energie- und Ressourcenökonomik an der Universität Münster, hält daher einen europäischen Ansatz für notwendig, um den Kohleausstieg ökonomisch sinnvoll umsetzen zu können.

von Angela Hennersdorf, Heike Schwerdtfeger, Yvonne Esterházy

„Ein europaweiter CO2-Preis wäre die bevorzugte Variante zur Erreichung der Klimaziele“, sagt Löschel. Eine Tonne müsste etwa 20 bis 30 Euro kosten, damit die Energieerzeuger auf effizientere Kraftwerke und andere Technologien als Kohle setzen.

Das würde Gasunternehmen wie Statoil freuen. Im Wärmebereich spielt Gas heute eine große Rolle. Laut EU-Kommission speist sich die Wärmeerzeugung derzeit zu 46 Prozent aus Gas. Energieexperte Löschel glaubt, dass diese Werte erheblich zurückgehen werden, wenn die Maßnahmen greifen, energieeffizienter zu bauen beziehungsweise bestehende Gebäude nachzurüsten.

Der Bedarf an Heizmitteln nimmt dann insgesamt ab, was auch Gas und Öl beträfe.

Zugleich dürfte der Bedarf an Strom aus Gaskraftwerken zunehmen, wenn Kohle per CO2-Bepreisung zu teuer wird. Doch selbst dann dürfte es für Statoil schwierig sein, seine Marktstellung auszubauen. Als zweitgrößter Erdgaslieferant Europas hat das norwegische Unternehmen nach eigenen Angaben einen europaweiten Marktanteil von etwa 15 Prozent. In Deutschland stellen sie circa 20 bis 25 Prozent des Erdgases. Energieexperte Löschel sieht russische Unternehmen gegenüber den Norwegern im Vorteil. „Russisches Gas ist oft deutlich günstiger.“

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