Erneuerbare Energien Inder greifen den deutschen Solar-Markt an

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Der indische Masterplan

Große Pläne: Bis 2022 will Indien 22.000 Megawatt Strom aus Solarenergie beziehen - die Prognosen liegen sogar bei 40.000 Megawatt Quelle: dpa

Zum anderen benötigen die indischen Hersteller Spitzentechnologie, um das staatliche Solar-Förderprogramm National Solar Mission, kurz NSM, voranzutreiben. Der indische Masterplan sieht bis 2016 einen Zubau von 9.000 Megawatt vor, in etwa die Leistung von sechs bis sieben Atommeilern. Bis 2022 sind sogar 22.000 Megawatt geplant. „Unsere Prognosen liegen sogar bei knapp 40.000 Megawatt bis dahin“, sagt Tobias Engelmeier, Gründer der deutsch-indischen Beratungsfirma Bridge to India in Neu-Delhi und München.

Gigantische Aussichten

Die damit verbundenen Geschäftsaussichten sind gigantisch. Denn die Nutzung der Sonnenkraft in Indien ist noch völlig unterbelichtet. Das Riesenreich mit durchschnittlich 300 Sonnentagen im Jahr hat 2011 gerade einmal knapp 300 Megawatt Leistung installiert, in Deutschland waren es 7.500 Megawatt. Bisher stillen vor allem Kohle und Wasserkraft den stetig steigenden Energiehunger.

Um den gewaltigen Zubau der Fotovoltaik zu bewältigen, rüsten die Inder auf. „Wir beraten ein familiengeführtes Konglomerat, das groß in die Solarindustrie einsteigen möchte und den Kauf von Fabriken in Europa plant“, berichtet Indien-Experte Engelmeier. Namen möchte er nicht nennen. Die Pläne erinnern auffallend an Ankündigungen asiatischer Mischkonzerne wie Samsung, LG oder Foxconn, die in den vergangenen Monaten den Einstieg ins Fotovoltaik-Geschäft erklärten.

Die Agenda der Energiekonzerne 2012
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Ambitionen und Aktivitäten

Solon-Interessent Microsol kann sich mit solchen Giganten nicht messen. Das Unternehmen gehört laut Branchenkennern einem halbstaatlichen, indischen Private-Equity-Fonds und arabischen Geldgebern. 2003 gegründet, betreibt Microsol zwei Solarzellenfabriken in den Emiraten.

Während Microsol noch um Solon buhlt, tummeln sich andere indische Unternehmen schon rege in der deutschen Solarbranche. Emmvee, zweitgrößter Hersteller von Solarmodulen aus der indischen Stadt Bangalore, vertreibt seine Produkte seit 2007 über zwei Gesellschaften in Heppenheim und Berlin. Zu den frühen Zelllieferanten gehörte Q-Cells. Der angeschlagene Solarkonzern will mit einem radikalen Schulden- und Kapitalschnitt einen Neuanfang versuchen. Darauf einigte man sich vor wenigen Tagen mit den wichtigsten Gläubigern. Seit Herbst 2010 kooperieren die Inder auch mit Bosch Solar in Erfurt. Bosch beliefert Emmvee mit monokristallinen Solarzellen.

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