Erneuerbare Energien Wer sich an Wind- und Solarkraft die Finger verbrannte

Seite 5/5

Ritter und Brenninkmeijer

Der Schokoladenfabrikant Alfred Ritter unterstützt seit 1996 die Solar-Fabrik in Freiburg Quelle: Andreas Körner für WirtschaftsWoche

Alfred Ritter - Zartbittere Investments

Die Familie Ritter produziert nicht nur Schokolade – sondern ist auch ein Pionier in der Solarthermie.

So früh wie der schwäbische Schokoladenfabrikant Alfred Ritter haben sich nur wenige Mittelständler für die erneuerbaren Energien eingesetzt. Seit ihrer Gründung 1996 unterstützt er die Solar-Fabrik in Freiburg, eines der ersten Unternehmen, das sich in Deutschland mit der kommerziellen Anwendung der Fotovoltaik befasst hat.

Zudem gründete der 59-jährige Chocolatier die heutige Ritter Energie- und Umwelttechnik. Das Unternehmen produziert unter anderem Kollektoren, die Sonnenlicht zur Erwärmung von Wasser nutze, ; die sogenannte Solarthermie. 2009 erlitt die Ökofirma jedoch einen schweren Umsatzeinbruch, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat. Grund: Die immer billiger gewordene Fotovoltaik hat der Solarthermie den Rang abgelaufen. Dennoch: „Das Unternehmen arbeitet profitabel“, versichert Geschäftsführer Jürgen Korff.

Anders als viele Konkurrenten macht auch die Solar-Fabrik derzeit Gewinn. Doch der Kurs der Aktie ist tief gefallen: Derzeit notiert das Papier bei 2,30 Euro. Im April 2007, auf dem Höhepunkt des Solar- hypes, standen die Kurse zeitweise sogar mehr als zehnmal so hoch. Ritters Aktienpaket von 19 Prozent wurde damals mit rund 50 Millionen Euro bewertet. Daran gemessen liegt sein Buchverlust heute bei rund 45 Millionen Euro.

Von solchen Berechnungen will der Solarmäzen aber wenig wissen. Er hält unbeirrbar an seinem Engagement fest, wie er der WirtschaftsWoche sagt: „Solarthermie und Fotovoltaik sind für mich klare Zukunftstechnologien, deren technologische Marktführerschaft derzeit in Deutschland liegt.“

Brenninkmeijer - Ausstieg verschlafen

Das grüne Milliardengrab des C&A-Clans.

Sie gilt als reichste Familie Europas. Auf rund 25 Milliarden Euro wird das Vermögen der Brenninkmeijer-Dynastie taxiert, die ihren Reichtum vor allem der Textilkette C&A verdankt. Kaum jemand hat in Europa aber auch so großzügig Geld in grüne Energien geschleust wie die niederländische Textilsippe. Die vom 54-jährigen Clan-Mitglied Marcel Brenninkmeijer 2001 gegründete Holding Good Energies mit Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug durfte zeitweise 350 Millionen Euro pro Jahr investieren. Heute ist die Finanzgesellschaft in knapp drei Dutzend Investments in den Sparten Solar-, Wind- und Gebäudetechnik sowie Energiespeicherung engagiert.

Das Kronjuwel von Good Energies war lange der Solarzellenhersteller Q-Cells aus Sachsen-Anhalt, der insgesamt schätzungsweise 200 Millionen Euro Cash erhielt. Im Februar 2007 brachten die Brenninkmeijers ein riesiges Aktienpaket an dem norwegischen Solarkonzern REC als Sacheinlage bei Q-Cells ein. Im Gegenzug bekamen die Niederländer neue Aktien im Wert von 1,14 Milliarden Euro. Nach der Transaktion hielt der Textil-Clan knapp 50 Prozent an Q-Cells. Auf dem Höhepunkt des Solarbooms Ende 2007 hatte die Beteiligung einen Börsenwert von rund vier Milliarden Euro. Heute besitzen die Aktien nur noch Ramschwert – Q-Cells musste Anfang April Insolvenz anmelden.

Die Niederländer hielten viel zu lang an ihrem Investment fest. Zwar warf Marcel Brenninkmeijer schon am 30. November 2010 seinen Vorsitz im Q-Cells-Aufsichtsrat hin. Doch erst ein knappes Jahr später begann der Clan, Anteile in großem Stil abzustoßen. Da war die Marktkapitalisierung längst unter 200 Millionen Euro gefallen, ein Vierzigstel des Höchstwerts. Summa summarum haben die Brenninkmeijers bei Q-Cells insgesamt schätzungsweise rund eine Milliarde Euro eingebrachtes Bar- und Sachkapital versenkt. Gemessen am Allzeithoch im Dezember 2007, summieren sich die Kursverluste auf dem Papier rein rechnerisch sogar auf fast vier Milliarden Euro.

Mit anderen Investments haben die Brenninkmeijers zwar Gewinn gemacht. Wie die Ökobilanz unter dem Strich ausfällt, dazu mochte sich der verschwiegene Textil-Clan nicht äußern. „Als private Investment-Management-Gesellschaft“ wolle Good Energies keine Fragen beantworten, erklärt Michael Asche, Geschäftsführer bei der Holding-Gesellschaft Cofra, die das Vermögen der Geheimniskrämer verwaltet.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%