Die US-Branchenführer ExxonMobil und Chevron ächzen weiter unter den niedrigen Ölpreisen. Bei Exxon brach der Überschuss im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahreswert um 59 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar (derzeit etwa 1,5 Mrd Euro) ein, wie der weltgrößte börsennotierte Ölkonzern am Freitag mitteilte. Es war das schwächste Ergebnis seit 1999 und bereits das siebte aufeinanderfolgende Quartal mit einem Gewinnrückgang.
Der Umsatz fiel um 22 Prozent auf 57,7 Milliarden Dollar und ist damit seit mittlerweile acht Quartalen im Sinkflug. „Unsere Finanzergebnisse spiegeln das schwankungsvolle Umfeld der Industrie wider“, erklärte Exxon-Chef Rex Tillerson. Er bekräftigte, alles daran zu setzen, den Abwärtstrend mit strikter Kostendisziplin abzufedern. Die Investitionen in Ausrüstungen sowie Explorations- und Förderprojekte sanken um 38 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar.
Noch finsterer sieht es beim größten US-Rivalen Chevron aus. Das Unternehmen hat bereits den dritten Quartalsverlust in Folge erlitten. Unter dem Strich ergab sich von April bis Juni wegen hoher Abschreibungen und Sonderlasten ein Minus von 1,5 Milliarden Dollar (derzeit etwa 1,3 Mrd Euro) - das schlechteste Ergebnis seit 2001. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Gewinn von 571 Millionen Dollar.
Was Sie über den Ölpreis wissen müssen
Da Öl ursprünglich in Fässern abgefüllt wurde - Barrel im Englischen -, wird diese Maßeinheit in der Branche bis heute verwendet. Ein Barrel sind 159 Liter.
Die steile Talfahrt begann Mitte 2014, bis Anfang 2016 hatte sich der Preis mehr als gedrittelt. Seitdem hat sich der preis wieder erholt, bleibt aber weiter weit hinter früheren Niveaus zurück. Hintergrund ist ein knallharter Wettbewerb zwischen den klassischen Ölförderern wie Saudi-Arabien und neuen Konkurrenten, die Rohöl mit der aufwendigen Fracking-Methode aus Schiefergestein lösen, allen voran in den USA.
Rohöl ist nicht gleich Rohöl. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten – je nach Region. Alleine der Finanzinformationsdienst Bloomberg listet mehr als 100 Stück auf, wovon allerdings nur wenige große Bedeutung haben. Als Richtwert am Finanzmarkt gilt das US-Rohöl West Texas Intermediate (WTI). Eine weitere wichtige Sorte ist das Nordsee-Öl Brent.
Bei den Ölsorten gibt es gravierende Unterschiede bei der Qualität, was auch zu merklichen Preisunterschieden führt. So kann etwa die Sorte North Dakota Sour in der Raffinerie nur schwer verarbeitet werden, weil sie stark schwefelhaltig ist. Das schlägt sich auch im Preis nieder.
Für US-Öl und Brent-Öl werden die Preise über das Spiel von Angebot und Nachfrage gebildet. Aber auch diese Sorten können eine Vielzahl von unterschiedlichen Preisen haben, was daran liegt, dass sie in sogenannten Future-Kontrakten gehandelt werden. Der Käufer erwirbt dabei Rohöl mit unterschiedlichen Lieferdaten. Der am meisten gehandelte und damit für die Anleger wichtigste Future-Kontrakt läuft über einen Monat.
Auch die Ölsorten des Ölkartells Opec (Organisation erdölexportierender Länder) sind für die Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Von der Opec-Zentrale in Wien wird einmal täglich der sogenannte Opec-Korbpreis ermittelt. Hierfür melden alle Mitgliedstaaten des Ölkartells ihre jeweiligen Ölpreise, dann wird der sogenannte Korbpreis aller 13 Opec-Sorten errechnet. Dieser Durchschnittspreis wird allerdings immer mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht und spiegelt daher nicht die neueste Entwicklung wider.
Der Umsatz des Exxon-Konkurrenten sank um 27 Prozent auf 29,3 Milliarden Dollar. Die Zahlen reflektierten die gesunkenen Ölpreise und die nötigen Anpassungen an dieses neue Marktumfeld, erklärte Vorstandschef John Watson. Der Preis, zu dem Chevron Rohöl am Markt los wurde, ging zum Vorjahr von 50 auf 36 Dollar je Barrel (159 Liter) zurück. Die Ausgaben wurden bereits drastisch gekürzt und Tausende Jobs gestrichen. Watson versprach, den sinkenden Einnahmen weiter mit konsequenten Kostensenkungen zu begegnen.
Analysten hatten bei den US-Ölriesen mit deutlich besseren Quartalsergebnissen gerechnet. Die Aktien von Exxon fielen im frühen US-Börsenhandel um etwa 2,5 Prozent. Chevron konnte die Markterwartungen immerhin beim Umsatz etwas übertreffen und kam deshalb mit einem leichten Minus von rund 0,2 Prozent deutlich glimpflicher davon. Die internationale Konkurrenz hat die gleichen Probleme, wie die beiden größten US-Ölkonzerne. Auch die Zahlen von Shell und BP hatten zuletzt kräftig gelitten.