Gegäudesanierung 12 Tipps zum richtigen Dämmen

Die Bundesregierung will den CO2-Ausstoß der Wohnhäuser bis 2050 um 80 Prozent senken. Dafür sollen die Eigentümer die Gebäude umfassend dämmen. In einer Aktion der WirtschaftsWoche hatten Leser Gelegenheit, Experten der Energieagentur NRW zu fragen, wie sie dabei richtig und Kosten sparend vorgehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir hier exklusiv für Sie zusammengestellt.

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Was kostet die Außendämmung eines Einfamilienhauses?

Eine 14 bis 16 Zentimeter dicke Außendämmung kostet je Quadratmeter zwischen 85 und 135 Euro, inklusive sämtlicher Nebenarbeiten wie Gerüst aufstellen oder Anschlüsse an Fenster, Sockel und Dachrand herstellen.  Erfahrungsgemäß sind vorgehängte, hinterlüftete Fassaden aus Schiefer oder Holz etwas teurer als Wärmedämmverbundsysteme auf Putzfassaden. Mineralwolledämmungen sind in der Regel etwas teurer als solche aus Polystyrol. Holen Sie mindestens drei Vergleichsangebote von erfahrenen Fachunternehmen ein.

Müssen Hausbesitzer ältere bereits gedämmte Häuser nachrüsten, wenn diese die von der Regierung angestrebten höheren Dämmwerte nicht erfüllen?

Nach den aktuellen gesetzlichen Vorgaben müssen Mindestdämmstärken nur hergestellt werden, wenn neu gebaut wird, oder eine Außenwand ohnehin neu verputzt oder gedämmt werden soll (Energieeinsparverordnung EnEV 2009). Es gibt also keine Nachrüstpflicht. Zusatzdämmungen können im Übrigen oftmals sehr gut auf vorhandene Dämmungen aufgebracht werden.

Für denkmalgeschützte Gebäude gelten die gesetzlichen Dämmanforderungen in der Regel nicht. Hier können problemlos Befreiungen bei der örtlichen Bauaufsichtsbehörde erwirkt werden.

Dennoch kann es sinnvoll sein, zum Beispiel die schmucklose Hof- und Seitenwände solcher „Stuckgebäude“ von außen zu dämmen. Bei den Schmuckfassaden kann eine Innendämmung geprüft werden. Es ist ratsam, dazu ein erfahrenes Fachunternehmen oder einen Energieberater hinzuzuziehen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet die sogenannte Vor-Ort-Energieberatung an, die staatlich gefördert wird. Hinweise dazu und eine Liste der örtlichen Energieberater finden Sie unter: www.bafa.de im Bereich Energie/Energiesparberatung.

Ich überlege, mein 1979 erbautes Einfamilienhaus mit zweischaliger Klinkerverkleidung zu dämmen. Dabei denke ich an das Einblasen von Dämmflocken oder Perlite in die Mauerschale. Mein Architekt rät mir wegen der Gefahr von Schimmelbildung und einer Verschlechterung des Raumklimas jedoch davon ab.

Wir teilen die Auffassung des Architekten nicht. Jede fachgerechte Dämmung der Außenwände verbessert den Wärmeschutz. Die Wandinnenseiten werden wärmer, das mindert die Gefahr von Feuchteschäden durch Kondensation deutlich. Zudem empfinden die Bewohner warme Wände als behaglicher.

Allerdings muss der Klinker in einem Zustand sein, dass selbst bei Schlagregen keine größeren Feuchtigkeitsmengen in die Hohlschicht gelangen können. Denn nasse Dämmstoffe verlieren ihre Dämmwirkung. Übliche Einblasdämmstoffe (Perlite, Mineralwolle) sind zwar wasserabweisend, sollten aber nicht dauerhaft hoher Feuchtigkeit ausgesetzt sein. Der Hohlraum muss ausreichend breit sein, um wirksam dämmen zu können. Die Holraumfuge sollte möglicht glattkantig sein. Mörtelbrücken, Drahtanker, durchbindende Klinker können eine vollständige Ausblasung erschweren und behindern.

Ich möchte die Decke des Obergeschosses gegen den nicht gedämmten Speicher mit Styroporplatten dämmen, und zwar von oben. Wie dick müssen die Platten sein?

Laut EnEV muss der Wärmedämmwert (U-Wert) nach der Sanierung kleiner als 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m2K) sein. Der Wert gibt an, wie viel Wärme durch ein Material entweicht, wenn auf beiden Seiten unterschiedliche Temperaturen herrschen. Bei üblichen Deckenkonstruktionen wird dieser Wert mit Dämmstärken von 16 bis 18 Zentimetern erreicht (Dämmung mit Wärmeleitfähigkeit 035). Wir raten, 22 bis 24 Zentimeter zu nehmen, da die Materialkosten je Zentimeter Dämmung nur etwa ein bis zwei Euro betragen, Sie aber mindestens 20 bis 30 Jahre von der besseren Dämmung profitieren. Eine preiswerte Variante wäre das Aufblasen von Dämmstoffflocken auf die Decke.  

Mein freistehendes Einfamilienhaus, Baujahr 1981, ist verklinkert. Auf dem Mauerwerk aus 24 Zentimeter Poroton befinden sich vier Zentimeter Dämmwolle. Die Fenster sind doppelverglast, Auch die Dachschrägen und der Spitzboden sind gedämmt, die Decken im Erd- und Dachgeschoss holzvertäfelt. Die Kellerdecke hat keine Isolierung. Wir haben Fußbodenheizung im Erdgeschoss und Radiatoren im Keller und Dachgeschoss und heizen mit einer acht Jahre alten Gaszentralheizung. Was kann ich tun, um wirtschaftlich Energie zu sparen?

Bei Ihnen genügen kleinere Maßnahmen. Eine Dämmung der Kellerdecke von der Unterseite könnte sinnvoll sein. Denn die Fußbodenheizung sollte zum Keller hin einen optimalen Wärmeschutz haben. Falls noch nicht geschehen, sollten auch alle Rollladenkästen gedämmt werden.

Bei Gasheizungen empfiehlt sich der Einbau von Gas-Brennwertgeräte, die auch die Abwärme der Abgase nutzen. Beim nächsten Heizungstausch ist die Kombination mit einem Sonnenkollektor, der warmes Wasser liefert, zu prüfen.  Daneben sollten sämtliche Warmwasser führende Rohre im unbeheizten Keller sehr gut gedämmt werden.

Ein sogenannter hydraulischer Abgleich stellt sicher, dass Heizkörper und Fußbodenschlangen nicht mit unnötig viel heißen Wasser durchströmt werden. Haben Sie noch eine ältere Umwälzpumpe, sollte sie gegen eine Hocheffizienzpumpe getauscht werden. Das senkt den Stromverbrauch um rund vier Fünftel.

Ich habe ein 250 Jahre altes Fachwerkhaus mit dünnen Wänden, teilweise aus Lehm und Weidengeflecht. Lässt sich das Haus von innen dämmen, ohne dass das organische Material schimmelt oder sonst wie Schaden nimmt?

Auch in ihrem Fall wäre eine Außendämmung aus bauphysikalischer Sicht unproblematisch. Sie erhöht die Temperaturen im Bereich des Fachwerks, das zudem besser gegen die Witterung geschützt ist. Nach der Dämmung können nachträglich Schieferflächen, Holzverschalungen oder auch Putzfassaden hergestellt werden.

Innendämmungen sollten nur von Fachunternehmen mit langjähriger Erfahrung in der Sanierung von Fachwerkhäusern durchgeführt werden. Als Dämmmaterialien bieten sich Zellulose, Leichtlehme, mit Perlite gefüllte Kalkputze, Holzweichfaser-Dämmplatten oder Mineralschaumplatten an. Besonders sorgsam muss bei der Innendämmung von Sichtfachwerkwänden vorgegangen werden, um zu verhindern, dass von außen eindringendes  Wasser die Dämmschicht durchfeuchtet. Wetterseiten sind besonders gefährdet.

Zusätzliche Probleme können entstehen, wenn feuchte Raumluft hinter die Dämmung gelangt. Holzbalkendecken und Balkenköpfe müssen vor kondensierender Raumluftfeuchte geschützt werden.

Kann der Nachbar mir verbieten, eine auf der Grundstücksgrenze stehende Hauswand (Giebelwand) mit 14 Zentimeter dicken Hartschaumplatten zu isolieren?  

Dafür benötigen Sie in der Tat seine Zustimmung. Dagegen ist eine Dämmung in den öffentlichen Straßenraum oder auch in den Bereich einer Abstandsfläche zum Nachbarn in der Regel problemlos möglich. Dennoch sollte man auch in diesen Fällen vorher die örtliche Bauaufsichtsbehörde fragen. Ein Sonderfall sind Reihenhauszeilen mit versetzten Einzelgebäuden. Hier muss in der Regel eine Dämmung, die auf das Nachbargrundstück ragt, toleriert werden.

Gibt es seitens der Bundesregierung verpflichtende Auflagen, um den Energiebedarf einer Bestandsimmobilie um die angestrebten 80 Prozent zu senken?

Bisher sieht das Energiekonzept der Bundesregierung keine neuen Sanierungspflichten vor. Prinzipiell ist es jedoch möglich, den Energiebedarf auch bestehender Gebäude um 80 Prozent zu reduzieren. Dazu müssen alle Außenwände, das Dach und die Kellerdecke sorgfältig gedämmt, gut isolierende Fenster und auch eine effektive Heizung eingebaut werden. Die Nutzung von Sonnenenergie, Erdwärme oder Holzpellets verringert den Energiebedarf zusätzlich.

In diesem Zusammenhang ist der Unterschied zwischen dem tatsächlichen Verbrauch (Endenergie in Liter Heizöl oder in Kubikmeter Erdgas) und dem von der Regierung verwendeten Begriff der Primärenergie wichtig. Um den Primärenergiebedarf im Bestand um 80 Prozent zu senken, kann schon der Einbau eines Pelletkessels genügen. Das liegt an der Definition des Primärenergiebedarfs. Dabei werden die CO2-Emissionen betrachtet, die durch die Beheizung der Gebäude entstehen. Wird die Wärme aus Sonne, Erdwärme, Biomasse oder dem nachwachsenden Rohstoff Holz statt aus dem Verfeuern von Kohle, Gas oder Erdöl gewonnen, sind die 80 Prozent schnell erreicht. Eine entsprechende Minderung bis zu 2050 ist daher nicht unrealistisch und wird bei Gebäudesanierungen mit anschließender Nutzung regenerativer Energien auch heute schon erreicht.

Es geht um die Sanierung eines 18-Parteien-Hauses aus den Sechziger Jahren mit 18 Eigentümern. Gibt es öffentliche Zuschüsse allein für eine Wärmedämmung und einen neuen Kessel, oder nur in Verbindung mit einer Solaranlage oder einer Wärmepumpe?

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt mit dem Programm „Energieeffizient Sanieren“ zur Zeit nur Zuschüsse für kleinere Gebäude und Eigentumswohnungen. Das Erreichen des Förderziels „Effizienzhaus“ setzt dabei sehr umfangreiche Sanierungen voraus: Dämmen von Dach, Kellerdecke und Außenwänden, Einbau moderner Isolierfenster und eine neue Heizung. Wer zusätzlich eine Wärmepumpe, einen Holzpelletkessel oder eine Solaranlage einbaut, kann Zuschüsse des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erhalten.

Die Dämmung einzelner Bauteile wie Dach oder Außenwände unterstützt die KfW mit zinsgünstigen Krediten aus dem Programm „Wohnraum modernisieren“. Solche zinsgünstigen Kredite gibt es auch für größere Gebäude plus einem zusätzlichen Teilschulderlass.

Wir bewohnen ein Fertighaus aus dem Jahr 1975. Das Dach ist weder ausgebaut noch isoliert. Welche Dämmung bietet sich an?

Hohlräume in der Decke lassen sich sehr preiswert mit Zellulose oder Mineralwolle dämmen. Dafür müssen lediglich kleine Einblasöffnungen geschaffen werden. Alternativ kann die Deckenkonstruktion geöffnet werden, um die Hohlräume mit Dämmmatten oder Dämmschüttungen zu füllen. Wichtig ist, dass eine luftdichte Folie die Dämmung gegen die Raumluftfeuchte aus den Wohnräumen abschirmt.

Ich möchte mein Fertighaus aus dem Jahre 1962 (Holzständerbauweise) mit einem Wärmedämmverbundsystem isolieren, befürchte aber, dass sich zwischen Holzplatten und der Dämmung Feuchtigkeit bildet, die zu Schimmel führt. Was raten Sie?

Können in die Hohlräume der Außenwände Feuchtigkeit oder kalte Außenluft eindringen, ist die Dämmung wirkungslos. Ein sogenannter Blower-Door-Test, der circa 300 bis 500 Euro kostet, gibt Aufschluss, ob die Außenwände luftdicht sind.

Ist sicher gestellt, dass die Konstruktion luftdicht ist und keine Feuchtigkeit auftritt, könnte eine Kombination aus Hohlraumdämmung und Wärmedämmverbundsystem ausgeführt werden. Damit sollte sehr erfahrene Handwerksbetriebe beauftragt werden.

2004 haben wir Fenster und Türen unseres Hauses (Baujahr 1960) ausgetauscht, Fußböden und Dach gedämmt und einen Gas-Brennwertkessel eingebaut. Jetzt zeigen uns Wärmebildaufnahmen, dass an den Giebeln viel Wärme verloren geht. Das Problem jedoch: Das Dach des Hauses hat an keiner Seite einen Überstand, nur die Dachrinne steht vor. Das Dach zu verlängern, erscheint uns aber als viel zu teuer. Zudem hat uns ein Maurermeister gesagt, wenn schon, müssten wir alle Seite dämmen. Dort befinden sich aber ein Balkon und ein Schutzdach für den Hauseingang, die dann entfernt oder ebenfalls für viel Geld eingepackt werden müssten. Das hat uns entmutigt.

Es ist problemlos möglich, nur Teilflächen zu dämmen. Das verbessert sogar die Wärmeisolierung der direkt angrenzenden Mauerflächen geringfügig. Bevorzugt sollten beheizte und viel genutzte Räume wie das Wohnzimmer statt etwa das Treppenhaus oder die Flure gedämmt werden.

Genügt es, zwei bis drei Reihen der Dachziegel abzunehmen, um die Dachlatten zu verlängern, ist die Herstellung eines Dachüberstands in vielen Fällen gar nicht einmal besonders teuer. In Bereich der Regenrinne ist es etwas aufwendiger.

Den Balkon sollten sie dämmen, wenn ohnehin Reparaturarbeiten anstehen. Auch wenn dort bis dahin weiter Wärme verloren geht, ist die Außendämmung eine lohnende Investition.     

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