Gespräche mit Fortum E.On gibt Startschuss für Uniper-Verkauf

Der Energiekonzern E.On will seine Uniper-Anteile an den finnischen Versorger Fortum veräußern. Noch hält der Essener Konzern 47 Prozent an der Kraftwerkstochter. Die Gespräche sollen schon fortgeschritten sein.

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Uniper Quelle: dpa

Das Fusionsfieber in der europäischen Energiebranche steigt: Der finnische Versorger Fortum will dem Energiekonzern E.On seinen 47-prozentigen Anteil an der Kraftwerkstochter Uniper abkaufen, wie beide Konzerne am Mittwoch mitteilten. Die Essener Energieriese leitet damit ein Jahr nach dem Uniper-Börsengang den endgültigen Ausstieg aus der umstrittenen Kohleenergie ein. Die Gespräche über eine entsprechende Vereinbarung seien fortgeschritten. Eine endgültige Entscheidung soll aber erst 2018 fallen. "Es ist nicht sicher, dass die Diskussionen in eine Einigung münden", warnte Fortum-Chef Pekka Lundmark zur Vorsicht.

Fortum will den Überlegungen zufolge 22,00 Euro je Aktie zahlen, was Uniper mit rund acht Milliarden Euro bewertet. Der hochverschuldete E.On-Konzern könnte für seinen Anteil also 3,8 Milliarden Euro einstreichen. Ein satter Gewinn wäre der Preis auch für die Aktionäre: Beim Börsengang vor einem Jahr debütierten die Uniper-Papiere mit 10,02 Euro.

Uniper selbst zeigte den Finnen allerdings die kalte Schulter. "Dieser Vorstoß kommt unaufgefordert und passt nicht zu unserer Strategie, die wir mehrfach öffentlich erläutert haben", erklärte Uniper-Chef Klaus Schäfer. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass sich der Konzern eigenständig entwickeln wolle.

Wie die Uniper-Aktien verteilt sind

Aktien im Höhenflug

Dennoch sorgen die Übernahmephantasien für ein Kursfeuerwerk unter den Versorgerwerten. Mit einem Aufschlag mehr als sechs Prozent auf 22,46 Euro waren die Uniper-Aktien die größten Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Fortum stiegen rund fünf Prozent. Auch die Titel von E.On, RWE und dessen Ökostromtochter Innogy verbuchten deutliche Kursgewinne.

Da der E.On-Anteil über 30 Prozent liegt, muss Fortum gemäß dem Übernahmegesetz allen Uniper-Aktionären ein Angebot unterbreiten. Die Finnen streben nach der Einschätzung von Experten aber nicht unbedingt eine Komplettübernahme von Uniper an. Anzeichen dafür sei, dass keine Mindestannahmeschwelle vorgesehen ist. "Wir glauben, dass sie auch mit einem Anteil von 51 Prozent zufrieden sind und das Angebot nicht erhöhen werden", schrieben die Analysten von Bernstein.

Uniper steht in der Energiebranche schon länger ganz oben auf der Liste der Übernahmekandidaten. E.On hatte im vergangenen Herbst 53 Prozent seiner Kraftwerkstochter abgespalten und an die Börse gebracht. Von Anfang an hieß es, den restlichen Anteil von 47 Prozent wolle E.On bis 2018 halten, mittelfristig aber ganz abstoßen. Ende Mai hatte Reuters von Insidern erfahren, dass E.On seinen Uniper-Anteil ins Schaufenster gestellt und Goldman Sachs damit beauftragt habe, Möglichkeiten für einen Verkauf auszuloten. Neben Fortum galten die tschechischen Rivalen CEZ und EPH als mögliche Bieter. Auch RWE hatte ein Interesse nicht zurückgewiesen.

Startschuss für Konsolidierung

Fortum, mehrheitlich in den Händen des finnischen Staats, sei vor allem an dem Wasserkraftwerken und den Beteiligungen an den schwedischen Atomkraftwerken von Uniper interessiert, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Fortum arbeite bereits mit einem Partner zusammen, der die Kohle- und Gaskraftwerke übernehmen könnte. Uniper sitzt in Düsseldorf und beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter. Wegen des Preisverfalls fielen 2016 hohe Abschreibungen auf Kraftwerke und Gasspeicher an. So stand am Ende ein Netto-Verlust von 3,2 Milliarden Euro zu Buche. Dennoch zahlte die Firma eine Dividende von 55 Cent je Aktie.

Mit dem Vorstoß der Finnen gerät die Energiebranche wieder in Bewegung. Große Übernahmen hatten in den vergangenen Jahren Seltenheitswert. Zehn Jahre ist es her, dass E.ON für den spanischen Versorger Endesa über 40 Milliarden Euro hinblättern wollte, das Bieterrennen allerdings verlor. Doch Spekulationen über eine bevorstehende Konsolidierung der Branche gibt schon länger. Im Zentrum des Interesses stehen vor allem deutsche Konzerne - neben Uniper gilt die RWE-Ökostromtochter Innogy als besonders begehrt, weil sie keine Altlasten wie Kohle- oder Atomkraftwerke im Portfolio mehr hat. Als mögliche Interessenten werden die französische Engie, die italienische Enel und die spanische Iberdrola gehandelt.

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