Gründerwettbewerb Kohle aus Gartenabfällen

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WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb

So musste Suncoal nicht lange nach Unterstützung suchen. Wenige Monate nach ihrer Firmengründung fanden die Jungunternehmer mit Bodo Wolf nicht nur einen finanzstarken Investor. Der Gründer der Choren Industries, dem führenden Hersteller von Diesel aus Biomasse, ist auch einer der gefragtesten Experten im Geschäft mit erneuerbaren Energien. Rund 50 Jahre arbeitete er in der deutschen Energiewirtschaft. Mit diesem Wissen will Wolf nun Suncoal auf die Beine helfen. Dass es klappt, steht für Wolf außer Zweifel: „Mit solchen Leuten können Sie nicht verlieren“, sagt er über das Suncoal-Gründerteam. 

Dabei ist die Idee der Verkohlung von Biomasse fast 100 Jahre alt: Der deutsche Chemiker Friedrich Bergius hat das Verfahren erstmals 1910 beschrieben. Eine große Öffentlichkeit hatte das Thema nie. 

Das könnte sich bald ändern. Während fossile Brennstoffe knapp werden, suchen Wissenschaftler nach Alternativen zu Öl, Gas und Kohle. Wer eine Lösung für den Massenmarkt findet, wird über Nacht reich und leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur Lösung eines der größten Probleme unserer Wirtschaft.

Als sich die beiden Freunde von Massow und Wittmann im Herbst 2006 in einem Berliner Café trafen, beherrschten die Folgen des Klimawandels die Schlagzeilen. Al Gores Film „Eine unbequeme Wahrheit“ war gerade in den Kinos gestartet – das Thema war überall. Die beiden diskutierten über die Energieversorgung der Zukunft. Sie kennen sich aus: Wittmann promovierte im Fach Energietechnik und von Massow war als Unternehmensberater für Roland Berger in Osteuropa unterwegs. Dort plante er Wasserwerke und brachte Kohleförderer auf den Weg. 

Suncoal - Eine innovative Geschäftsidee

Beiläufig erzählt Wittman an dem Nachmittag von neuen Methoden für die Verkohlung von Biomasse. Plötzlich sind sie elektrisiert. Wäre das nicht die Lösung vieler Energieprobleme? Eine Geschäftsidee? Schon lange wollten sie ein Unternehmen gründen, das einen Beitrag leistet, zur Lösung eines Problems. Das könnte es sein.

Tagsüber feilt Wittmann an seiner Doktorarbeit, nachts wälzt er Artikel über Hydrothermale Karbonisierung, wie die Verkohlung im Fachjargon heißt. An den Wochenenden fliegt von Massow nach Berlin – um seine Freundin zu sehen und um an der Idee zu feilen. Über Monate geht das so.

Die Freunde bauen eine Testanlage. Für ihre Experimente bekommen sie einen Raum an der TU Berlin. Hier kochen sie kiloweise Gartenabfälle. Die müssen erst zerkleinert werden. Dann erhitzen sie das Grünzeug mit Wasser in einem Stahlkessel, der mit 20 Bar unter zehnmal so hohem Druck steht wie ein Autoreifen. Nach mehreren Stunden bei rund 200 Grad Hitze spalten sich in der Brühe Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Das Ergebnis ist ein schwarzer Schlamm. Der wird herausgenommen und getrocknet. Immer weiter verfeinern sie das Verfahren.

Doch sie spüren, dass sie Suncoal zu zweit nie zum Laufen bringen können. Weder haben sie einen Businessplan noch einen Investor. In ihrem Freundeskreis finden sie Mitstreiter, die sie sofort überzeugen: Christian von Olshausen, Produktionsleiter von Procter & Gamble, und Friedrich von Ploetz, ebenfalls Berater bei Roland Berger. Alle schmeißen ihre hoch bezahlten Jobs hin, geben Dienstwagen und Blackberry zurück und ziehen in ein kleines Büro in den Hafen von Königs Wusterhausen in Brandenburg. 

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