Denn China geht prompt seinerseits Zöllen gegen ausländische Hersteller vor. Chinesische Produzenten haben ein entsprechendes Anti-Dumping-Verfahren gegen Polysilizium aus Europa beim Handelsministerium angestoßen. Polysilizium ist einer der wichtigsten Rohstoffe bei der Produktion von Solarmodulen.
Für deutsche Unternehmen wie Wacker Chemie eine schlechte Nachricht. Das Unternehmen macht ein Viertel seines Umsatzes mit Polysilizium für die Herstellung von Solarzellen. Der Löwenanteil geht nach Asien und dort hauptsächlich nach China. Die vier großen chinesischen Polysiliziumhersteller beschweren sich, der Import aus der EU habe in den ersten sechs Monaten um 30 Prozentpunkte zugelegt, der Preis sei aber um fast 50 Prozent gefallen - und damit weit unter den üblichen Marktwert.
Die wichtigsten Solarmärkte
2011 verkauften chinesische Hersteller in Europa Solarmodule und Bauteile im Wert von 21 Milliarden Euro. Damit ist Europa der wichtigste Exportmarkt für die chinesische Solarindustrie.
Mit exportierten Solarmodulen und Bauteilen im Wert von 2,4 Milliarden Euro sind die USA für chinesische Hersteller ebenfalls ein wichtiger, aber doch deutlich kleinerer Markt als Europa.
China gilt als einer der größten Märkte für erneuerbare Energie. Die Regierung in Peking hat kürzlich angekündigt, statt der bisher veranschlagten 15 Gigawatt Solarleistung bis 2015 rund 21 Gigawatt installieren zu wollen.
Die Chinesen führen also dieselben "Antidumping"-Argumente an wie die amerikanischen Unternehmen. Wacker nennt die Vorwürfe der chinesischen Konkurrenz "halt- und substanzlos". Der Konzern unterstützt trotz der möglichen harten Konsequenzen für das eigene Geschäft nicht die Initiative EU ProSun, die Ende Juli Klage bei der EU-Kommission eingereicht hat. Die Petition geht ebenfalls auf Solarworld zurück. Konzernchef Frank Asbeck hat es geschafft, Unternehmen, die 25 Prozent des europäischen Marktanteils präsentieren hinter sich zu bringen und gemeinsam eine Petition einzureichen - in der Hoffnung auch auf dem europäischen Markt Strafzölle gegen chinesische Importe zu erwirken.
Zieht die EU mit Zöllen nach?
Seit September prüft die Kommission nun die Eröffnung eines Antidumpingverfahrens. EU-Handelskommissar Karel De Gucht will binnen 15 Monaten entscheiden, ob Strafzölle gegen Peking erlassen werden. Die Entscheidung wird Juni 2013 erwartet. Der Industrieexperte der Grünen im EU-Parlament, Reinhard Bütikofer, warnte vor derartigen Vergeltungsmaßnahmen, sie könnten Europas Solarindustrie teuer zu stehen kommen. Außerdem dürfte Brüssel, so der Experte gegenüber dem Handelsblatt, die Chinesen nicht für die zum Teil hausgemachten Probleme der europäischen Solarbranche verantwortlich machen. Damit hat Bütikofer durchaus recht. Einige der deutschen Unternehmen gingen nicht pleite, weil chinesische Billigimporte auf den deutschen Markt strömten, sondern weil ihr Geschäftsmodell sehr auf den Erlösen aus der Solarförderung fußte, sie zu schnell zu stark expandierten oder schlicht gravierende Fehler im Management unterliefen.